Gold in der Super-Kombination: "Der Erfolgsdurst wird nie gestillt sein"

Maria Riesch holt überraschend Gold in der olympischen Super-Kombination von Whistler. Nach acht Jahren ist es die erste Alpin-Medaille für Deutschland. Und am Sonnabend will sie noch zulegen.

Maria Riesch: Die Vermessung der Goldmedaille. Bild: dpa

WHISTLER dpa | Während der Nationalhymne genoss Maria Riesch mit der Goldmedaille um den Hals den größten Triumph ihrer Sportlerkarriere. Am liebsten hätte sie den Augenblick für die Ewigkeit eingefroren. "Das sind diese Momente im ganzen Leben, da möchte man alles aufsaugen, festhalten und abspeichern. Das Gefühl kann man nicht nachempfinden, man kann es nur erleben", schwärmte die Skirennfahrerin nach dem Olympiasieg in der Super-Kombination von Whistler.

Zaghaft stimmte die 25-Jährige bei der Siegerehrung den Text der Hymne an, versuchte den einzig geruhsamen Moment des "Wahnsinnstages" zu genießen - und war danach im Interview- und Feier-Marathon schon wieder auf der Jagd. "Dieser Erfolgsdurst oder der Wille, Medaillen zu gewinnen, wird nie gestillt. Sonst gebe es ja keine fünf- oder zehnmaligen Olympiasieger oder Weltmeister. Das ist immer wieder Ansporn", sagte die Frau, die den erfolgreichsten Alpin-Olympioniken Kjetil Andre Aamodt als eines von mehreren Idolen sieht.

Nach dem Rennen war also trotz aller Emotionen gleich wieder vor dem Rennen, und so war eine Sieger-Party mit gebremstem Schaum angesagt. Denn am Samstag geht es mit dem Super-G (19.00 Uhr/MEZ) weiter. Im Duell zwischen ihr und Ski-Freundin Lindsey Vonn, die bei der Riesch-Feier nicht dabei war, steht es nun 1:1.

"Sie hat mir gratuliert, wie es sich gehört. Ich habe ihr bei der Abfahrt auch gratuliert. Im Sport kann sich alles vom einen auf den anderen Tag drehen", meinte Slalom-Weltmeisterin Riesch, die am späten Abend noch lange mit Ex-Schwimmstar Franziska van Almsick plauderte. Seit sie den WM-Sieg vor zwölf Monaten feierte ist der Bekanntheitsgrad Rieschs um ein Vielfaches gestiegen. Jetzt wird es noch mehr werden. Am Abend nach ihrem Triumph gratulierte schon Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg der Deutschen und posierte mit der deutschen Ski-Schönheit für die Fotografen.

Riesch selbst hatte an ihrem großen Tag eigentlich zu gar nichts Zeit. Das Handy empfing ständig Kurznachrichten, nicht mal zu den Eltern nach Garmisch-Partenkirchen war mehr als ein kurzer Anruf drin, selbst mit der Schwester hatte sie nicht mehr als einen SMS- Kontakt. Wenigstens gab es vor dem "Rumreiche-Feier-Marathon" ein Gläschen Sekt mit den Trainern, mit denen sie am Vorabend bestimmt nicht ganz so gerne angestoßen hätte. Denn nach dem achten Platz in der Abfahrt hatte ihr Damen-Cheftrainer Mathias Berthold einen ziemlichen Einlauf verpasst.

"Auf der einen Seite verletzt einen das ein bisschen, wenn der Trainer mit den Holzhammer hinterher draufhaut, wenn man schon ein bisschen am Boden ist. Auf der anderen Seite ist es Ansporn und Motivation", sagte der Voll-Profi Riesch, der im zweiten Olympia-Start zum ersten Gold raste. Beim dritten Start, bei dem Teamkollegin Viktoria Rebensburg ihre Olympia-Premiere gibt, ist wieder Vonn die Favoritin. Für die Freundschaft der beiden ist es sicher gut, dass beide schon eine Goldene haben.

Für Deutschland gab es erstmals seit 2002 wieder eine olympische Alpin-Medaille. Die letzten Goldfahrten lagen gar schon zwölf Jahre zurück. "Ich bin schon angesprochen worden: Jetzt bist du Olympiasiegerin wie Rosi Mittermaier, Katja Seizinger und die anderen", sagte Riesch und hatte den Verbandschef erfreut. "Die Außenwirkung des Skiverbands steht und fällt mit den Alpinen", meinte Verbands-Präsident Alfons Hörmann. Und wichtig war der Erfolg auch für die WM 2011 in Rieschs Heimat Garmisch-Partenkirchen, wenn die Bayerin bei ihrer Musterkarriere den nächsten Schritt gehen will.

Bis nach Garmisch ist es noch ein weiter Weg. Erst einmal wollen Riesch & Co. bei Olympia nachlegen. "Schauen wir, dass wir die drei Bewerbe möglichst für das ganze Team erfolgreich zu Ende bringen", sagte Riesch mit Blick auf die medaillenträchtigen Disziplinen Riesenslalom und Slalom. Für sie selbst ist alles "nur" noch Zubrot. "Es war das große Ziel, eine Olympia-Medaille zu holen. Dass es jetzt die goldene ist, ist die Krönung", sagte sie. "Aber ich mache mir ganz bestimmt keinen Druck mehr, davon hatte ich die letzten Tagen genug."

Der Druck fiel von Riesch ab, aber die sonst so nah am Wasser gebaute Athletin vergoss - zumindest öffentlich - am großen Tag keine Träne. Dagegen waren die olympischen Vorgänger mehr als normal berührt. "Rosi" feierte mit "Wasi" und außer Rosi Mittermaier und Markus Wasmeier war auch die bis zum Riesch-Coup letzte deutsche Gold-Dame, Hilde Gerg, voller Freude. "Das war eine Wahnsinnsleistung", schwärmte sie.

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