Boxpromoter "Don King": Mitten im Handgemenge

Ahmet Öner schickt sich an, mit Unterstützung des Privatfernsehens zum führenden Boxpromoter aufzusteigen. Seine Biografie ist schillernd.

Boxmanager Ahmet Öner arbeitet mit lettischen Lizenzen. Bild: dpa

Verbal ist Ahmet Öner schon auf Kurs: "Vitali drückt sich vor (Odlanier) Solís, weil der ihm gefährlich werden kann." Das ist die jüngste Kostprobe aus dem Arsenal des aufstrebenden Boxpromoters aus Hamburg-Niendorf. Öner ist der Chef von Arena-Boxpromotion und zum einen als Enfant terrible der deutschen Boxszene bekannt, zum anderen aber auch als Mann, der ein Händchen für talentierte Boxer hat. Die klettern unter der Regie des temperamentvollen Boxmanagers in den Ranglisten hoch, und neben der deutschen Schwergewichtshoffnung Steffen Kretschmann, Hauptkämpfer am Samstag in der Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg, ist Yuriorkis Gamboa dafür der beste Beweis.

Gamboa ist der erste Weltmeister unter dem Arena-Dach und hat dem Hamburger Boxstall den Weg auf den US-Markt geebnet. Dort ist Arena mittlerweile exzellent aufgestellt, nicht nur weil der US-Boxsender HBO einen Narren an dem spektakulär auftretenden Wirbelwind aus Guantánamo, so der Kampfname Gamboas, gefressen hat, sondern weil mit Fox ein zweiter US-Sender Gefallen an den Arena-Boxern gefunden hat. Der Sender übertrug den letzten Kampf von Odlanier Solís, dem zweiten großen kubanischen Trumpf in den Händen von Ahmet Öner, am 21. März.

Der aus Havanna stammende, 120 Kilogramm schwere kubanische Dampfhammer rangiert derzeit auf Nummer zwei der WBC-Rangliste und gilt als ernst zu nehmender Herausforderer der Klitschko-Brüder. Fest im Visier hat der Schatten, so der Kampfname von Solís, den Weltmeistergürtel. Alles andere hat für den liebend gern mit schwerem Goldschmuck posierenden Kubaner, der gemeinsam mit Federgewichtler Gamboa und Bantamgewichtler Yan Barthelemy Ende 2006 der kubanischen Boxstaffel den Rücken kehrte, keine Bedeutung.

Das sind Zutaten, die neben der boxerischen Klasse der Arena-Titelanwärter aus Kuba, der Türkei und Deutschland bei den Sendern gut ankommen. Auf der medialen Tastatur hat Öner seinen talentierten Jungs allerdings noch einiges voraus, denn der aus Duisburg stammende Boxmanager ist immer für eine Schlagzeile gut. Schlägereien, tätliche Angriffe auf Unparteiische, gerichtliche Auseinandersetzungen mit der Konkurrenz und zuletzt im August 2009 ein dubioser Anschlag, bei dem Öner angeschossen wurde, zieren die Biografie des zu einer Bewährungsstrafe verurteilten Boxmanagers. Seine Kampfabende veranstaltet Öner längst nicht mehr unter Lizenz des Bundes deutscher Berufsboxer (BDB), sondern unter lettischer Lizenz.

Hauptgrund ist, so Öner, dass der BDB nicht alle deutschen Boxer repräsentiere, sondern ein "Universum-Förderverein" sei. Der konkurrierende Hamburger Boxstall, wo Öner die Handschuhe einst im Halbschwergewicht schnürte, um später erste Erfahrungen im Management zu sammeln, ist für Öner ein rotes Tuch. Entsprechend groß ist der Antrieb, es dem Konkurrenten zu zeigen.

Der Event in der Alsterdorfer Sporthalle in Kooperation mit Sat.1 dürfte für Öner so etwas wie ein Etappensieg sein. Für Sat.1 ist es, nach neunjähriger Abstinenz, die Rückkehr in den Boxsport. Die lässt sich der Sender, der eine vierteilige Doku über den Werdegang der deutschen Schwergewichtshoffnung Steffen Kretschmann produzierte, einiges kosten. Quote will man mit Boxen machen, und dabei setzt Sportchef Sven Froberg auf Öner. Der habe "als deutscher Don King eine Chance verdient, sich als seriöser Partner zu beweisen".

Das sind Worte, die Ahmet Öner schmeicheln dürften. Schließlich hängt im Niendorfer Gym ein riesiges Transparent des Arena-Chefs, Arm in Arm mit dem einflussreichen und dubiosen Kollegen aus den USA.

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