THEATER: "Spendierfreudiges" Bremen

Das 16. Straßenzirkus-Festival "La Strada" fällt etwas kleiner aus, will aber trotzdem weiterhin wegweisend sein. Und auch den theoretischen Diskurs pflegen

Mit einer "La Strada"-Aktie thematisierte das Duo "Charles und Erika" 2009 bei La Strada die Finanzkrise Bild: dpa

Im Grunde ist es ein Phänomen kleinerer Städte. Rastatt beispielsweise hat eines, Holzminden, und Detmold auch. Nicht zu vergessen: Heppenheim. Oder Görlitz. Und eben Bremen. Überall da gibt es seit längerem ein großes Straßenzirkus-Festival.

Vom 12. bis zum 15. August findet "La Strada", wie es hier heißt, in der 16. Auflage statt. 23 Gruppen aus zehn Nationen kommen, 100 Veranstaltungen werden sie insgesamt spielen - gut 50 weniger als in den vergangenen beiden Jahren.

In diesem Jahr fällt "La Strada" damit also etwas kleiner aus, weil die Wirtschaftsförderung letztendlich 12.000 Euro weniger zuschießt als ursprünglich zugesagt. Bremen zahlt knapp die Hälfte des diesjährigen "La Strada"-Etats in Höhe von 155.000 Euro. Der Hauptteil wird von Sponsoren getragen, dazu kommen weitere Sach- und Geldspenden.

Bremen lebt damit von seinem guten Ruf: KünstlerInnen, die hier auftreten, spielen "auf den Hut". Aber die Stadt, so sagen die vier Festivalmacherinnen unisono, sei "in der ganzen Welt" für sein "spendierfreudiges Publikum" bekannt. Sie wollen auch "nicht jammern" über das fehlende Geld, wie sie sagen, und davon, dass das jährliche Großereignis gar in seinem Fortbestand gefährdet wäre, wie noch vor ein paar Jahren, ist jetzt auch nicht mehr die Rede. Bei "La Strada" setzen sie jetzt auf einen Förderverein, um Finanzierungslücken zu decken: 600 Mitglieder sollen im Rahmen des Festivals geworben werden, dazu gibt es ein wenig Merchandising.

Insgesamt werden gut 120.000 Leute erwartet, und mehr, sagen die Organisatorinnen, sollen es im Grunde auch nicht werden: "Wir sind mit der Größe zufrieden". Vor allem aber mit dem Ruf, ein internationales "Sichtungsfestival" zu sein, der Ort, an dem neue Entwicklungen im Straßentheater, neue Akteure und Produktionen zuerst zu sehen sind.

Zu diesen Trends, sagt Festival-Macherin Gabriele Koch, gehört beispielsweise, "dass immer mehr Tanz auf die Straße drängt". Insgesamt gibt es bei "La Strada" 2010 neun Deutschland-Premieren zu sehen. Außerdem hat das Festival einen kleineren Ableger, der vom 27. bis 29. August im niedersächsischen Rotenburg spielt. Dort beteiligen sich zehn Gruppen.

Gespielt wird in Bremen vor allem in der Innenstadt, am Domshof und rund um die Kirche "Unserer Lieben Frauen" aber auch im Innenhof der Baumwollbörse, in der Domshof-Passage, den Wallanlagen, am Café Sand und im Licht Luft Bad. Am Beginn steht die portugiesische Theatergruppe Teatro do Mar mit einer aufwändigen Inszenierung, die sich sozialkritisch mit der zwischenmenschlichen Kommunikation auseinandersetzt.

In diesem Jahr will man sich auf "La Strada" darüber hinaus erstmals auch theoretisch mit dem eigenen Metier befassen: Fachleute aus acht europäischen Ländern werden am 12. und 13. August unter dem Titel "Autor gesucht" über textbasiertes Straßentheater diskutieren. Aber es soll auch darum gehen, wie das Theater auf der Straße zum "klassischen" steht - das ja auch vermehrt in den öffentlichen Raum drängt. Oder, wie etwa bei "Shakespeare im Park", auch in Bremen dort schon seit Jahren präsent ist. Und auch bei "La Strada" gibt es dieses Jahr wieder eine Shakespeare-Adaption. Der Bedarf der Straßenzirkus-Szene an der inhaltlichen Auseinandersetzung mit sich selbst, "ist groß", sagt Koch. Dem werde aber bislang "selten" nachgekommen.

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