Die Wahrheit: Einkaufsblues
Neulich Abend ists gewesen, Hier ums Eck, bei Edeka...
Als ich hinterm Aufschnitt-Tresen
Dich, du Holde, stehen sah.
Weihnachtsengelblonde Locken,
Bernsteinaugen, Erdbeermund -
Himmel, war ich von den Socken,
Dachte: Donnerwetter! und:
Wird das Schicksal uns vereinen?
Enden meine Seelenpein?
Süßer Blick! Er traf den meinen
Und du sprachst: "Was darfs denn sein?"
Wardst du meiner Liebe inne?
Ach, du lächeltest kokett!
Beinah schwanden mir die Sinne,
Doch ich sagte: "Zwiebelmett,
Hundert Gramm, und eine Schnitte
Leberkäs." Das gabst du mir.
Und du sprachst: "Der Nächste, bitte."
Wortlos wankte ich zur Tür.
Später stand ich auf der Straße,
Regen wehte in mein Ohr,
Und mir kam in hohem Maße
Dieses Leben sinnlos vor.
Nächste Woche werd ichs wagen;
Fragst du dann: "Was darf es sein?"
Werd ich laut und deutlich sagen:
"Du, Geliebte, du allein!"
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Leser*innenkommentare
SunshineReggae
Gast
meine mutter is die wurstfrau bei reichelt, das gedicht hat mich persöhnlich berührt
micha
Gast
Sehr schön. Wilhelm Busch hätte seine Freude dran gehabt.
"Regen wehte in mein Ohr" ist ganz großes Kino.
WilderWusel
Gast
Na,wenn sie dann nur nicht sagt: Darfs ein bißchen mehr sein?