Keine Realnamen bei "World of Warcraft": "Killrock, der Troll" darf Troll bleiben
Im Streit um das Forum des Rollenspiel-Riesen Blizzard haben sich die Nutzer durchgesetzt - ein heiß debattierter Realnamen-Zwang wird zumindest teilweise wieder aufgehoben.
Wer sich in den populären Multiplayer-Games des Rollenspielriesen Blizzard tummelt, tut dies üblicherweise unter einem Pseudonym. Aus "Hans Müller" wird dann beispielsweise "Killrock, der Troll", aus "Sabine Maier" "Celesdax, die Fee". So war es seit den Anfangstagen der Internet-Spiele-Revolution und so soll es, finden zumindest die meisten Nutzer, auch bleiben. Gerade ist Blizzard nämlich mit seinem Ansinnen, die Anonymität in seinen Spielewelten teilweise aufzuheben, grandios gescheitert.
Und das kam so: Um die "Qualität der Diskussionen zu verbessern", wie es von dem Anbieter hieß, sollte im "World of Warcraft"-Forum auf der Blizzard-Community-Seite Battle.net künftig mit Klarnamen debattiert werden. Die so genannte "Real ID"-Funktion sei "eine neue Methode, mit Freunden in Verbindung" zu bleiben. Firmenmitarbeiter "Bashiok", selbst erstaunlicherweise zunächst noch anonym, machte die Änderung bekannt.
Was dann folgte, war die wohl heißeste Debatte, die es bei Battle.net je gab: Auf fast 2.500 Forenseiten und in 50.000 Kommentaren nahmen die Nutzer das Vorhaben Blizzards auseinander. Der allgemeine Tenor reichte von "Das ist eine bescheuerte Idee" bis hin zu "Die wollen mit uns nur mehr Geld verdienen". Eine wirkliche Begründung gab Blizzard nämlich nicht ab - und so gab es diverse Spekulationen, was hinter "Real ID" steckte. Die wohl wahrscheinlichste Erklärung: Battle.net soll künftig verstärkt mit dem größten sozialen Netzwerk der Welt, Facebook, verknüpft werden, das selbst nur Klarnamen duldet.
Die Forenmitglieder untermauerten ihre Gegenargumente mit einem Angriff auf die Privatsphäre von Blizzard-Mitarbeiter "Bashiok": Die Forenmitglieder sammelten innerhalb kürzester Zeit zahlreiche Informationen über den Community-Manager, der - etwas unklug - demonstrativ seinen Klarnamen veröffentlich hatte. Es dauerte keine zehn Minuten, bis Daten zu seinen Hobbys, seiner Wohnung und sein halber Lebenslauf im Forum standen. Der Mann fühlte sich schließlich so verfolgt, dass er seinen Twitter-Account und seine Telefonnummer abdrehen ließ.
Doch auch bei Blizzard war es unterdessen zu einem Umdenken gekommn. Firmenboss Mike Morhaime begab sich höchstpersönlich in die Battle.net-Gemeinschaft, um den Nutzern die Strategieänderung bekanntzugeben: "Wir haben das Feedback genau beobachtet und auch intern diskutiert. Als Ergebnis der Diskussionen haben wir uns entschieden, dass Klarnamen doch nicht für Postings im offiziellen Blizzard-Forum notwendig sind."
Das heißt allerdings nicht, dass man bei dem Rollenspielriesen ganz von der "Real ID"-Idee (und offensichtlich auch der Facebook-Kooperation) weggekommen ist: "Ich will hiermit auch allen klarmachen, dass unsere Pläne für die Foren komplett getrennt sind von unserem optionalen Real ID-System innerhalb von Spielen." Damit meint Morhaime die Möglichkeit, sich bei "World of Warcraft" und "Starcraft II" der Welt doch mit Klarnamen zu präsentieren.
Und auch sonst will man bei Blizzard weiter aufräumen mit der offensichtlich geschäftlich nervigen Anonymität von Trollen, Axthelden und Magiern: "Wir planen Real ID auf Battle.net weiter zu entwickeln und neue und spannende Funktionalitäten in unsere Spiele einzubauen." Die seien dann für all jene Spieler gedacht, "die sich entscheiden, dieses Feature zu nutzen", so Morhaime, der in seinem Posting nicht vergaß, darauf hinzuweisen, "wie extrem wichtig" die "direkte Verbindung zur Community" für Blizzard sei.
