FC St. Pauli gegen Oberhausen: Den Abstiegskandidaten untergekriegt

Der FC St. Pauli ringt Rot-Weiß Oberhausen mit 5:3 nieder und ist wieder auf Aufstiegskurs.

Alles für den Chef: Deniz Naki vom FC St. Pauli heizt das Publikum an. : dpa

"Ich möchte jetzt nicht Oberhausen sein", hatte St. Pauli-Trainer Holger Stanislawski vor dem Spiel gesagt. Wer möchte das schon - erstens überhaupt eine Stadt sein, und zweitens dann auch noch Oberhausen? Die Worte des Chefs zielten aber auch, wie üblich, weniger auf den vorgeblichen Adressaten, als auf die eigene Mannschaft. Der Subtext lautete: "Ich möchte nicht Teil dieser Mannschaft sein, wenn sie jetzt auch noch gegen Oberhausen versagt!"

Die Drohung schien angekommen zu sein: Nach viereinhalb Minuten flankte Florian Bruns von rechts und Marius Ebbers köpfte aus fünf Metern zum 1:0 ein. Es sah aus, als würde Stanislwskis "Neue Linie" ziehen: Der Trainer hatte nach der jüngsten Niederlagen-Serie den Beginn einer Kurz-Saison von neun Spielen ausgerufen, die mit 0:0 Punkten und Toren begänne, also ohne den Ballast der letzten schwachen Spiele, aber auch ohne die Vorschuss-Lorbeeren aus der Hinrunde. Außerdem will Stanislawski künftig nur noch Spieler aufbieten, die ganz fit sind. Also mussten Abwehrchef Fabio Morena und Außenverteidiger Carsten Rothenbach zuschauen - und Stanislawski die Abwehr umbauen. Nach neun Minuten humpelte Ralph Gunesch vom Platz und mit Marcel Eger kam der dritte Neue in die Viererkette, die nun richtig Arbeit bekam: Einen Freistoß von Heinrich Schmidtgal boxte Matthias Hain gerade noch weg, aber gegen den Nachschuss von Moritz Stoppelkamp war der St. Pauli-Torwart machtlos.

Der Auftakt einer drolligen Viertelstunde: Lehmann knallte einen Freistoß aus 32 Metern zur 2:1-Führung in den rechten Winkel, vielleicht mit ein wenig Hilfe einer Windbö, die über die Baustelle am Millerntor fegte. Oberhausen kam zur zweiten Chance - und zum zweiten Tor durch einen Kopfball von Daniel Gordon, den Eger ungedeckt ließ.

Nach der Pause war gerade eine kuriose Stafette von mehr als 20 hohen Bällen hin und her gegangen, als St. Paulis Bastian Oczipka aus 19 Metern unter Torwart Christoph Semmler hindurch schoss. Mit der erneuten Führung im Rücken begann St. Pauli jenen Druck aufzubauen, der die Mannschaft in der Hinrunde ausgezeichnet hatte. Glück für St. Pauli in der 73. Minute: Nach einer Ecke stützte sich Marcel Eger bei Torwart Semmler auf, Florian Bruns staubte zum 4:2 ab. Nur zwei Minuten später lupfte Oberhausens Marinko Miletic eine Freistoß-Vorlage zum 4:3-Anschlusstreffer ins Tor. St. Pauli spielte weiter nach vorn: in der 84. Minute traf Boll nach zu kurz abgewehrter Ecke zum 5:3. Da konnte Stadionsprecher Rainer Wulff sich die Anspielung auf das Volksfest "Hamburger Dom", das am Freitag neben dem Stadion beginnt, nicht mehr verkneifen: "Jeder Schuss ein Treffer", sagte er, und klang wie der Koberer einer Schießbude.

Und Oberhausen? Wollte an diesem Tag tatsächlich nicht Oberhausen sein. Da hatte Stanislawski recht behalten.

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