Nach FBI-Beobachtung: Wikileaks publiziert Lebensversicherung
Nachdem die US-Regierung das FBI eingeschaltet hat, wird es unangenehm für die Wikileaks-Betreiber. Vorsichtshalber gibt es jetzt eine Art Lebensversicherung im Netz.
BERLIN taz | Der Hacker und Internet-Aktivist Jacob Appelbaum hatte letzte Woche keinen schönen Donnerstag. Wie der amerikanische IT-Nachrichtendienst Cnet am Wochenende berichtete, wurde der Programmierer nach einem Flug von Amsterdam nach New Jersey auf dem Flughafen Newark bei New York von Sicherheitskräften festgehalten und stundenlang verhört. Der Grund: Appelbaum hatte sich geoutet, für Wikileaks zu arbeiten.
Nach der Veröffentlichung der afghanischen Kriegstagebücher, dem bislang größten Coup der Aktivisten-Organisation, haben die US-Behörden ihre Mitarbeiter offenkundig auf den Kieker genommen. Julian Assange, der australische Gründer von Wikileaks, traut sich nicht mehr auf amerikanischen Boden. Die Vorstellung der letzten Dokumente fand deshalb in London statt.
Appelbaum, der selbst US-Bürger ist, wurde vom US-Grenzschutz bei der Passüberprüfung herausgezogen und laut Cnet in einen Untersuchungsraum geführt. Dort wurde er abgetastet und sein Gepäck untersucht, Rechnungen kopiert und auch sein Laptop unter die Lupe genommen - ob dabei auch Dateien kopiert wurden, ist bislang unklar. Anschließend wurde Appelbaum drei Stunden lang befragt - vor allem über Wikileaks und dann freigelassen - ohne seine drei Mobiltelefone. Wenige Tage später sollen FBI-Beamte auch auf der Hackerkonferenz "Defcon" in Los Angeles versucht haben, Appelbaum wieder zu verhören.
Bei Wikileaks scheint man sich auf die FBI-Aktivitäten einzustellen. Darauf deutet eine Datei hin, die auf der Plattform selbst und in Datei-Tauschnetzen aufgetaucht ist. Sie heißt "insurance.aes256" - möglicherweise eine Versicherung, die nach dem Standard AES256 verschlüsselt sein soll. Im Netz wird spekuliert, was in der 1,4 Gigabyte großen Datei stecken könnte. Würden Assange oder ein anderer Hauptaktivist festgenommen werden, könnten sie ein entsprechendes Passwort freigeben, um Informationen zu veröffentlichen. Das behauptet jedenfalls eine Mehrheit der Internetuser. Dass die Datei sehr umfangreich ist, zeigt ein Vergleich mit den Afghanistan-Dokumenten. Die knapp 90.000 Dokumente über den Krieg am Hindukusch "wiegen" nur 75 Megabyte. Also ein Bruchteil der neuen Insurance-File.
Leser*innenkommentare
Isaac Ben Laurence Weismann
Gast
Was Jacob Appelbaum als US Bürger passierte wurde mir in der Folge meiner vielfältigen Tätigkeiten in humanitärer Hinsicht in den Vereinigten Arabischen Emiraten zum Verhängnis.
Nach 9/11 ca. 2 Monate späte erlebte ich bei einer Zwischenlandung in Chicago von Ft. Lauderdale auf dem Weg nach Frankfurt, eine Enthüllung bis auf die nackten Füße, nicht in einem abgetrennten Teil, nein ich stand sozusagen noch mit der Unterhose bedeckt in einem rechtsfreien Raum, öffentlich einsehbar nach allen Seiten. Labtop untersucht, zu Hause festgestellt alles schwarz.
Das scheint die Freiheit, die USA so gerne anbringt. Ohnmächtig muß man diese Dinge schlucken. Als letzte KOnsequenz, ich halte mich von dem Land weitestgehendst fern. Und ich dachte bisweilen immer noch im festen Glauben, es sei eine Demokratie. US-Bürger mit Auftrag in London haben mich eines besseren belehrt. Das eigentliche Recht gäbe es, wenn überhaupt in UK.
tom s. Jaeger
Gast
Hmm die ganze Nummer stinkt...
Was wäre wenn es garkein Wikileaks giebt?
Alles nur fake/Scheindebatte und Ablenkung?
Weil denkt mal genau drüber nach wie einfach das wäre einfach selbst ausgewählte Dokumente oder maybe sogar Fälschungen an Wikileaks weiter zu geben. Gewollt mit einem Plan dahinter.
Ich glaube erlich gesagt nicht das eine kleine Gruppe von Weltverbesserern die NSA,CIA und das FBI schlagen kann.
Zwar sind dIe Hacker die einzige Hoffnung der freien Welt.
