die wahrheit: Neues aus Neuseeland: Justin Bieber und das deutsche Bärchen

Der Sommer vergeht, die Nächte werden kühler, und die größte Hitzewelle, die dieses Land seit Langem geschüttelt hat, ist nun auch endlich vorbei: Bieber-Mania ...

... Was war das für ein Aufruhr vor zwei Wochen, als Popzwerg Justin Bieber auf seiner Tournee endlich Down Under einfiel und ihm auf dem Flughafen von Auckland erst mal die Mütze weggerissen wurde. Dass unter der so spontan entblößten Schädeldecke nichts schlummert, was einen IQ oberhalb der herbstlichen Durchschnittstemperatur Neuseelands aufweist, zeigte sich wenig später. Justin Bieber ist wirklich ein Phänomen: Der Knabe weiß nichts mit dem Begriff "German" anzufangen.

Das Enthüllungsdrama spielte sich im Studio des kleinen Musiksenders C4 ab. Interviewer Drew Neemia, vertrauensbildend mit einem Justin-Bieber-T-Shirt bekleidet, fragte den 16-jährigen Star, ob es "wahr oder falsch" sei, dass "Bieber" auf Deutsch "Basketball" bedeute. Das war ganz schön raffiniert von ihm gefragt, da doch "Bieber" auf Englisch "beaver" heißt, und "beaver" wiederum die gleiche Doppelbedeutung wie "Bärchen" auf Deutsch hat. Daraus hätte sich ein hübsches Muschi-Geplänkel entspinnen können.

Bieber antwortete jedoch völlig humorfrei, dass er nicht verstand, was mit "Deutsch" gemeint sei. Drew Neemia wiederholte es noch dreimal in verschiedenen Tonlagen: "German. German! German!!" Nun gut, es kann am Akzent liegen, das haben Kiwis schon öfter erlebt: Sie sagen "Ben", der Ami versteht "bin"; sie sagen "ten", der Engländer versteht "tin". Die gepressten Vokale sind schon manchmal gewöhnungsbedürftig. Ganz sicher, wenn man 16 ist und meist nichts anderes hört als das Kreischen von Teenagern.

Also ließ der Interviewer den verwirrten Sänger kurz auf seine Karte gucken, wo Neemia sich die Fragen notiert hat: "German" – da stands. Aber vielleicht kann Bieber auch nicht lesen. Oder weiß noch nicht, dass es Länder gibt, wo man diese Sprache spricht. Auf jeden Fall antwortete er im Brustton spätpubertärer Überzeugung: "Das sagen wir in Amerika nicht." Und schob noch hinterher: "Aber falls du gemeint hast, ob ich Basketball mag, ja?" Nein, meinte leider niemand.

Da lobt man sich doch Diane von Fürstenberg, die mit Ehemann Barry und Musikproduzent David Geffen auf Segeltour im Südpazifik war. Und deren Yacht namens "EoS" dann prompt zur Reparatur bei uns im Hafen von Lyttelton lag, wenn ich hier mal aus dem Nähkästchen plaudern darf – wann erlebt man so viel Luxus schon aus nächster Nähe? Sonst schluffen hier immer nur philippinische Matrosen rum.

Der Designerin gefiel alles, aber wirklich alles in diesem "weit entfernten Land mit so wenigen Menschen", verlautbarte sie auf ihrem Blog. Ästhetischer Höhepunkt der Kiwi-Tour: "Ich liebe, liebe, liebe die Maori-Muster an den Versammlungshäusern – sehr, sehr, DVF!" Da sieh mal einer an. Zumindest eine, die sich auskennt und weiß, was Stil ist. Das macht doch Bären-Banausen vom Schlage Biebers wieder wett.

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.