Trendwende: Das Lachen kehrt zurück

Hat Hannover 96 das Schlimmste hinter sich? Auch wenn spielerisch längst nicht alles stimmt, bekommen die Niedersachsen gegen Eintracht Frankfurt ihren ersten Heimsieg seit Oktober 2009 hin.

Grund zur Freude: Die 96er Jan Durica, Christian Schulz und Leon Andreasen. Bild: dpa

Es ist schon eine kleine Ewigkeit her, dass man die Spieler von Hannover 96 derart gelöst hat erleben können nach einem Spiel im eigenen Stadion. Da, wo sie in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder wortlos an den wartenden Reportern vorbeigegangen waren, nach immer wieder neuen Niederlagen. Nun auf einmal blieben sie wieder stehen, warteten geduldig, bis sie nach dem glücklichen 2 : 1 (1 : 1) gegen Eintracht Frankfurt ihre persönlichen Glücksgefühle in Mikrofone und Notizblöcke hinein schildern konnten. "Es macht einfach Spaß, wenn man gewinnt", sagte 96-Linksverteidiger Christian Schulz über diesen Sieg vor 38.847 Zuschauern, dem ersten Heimsieg seit Ende Oktober. "Das ist ein wirklich geiles Gefühl."

Ein Gefühl, an dass sie sich in Hannover wohl kaum noch wirklich erinnern konnten. "Wenn man so lange zu Hause nicht gewinnt, leidet das Selbstbewusstsein schon ganz erheblich darunter", auch das sagte Schulz. "Eine große Befreiung", pflichtete Mittelfeldspieler Leon Andreasen bei, "eine große Erlösung."

Die Freude ist also zurückgekehrt an einen Ort, der das Lachen nach dem Selbstmord von Nationaltorhüter Robert Enke im November verlernt zu haben schien. Und mit ihr die Hoffnung auf den Klassenerhalt für eine Mannschaft, die man angesichts einer aberwitzigen Niederlagenserie und mitunter erschreckend schwacher Darbietungen vielerorts schon abgeschrieben hatte.

Es war diese Leichtigkeit, die sich an diesem trüben Samstagnachmittag auch auf dem Platz hatte beobachten lassen. Zumindest in der aufregenden Anfangsphase: Da spielten die Niedersachsen so, wie sie schon lange nicht mehr gespielt haben - hinten kompakt, frech nach vorne. Und bereiteten den Gästen aus Frankfurt damit erhebliche Schwierigkeiten. Große Probleme hatte allerdings zunächst auch Hannover damit, die guten Möglichkeiten von Arouna Koné (3.), Leon Andreasen (3.) und Christian Schulz (6.) im Tor unterzubringen. So stand Hannovers Führung durch Andreasen (14.) dann auch sinnbildlich für die vorangegangenen Bemühungen der Gastgeber. Nach dem Zuspiel von Didier Ya Konan musste sich der Däne ganz schön strecken, um den Ball mit der Fußspitze noch zu erreichen.

Es wirkte so, als habe der Sieg beim SC Freiburg am vergangenen Wochenende gereicht, endlich die Last abzuwerfen, von der gebeugt die Hannoveraner über Wochen aufgetreten waren und die das Spiel zu lähmen schien. Wer allerdings dachte, der Führungstreffer würde den 96ern Sicherheit geben, der lag falsch. Dass nämlich die reichlich biederen Gäste vom Main nun auf die Idee kamen, dass es sich lohnen könnte, auch einmal selbst anzugreifen, dazu trugen auch die Gastgeber bei: Die Mannschaft von Trainer Mirko Slomka zog sich aus unerklärlichen Gründen zurück, musste in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit denn auch einen Ausgleichstreffer von Frankfurts Halil Altintop hinnehmen.

"Unbedingter Glaube"

Und doch war auch das anders: "In der Vergangenheit sind wir nach solchen Rückschlägen nicht mehr zurückgekommen", sagte Linksverteidiger Schulz später. "Diesmal war der unbedingte Glaube da, dass wir uns das nicht mehr nehmen lassen." Trotz der gelb-roten Karten gegen Frankfurts Selim Teber (54.) und dem erneuten Führungstreffer durch Sergio Pinto (57.) allerdings spielte Hannover gehemmt, wie gelähmt vielleicht durch die Angst, doch wieder verletzt zu werden. Und ließ dabei aber auch den Gästen kaum noch Möglichkeiten: Spätestens als Eintracht-Trainer Michael Skibbe mit Altintop den einzigen Spieler auswechselte, vom dem so etwas wie Torgefahr ausging, und auch den übrigen Frankfurtern nichts mehr einfiel, war den 96ern der Erfolg nicht mehr zu nehmen.

Hinterher gab sich vor allem Trainer Mirko Slomka große Mühe, die offenkundige Freude nur auf die unmittelbare Zeit nach dem Spiel zu beschränken. "Das war ein ganz wichtiger Sieg und ein Zeichen, dass die Mannschaft dieser Situation gewachsen ist", sagte er. Aber: "Wir haben aber noch nichts erreicht." In der Tat: Nach wie vor stehen die Hannoveraner auf einem Relegationsplatz.

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