Nur sie werden einestages in der Lage sein "den Stecker zu ziehen".
Aber nur wenn sie geheim bleiben. Das öffendliche auftreten von den Gründern macht keinen Sinn. Man schickt da nen Handlanger oder Doppelgänger hin oder einen von der Straße aber sich so angreifbar zu machen...warum?
Also entweder is das alles nur ganz großes Kino -
oder da versuchen ein paar inkompetente naivlinge die Welt zu verbessern.
Gaston Pilote
Gast
Leute, SPENDET bitte für Wikileaks! Die brauchen mehr Kohle!!!
malesi
Gast
Haben die Amis nicht überall die Pressefreiheit gepredigt, unter anderem insbesonders Frau Clinton und Frau Merkel.
Obama Obama, im eigenen Land bitte nicht. Da haben wir nun die Scheiße!!!
CryptoKlaus
Gast
Kein Geheimdienst dieser Welt kann eine mit AES256 verschlüsselte Datei "knacken". Der Algorithmus is veröffentlich und besitz keinerlei Hintertüren. Ein Brute Force Angriff würde selbst auf den schnellsten Supercomputern länger dauern, als das Universum bis jetzt existiert. Zwar gibt es einige Schwachstellen, die jedoch nur in Sonderfällen Relevanz besitzen.
david
Gast
Einige scheinen nicht wirklich über den Sinn eines Totmannschalters nachgedacht zu haben.
AES256 ist sicher, wurde noch nie geknackt, aber selbst wenn das CIA das schaffen sollte bringt es ihnen nicht viel. Sie hätten dann einen Informationsvorsprung und könnten ihre Argumentation vorbereiten. Das ändert aber nicht daran, dass die anderen Leute die Datei auch irgendwann entschlüsseln könnten (mit Passwort deutlich einfacher).
Vielleicht für die nähere Zukunft geplanten Veröffentlichungen. Falls man daran gehindert würde sie einzeln im richtigen Moment zu veröffentlichen könnte man wenigstens noch das passwort verbreiten und die Dokumente wären erst mal raus, da die Datei zur genüge verteilt wurde. Vielleicht ist das auch nur ein Bluff, ein Ablenkungsmanöver.
Ludwig
Gast
@kairo
> Als ob der US-Geheimdienst diese verschlüsselte Datei nicht knacken könnte...
Viel Ahnung hast du nicht, oder?
TobiasL
Gast
Ich glaube, was George W. mit "Linken" meinte, ist, das die Demokraten eher als die Linken und die Republikaner eher als die Rechten in Amerika gelten.
Inwieweit man damit nun übereinstimmt, ist wieder eine andere Geschichte.
Klaus
Gast
Wer hat das ermittelt? --> "Das behauptet jedenfalls eine Mehrheit der Internetuser."
kairo
Gast
Als ob der US- Geheimdienst diese verschlüsselte Datei nicht knacken könnte...
Aber das spricht dann wieder für die Echtheit der Dokumente in der "Lebensversicherung"!
Wenn keinem Wikileaks Aktivisten etwas passiert natürlich...
alcibiades
Gast
Na dann sollte mal husch, husch jeder diese Datei runterladen. Die Reaktion des FBI war im Übrigen ja wohl klar.
@George W.: Welche Linke meinen Sie denn? Das Beste, was man über Obama sagen kann, ist dass es nicht im gleichen Tempo schlimmer wird wie bei seinem Vorgänger. Das ist aber schon alles. Wer sich mehr von ihm erwartet hat, ist naiv. Im Übrigen waren die vielen vielen Leute, die damals in den Tiergarten gepilgert sind, um sich in Berlin eine amerikanische wahlkampfrede anzuhören, sicher nicht alle Linke. "Linke", nur damit Sie das nächste Mal wissen, gegen wen Sie polemisieren, suchen ihr Heil doch nicht bei den US-Demokraten. Demokratische Präsidenten haben jede Menge Kriege angezettelt, unsoziale Politik vertreten und die ganze Welt als ihr Eigentum betrachtet, genauso wie es die Kollegen von den Republikanern auch tun. Das Problem der USA ist, dass es zu viele rechte Parteien gibt, nicht zuviele linke.
soso
Gast
So, Obama haben wir es also zu verdanken? haha.
Michelo
Gast
Wird das Imperium die Verräter zu fassen bekommen? Werden die Wiki-Ritter ins Exil müssen? Was werden Jabba und die Kopfgeldjäger unternehmen?
Fragen über Fragen.
Versäumen Sie nicht die nächste Folge!!
der Weide
Gast
"Das behauptet jedenfalls eine Mehrheit der Internetuser." Ach ja? Kann das mal bitte belegt werden. Wieviele genau? Wusste ich ja gar nichts von, dass da ´ne Umfrage gemacht wurde.
