Kommentar Flughafen Lübeck: Sterbehilfe vom besten Kunden

Der von Ryanair nun verkündete Aderlass wiegt bedeutend schwerer, als die Formulierung von den "drei Linien" ahnen lässt.

Jetzt ist auch der letzte Strohhalm dahin: Ryanair gibt dem Flughafen Lübeck mit seinem Teilrückzug den Todesstoß.

Die Iren sind ja nicht nur der beste Kunde, sondern fast der einzige. Nur eine Maschine am Tag hebt dort ohne das Ryanair-Logo ab: Nach Gdansk - eine Strecke, die man dank Ostseeautobahn bequem in einem halben Tag mit dem Auto schaffen kann.

Der von Ryanair nun verkündete Aderlass wiegt bedeutend schwerer, als die Formulierung von den "drei Linien" ahnen lässt: Betroffen sind die neueste Verbindung nach Sardinien, die zum Drehkreuz in Hahn und die zum Ryanair-Stammsitz in Dublin. Letztere hat Bremen den Lübeckern regelrecht abspenstig gemacht. Dort bekommen die Billigflieger nämlich einen richtigen Flughafen mit Straßenbahn-Anbindung - und ein eigenes Terminal zu unverschämt günstigen Konditionen.

Die Botschaft ist klar: Die Iren glauben nicht mehr an Lübeck. Sonst hätten sie ihren Rückzug nicht vor dem Bürgerentscheid im April bekannt gegeben.

Unanständig ist es, wenn die Flughafengesellschaft nun die Debatte um die Zukunft von Blankensee für den Buchungsrückgang verantwortlich macht: Es wurde höchste Zeit, dass die hoch verschuldete Stadt das Millionengrab in Frage stellt. Und schließlich legte die Flughafengesellschaft selbst mit einem windigen "Investor" eine Bruchlandung hin.

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Jan Kahlcke, war von 1999 bis 2003 erst Volontär und dann Redakteur bei der taz bremen, danach freier Journalist. 2006 kehrte er als Redaktionsleiter zur taz nord in Hamburg zurück

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