KOMMENTAR: TERESA HAVLICEK ÜBER INKLUSION: Freudlose Farbe

Inklusion klingt gut. In der Realität allerdings scheitert sie jedoch am allgemeinen Sparzwang beim Lernen ebenso wie beim Wohnen. Auch wenn der Verein Innere Mission die Wände hübsch bunt streicht.

Der Verein Innere Mission hat sich viel Mühe gegeben mit seinem neuen Haus für geistig- und mehrfachbehinderte in Findorff: bunte Farbe an den Wänden, Einzelzimmer, Parkett, moderne Küchen.

Aufgelöst werden dafür Außenwohngruppen in Schwachhausen und im Viertel. Dabei entsprechen die dem, was allseits gefordert wird: Inklusion. Nicht ausgelagert werden sollen behinderte Menschen, sondern dort Unterstützung bekommen, wo alle sind. Also mittendrin in Schulen und Wohngegenden. Die Innere Mission verzichtet mit ihrem Neubau darauf. Und verweist auf finanzielle Gründe.

Inklusion klingt gut. In der Realität allerdings scheitert sie beim Wohnen ebenso am allgemeinen Sparzwang wie beim Lernen. Ab dem Sommer soll es in Bremen "eine Schule für alle" geben. 137 Fünftklässler mit Behinderungen werden dann die Regelschule besuchen. Als erstes Bundesland hat Bremen Inklusion im neuen Schulgesetz verankert. Nur Geld für die Umsetzung, für Fortbildungen, mehr Stellen für Sonderpädagogen ist nicht da.

Inklusion kostet. Die Frage ist, was sie denen wert ist, die sie großspurig versprechen - wenn sie mehr sein soll als ein Lippenbekenntnis. Oder eine schlecht gemachte Schulreform, die im Chaos für alle zu enden droht. Da hilft dann auch keine bunte Farbe an den Wänden.

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ist Niedersachsen-Korrespondentin der taz. Sie hat 2009 bei der taz in Bremen als Volontärin angefangen und zwei Jahre später nach Hannover rübergemacht.

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