Knut
Gast
Talibans haben schon angekündigt die Informanten in der afghanischen Bevölkerung zu suchen und zu töten, die Hinweise liefern ihnen die Wikileaks Dokumente.
Welche Versicherung hat denn Herr Assange für diese Menschen abgeschlossen?
INaJa
Gast
Na endlich geht es diesen Internethyänen auch mal an den Kragen!
Arschibald
Gast
Manchmal glaube ich, die Zeiten, in denen Journalisten nach Klicks bezahlt werden, sind angebrochen. (Sind sie das vielleicht wirklich?)
Der Titel "Wikileaks publiziert Lebensversicherung" und der Inhalt des Artikels haben recht wenig gemein, zumal Wikileads nichts publizierte, sondern eher verschlüsselte Dateien online stellte. Ich finde es wenig erbaulich wenn eigentlich gute Redaktion (drum les ichs ja) immer öfter mit solchen oder ähnlich aufmerksamkeitsheischenden Titeln punkten will.
brunner
Gast
"Wikileaks publiziert Lebensversicherung"
Ganz schön viel Effekthascherei in dieser Headline. Das einzige was publiziert wurde ist ein Dateiname, alles andere ist Spekualtion oder vielleicht gutes Marketing von Wikileaks. Bleiben wir doch bei den Fakten und die sind dank den Veröffentlichungen von Wikileaks mehr als spannend genug.
@George W.
Gast
...und darum hat der ja auch den Friedensnobelpreis bekommen!
jigabyte
Gast
"Dass die Datei sehr umfangreich ist, zeigt ein Vergleich mit den Afghanistan-Dokumenten. Die knapp 90.000 Dokumente über den Krieg am Hindukusch "wiegen" nur 75 Megabyte. Also ein Bruchteil der neuen Insurance-File."
Nur wenn man annimmt das es sich um Text-Dateien handelt. Es konnte aber auch ein Video sein, dann wäre es 1/3 einer einlagigen Video-DVD.
Oder sind es MP3-Mitschnitte von Folterverhören? Das wären Stunden.
Spekulation ist müßig.
Richard Detzer
Gast
Ehrlich gesagt, wer die Afghanistan Politik in einem sinnlosen Krieg zerbröselt, muß seine Lücken nicht bei Wikileaks stopfen. Er ist selbst eine.
Es tut richtig gut, daß sich die Linken unter Obama auf das besinnen, was ihre ureigene Absicht ist - Terror gegen normale Leute. Als normale Leute gesehen sollten wir uns da anschließen. Dann bleiben nur Linke übrig.
Bernd Goldammer
Gast
Liebes FBI bitte greif zu. Die Welt hat ein Recht zu erfahren zu welchen Sauereien die USA fähig sind.
M. K.
Gast
Zum Glück wollen die meisten Menschen keinen Krieg.
Deswegen braucht es zumindest in Demnokratien Geheimnisse, Halbwahrheiten und Lügen.
Wenn diese durch Whistleblower veröffentlicht werden, wird der Eintritt in einen Kriegs für Regierungen schwerer.
Und das ist gut so!
Nick
Gast
Hoffen wir, dass Wikileaks diesem Sturm gewachsen ist und standhalten wird.
Jan Sebastian
Gast
Wikileaks ist wunderbar. Ich frage mich was die 1.7GB beinhalten. :-)
IamObama
Gast
Hoffnungsträger der Linken? was für Linke? vllt. linksliberale...
Hanzo
Gast
Afghanistan ist wie Vietnam... nur in einer Wüste und die Regierung hat daraus gelernt, das der Krieg zu Hause verloren wird. Somit einfach ein paar Infos verbergen und dann hoffen, dass es keinen Interessiert.
Go Wikileaks! Für die Wahrheit!
The Fnord
Gast
Schön, dass es Wikileaks gibt! Die Organisation hat meine vollste Unterstützung.
@George W.
Gast
Du vertraust also der Bundesregierung blind und dich würde es nicht interessieren was die alles so hinter verschloßenen Türen verabschieden und über unsere Köpfe hinweg entscheiden?
Also mich schon, zumal man nach dem 11. September eh null Vertrauen mehr in irgendwelche amerikanischen Sicherheitsorgan hat.
Edelweiss
Gast
Nobelpreis für Assange!
deviant
Gast
@George W.
Offensichtlich, unter Bush wären längst alle wikileaks-Verbündeten in geheimen Lagern irgendwo im Nirgendwo verschwunden...
Schade, dass man im "Land of the Free" inzwischen die Regierung erpressen muss, um journalistisch arbeiten zu können...
Sim
Gast
GO ASSANGE GO!!!
George W.
Gast
Wie man sieht, hat sich unter dem Hoffnungsträger der Linken Barak Obama als US-Präsident alles zum Besseren gewendet.