Bildung: Zuckerbrot für Hochschulen

Die Berliner Hochschulen erhalten ab 2012 zwei Drittel des Geldes nach Leistung. Das klingt gut, aber reich macht sie das nicht.

Hörsaal der Humbodt-Universität: Mehr Platz für die Lehre wäre auch gut. Bild: ap

Die Hochschulen müssen sich ab 2012 auf ein neues System der Finanzierung einstellen. Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) hat am Mittwoch ein Konzept vorgestellt, das die Bildungsverwaltung in den vergangenen Monaten gemeinsam mit den Hochschulen ausgehandelt hat.

Kern des Konzepts: Die Zeit der weitgehend pauschalen Zuschüsse ist vorbei. Bislang wurde ein Drittel der Gelder leistungsbasiert zwischen den Hochschulen verteilt - das sollte Wettbewerb erzeugen. Nun soll das umgesetzt werden, was Zöllner schon im vergangenen Jahr als "leistungbasierte Hochschulfinanzierung" vorstellte. Demnach sollen sich die Mittel im Schnitt der Berliner Hochschulen dritteln: Ein Drittel macht ein leistungsunabhängiger Sockelbetrag aus, der beispielsweise die Personalkosten decken soll. Eine weiteres Drittel sind leistungsabhängige Gelder für den Bereich Lehre, dazu gehört zum Beispiel die Zahl der Studierenden in einem bestimmten Bereich. Das letzte Drittel sind leistungsabhängige Gelder unter anderem für die Bereiche Forschung und Gleichstellung, hier werden unter anderem Promotionen von Frauen belohnt.

Das Wort "Belohnung" versuchte Zöllner am Mittwoch weitgehend zu vermeiden. Doch die Tabellen, die beispielsweise die "Finanzierungsbeträge für den Bereich Forschung/Wissenschaft" darstellen, machen das Zuckerbrot-Prinzip deutlich. So sollen ab 2012 beispielsweise für jede 1.000 Euro an eingeworbenen Drittmitteln 500 Euro aus der Staatskasse dazu kommen. Für eine abgeschlossene Promotion gibt es 25.000 Euro und für die Beteiligung an einem Exzellenzcluster 1,5 Millionen. Im Bereich Gleichstellung sind die Summen ein bisschen kleiner. So werden für die Besetzung einer W2/W3-Professur auf Lebenszeit mit einer Frau 35.000 Euro fällig - wenn in dem Bereich noch keine Frauenquote von 50 Prozent erreicht ist.

Das Geld, das aus der Landeskasse in die Hochschulen fließt, soll dabei auch in den nächsten Jahren auf dem aktuellen Niveau liegen - in diesem Jahr gibt Zöllner 952 Millionen Euro an. In den kommenden Jahren sollen jedoch noch Gelder aus dem Hochschulpakt dazu kommen und die Summe so insgesamt steigen.

Das sei ein "praktikables und zukunftsfähiges System", findet Zöllner. Er legt Wert darauf, dass Geld, das für einen Bereich gezahlt wird, nicht unbedingt in diesem verbleiben müsse. So soll es beispielsweise möglich sein, mit den Zuschüssen für Forschungsbereiche, die viele Drittmittel einwerben, auch andere Studienbereiche finanzieren zu können. Ein Geldsegen wird für die Hochschulen trotzdem ausbleiben, denn die Beträge sind nicht nur nach unten, sondern auch nach oben gedeckelt. Bei fünf Prozent Zuwachs ist Schluss. Auch die Zahl der zusätzlichen Studienplätze ist nach Fächern begrenzt.

Die Hochschulen selbst gaben sich am Mittwoch wortkarg. Das Modell müsse erst noch geprüft werden, teilte eine Sprecherin der Humboldt-Universität mit. Die Technische Uni zeigte sich "überrascht vom Vorgehen Zöllners". "Uns wurde das Papier noch nicht zugeleitet", sagte Sprecherin Stefanie Terp. Sie bestätigte allerdings, dass es seit Anfang Januar "intensive Verhandlungen" zwischen den Hochschulen und der Bildungsverwaltung gegeben habe. Die Verwaltung will das Konzept Ende März dem Hauptausschuss vorlegen. Das Abgeordnetenhaus müsse nicht mehr zustimmen, da es die Hochschulverträge bereits abgesegnet habe.

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