Gipfeltreffen der Afrikanischen Union: "Somalia stabilisieren"
Er trauerte um Terroropfer und sagte Hilfe im Kampf gegen somalische Islamisten zu: Guido Westerwelle traf in Uganda afrikanische Außenminister.
KAMPALA taz | Betroffen steht Außenminister Guido Westerwelle auf dem Rasen des Rugby-Stadions in Ugandas Hauptstadt Kampala. Der ugandische Außenminister Okello Okyem begrüßt seinen Kollegen aus Deutschland und zeigt ihm den Tatort der jüngsten Terroranschläge: "Es war sehr voll hier am Abend des WM-Endspiels." Bei den Terroranschlägen während des WM-Endspiels starben in Kampala 76 Menschen, über 80 wurden schwer verletzt. Die somalischen Extremisten der al-Schabaab (Jugend), die weite Teile Somalias kontrollieren, haben sich zu den Anschlägen bekannt.
Westerwelle legt einen Kranz nieder und drückt seinem ugandischen Kollegen sein Beileid aus: "Dies zeigt, wie wichtig es ist, zusammenzuhalten, um diese Terrorakte zu bekämpfen." Deutschland werde die Stabilisierungsmission in Somalia weiter unterstützen, sichert er zu.
Der deutsche Außenminister war am Mittwoch nach Uganda gereist, um dem Halbjahresgipfel der Afrikanischen Union (AU) im Konferenzzentrum an den ugandischen Ufern des Victoriasees beizuwohnen. Nach den Anschlägen in Kampala drehte sich alles nur noch ums eines: um die Bedrohung, die von Somalias gescheitertem Staat ausgeht. In seiner Rede während der Eröffnungszeremonie verkündete Westerwelle: "Wir müssen zusammenarbeiten, um Somalia zu stabilisieren." Er verspricht seinen afrikanischen Kollegen, Deutschland werde sich in der UNO für die afrikanischen Interessen einsetzen. Die AU solle einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat erhalten. Dafür erhielt er stürmischen Applaus.
Kurz bevor Westerwelle aus Uganda abreiste, stattete er dem Hauptquartier der EU-Trainingsmission für die somalischen Truppen einen Besuch ab. Seit April bilden rund 150 europäische Soldaten - darunter auch 13 der Bundeswehr - in Uganda somalische Truppen aus. Rund 900 Somalier durchlaufen zuerst bei der ugandischen Armee eine Grundausbildung. Anschließend erhalten die jungen Rekruten ein Spezialtraining von der EU, darunter auch in Häuserkampf, Minenabwehr, medizinischer Versorgung und Fernmeldetechnik. Eine zweite Truppe von knapp 1.000 somalischen Soldaten wird im Dezember für einen weiteren sechsmonatigen Lehrgang in Uganda erwartet.
Jüngst machten in Berlin Gerüchte die Runde, die Bundeswehr bilde in Uganda somalische Kindersoldaten aus. Dies weist das Auswärtige Amt zurück. Es seien eine Reihe von Bewerbern abgelehnt worden, weil der Verdacht bestand, dass sie "nicht den Anforderungen des Mindestalters entsprechen". Das Problem: Geburtsurkunden werden in Somalia schon seit Jahrzehnten nicht mehr ausgestellt.
Oberstleutnant Heinrich Kümmerle ist der dienstälteste deutsche Offizier in Uganda. Er schüttelt lächelnd seinem Freund Westerwelle die Hand. Die beiden kennen sich aus ihrer Jugend bei den Jungen Liberalen. Kümmerle koordiniert die europäischen Ausbilder in Uganda. Er ist zuversichtlich, die somalischen Soldaten nach sechs Monaten "gut ausgebildet und einsetzbar" in die somalische Hauptstadt Mogadischu zurückschicken zu können. Dennoch kann niemand garantieren, dass die in Uganda ausgebildeten Somalier nach ihrer Rückkehr nach Mogadischu nicht zu den Extremisten der al-Schabaab überlaufen. Dafür kann auch Kümmerle nicht die Hand ins Feuer legen: "Wir können nicht in Hirn oder Herz eines Somaliers hineinsehen." Wenn die al-Schabaab Männer in ihren Diensten nach Uganda geschickt hätte, "wie sollen wir das feststellen?", zuckt er mit den Schultern.
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