Es bleibt abzuwarten, wie die die Ausdehnung von "Real ID" auf mit Facebook verknüpfbare Freundeslisten und andere "spannende Neuerungen" aufnimmt. Wie sich aus den Battle.net-Forendiskussionen ergab, lieben es die meisten Spieler nämlich, ihre reale Identität von der im Spiel zu trennen. Denn genau darum geht es bei Rollenspielen ja: Man nimmt eine fremde Identität an.
Zumindest die Verbesserungen der Diskussionskultur in den Foren lässt sich allerdings auch ohne Klarnamen erreichen: Blizzard plant nun, neue Bewertungssysteme zu integrieren, mit der man (Foren-)Trolle leichter identifizieren und ihre Postings unterdrücken kann.
Leser*innenkommentare
Luftikus
Gast
Ist es eigentlich zu viel verlangt, wenigstens ein paar der tatsächlichen Argumente gegen den Klarnamenzwang aufzulisten? Schwacher Artikel. Wenn man nicht zufällig schon voher über das Thema bescheid weiß, lässt der Artikel die Gründe für die Proteste im Dunkeln.
Troll
Gast
Diese Community hat Angst vor sich selbst.
Das Beispiel von "Bashiok" zeigt wie erschreckend schnell private Daten aus dem Internet gefischt werden können; jedoch ist das keine neue Erkenntnis. Der Knackpunkt ist: Bei anderen Plattformen wie Facebook oder StudiVZ geht man gelassener mit seinen Daten um, aber dieses Forum beweist ein bodenloses Niveau. Viele Beiträge sind naiv und einfältig und die Community weist gerne darauf hin, mit sog. "Flames". Würde ein Poster einen seltsamen oder ausländischen Namen tragen, würden die Flames eine neue Dimension erleben. Darüber hinaus hätte man sich Gedanken machen dürfen, was die Flamer alles über einen hinausfinden könnten. Allein der Gedanke wäre beklemmend.
Man darf mir vorwerfen, dass ich übertreibe, aber jeder in der Community kennt das. Daher kommen diese Reaktionen. Und genau wegen dieser Dinge ist es mir peinlich WoW-Spieler zu sein...
Dawnhammer
Gast
Ihren Kommentar hier eingebenzitat eines bekannten, aus eines von mir häufig besuchten forums:
Etwas Schwarzmalerei gefällig? Gern.
"Nun werde das "Real-ID" genannte System optional gemacht", isse schon klar wie das läuft, nu etwas die Wogen glätten und in einem halben Jahr nochmal probieren.
Es ist eine Konzern entscheidung mit Facebook zu kuscheln, und Facebook hat die Klarnamen ja schon durchgesetzt.
Von Blizz werden jetzt optionale Zuckerchen ausgelegt damit möglichst viele User ihre Option auf Klarnamen wahrnehmen. Und das wird dann ein besonderer Service für eben diese User sein. Und wer da nicht mitmacht ist selber schuld und wird nie den Pro-Status erreichen. Mit diesem Druck wird gaaaanz laaaangsam auf Klarname umgestellt.
Nur eine Prognose, in einem Jahr schaun mer nochmal.
Gruß, John
PS: und wenn das Procedere durch ist sagt irgendein Pressebeauftragter dass ja 95% der Kunden dem Ganzen doch zugestimmt hätten.
von grund auf ist es jedem freigestellt sich mit seinem realen namen als Accountname in herkömmlichen foren anzumelden!
dazu bedarf es keiner optionalen möglichkeiten!!!
denn in den meisten foren ist die praxis das der reale name in den anmelde formularen eingegeben werden muss.
das sieht in der praxis in etwa so aus.
1 accountname ist optional
(der name der im forum gezeigt wird)
2 vor und nachname sowie die adresse und wohnort
3 gültige e-mail adresse
WeedWeed
Gast
Hatte mal die testversion installiert, nach paar
minuten wieder deinstalliert.