Gutachten belastet Konzerne: Strompreise zu hoch
Die stark sinkenden Einkaufspreise an der Strombörse werden nicht an die Kunden weitergegeben - zu diesem Ergebnis kommt ein von den Grünen in Auftrag gegebenes Gutachten.
BERLIN dpa/reu | Rund eine Milliarden Euro zu viel zahlen deutsche Verbraucher in diesem Jahr für Strom, so die Gutachter. Umgerechnet auf einen Vier-Personen-Haushalt belaufe sich dies auf eine Summe von 52 Euro. Die Preise an der Strombörse in Leipzig, argumentiert die stellvertretende Grünen-Fraktionschefin Bärbel Höhn, seien in den beiden vergangenen Jahren um 30 bis 40 % gesunken. Beim Verbraucher jedoch sei dieser Preissturz nicht angekommen.
Laut Gutachten hätten die Stromkonzerne durchschnittlich 0,8 Cent pro Kilowattstunde an geringeren Beschaffungskosten nicht an ihre Kunden weitergegeben. Legt man den gesamten deutschen Absatz von 131 Milliarden Kilowattstunden zu Grunde, so ergebe sich sich daraus ein Betrag von einer Milliarde Euro, der den Verbrauchern zustünde. Zusätzlich dazu habe es sogar Preiserhöhungen gegeben.
Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, müsse laut Höhn die Monopolstellung der großen deutschen Stromkonzerne aufgelöst werden. Vor allem die Position von RWE und E.ON bereite ihr in Bezug auf die Strompreise für die Endverbraucher Sorge. Höhn appellierte an die Verbraucher, gegebenenfalls den Stromanbeiter zu wechseln, damit die Weitergabe von Preissenkungen besser funktioniere. Laut Ingid Nestle, der energeiwirtschaftlichen Sprecherin der Grünen, seien "die steigenden Strompreise (...) ein Symptom des nicht funktionierenden Wettbewerbs" auf dem deutschen Markt.
Leser*innenkommentare
Gerhard Roth
Gast
Das Problem ist halt, dass die Energiekonzerne auf allen Ebenen tätig sind von der Stromproduktion über die Weiterleitung, den Handel bis zum Endkunden.
Der Endkunde kann zwar bei einem anderen Händler kaufen (was er immer noch zu wenig tut), dieser kauft den Strom dann (über die Börse) wieder beim Monopolisten, dem die Kraftwerke und das Netz gehören.
Viel billiger wird der Strom nur, wenn die Monopolisten Kraftwerke verkaufen müssten an neue Anbieter oder wir Verbraucher mehr Energie sparen
würden oder eben mehr erneuerbare Energien auf den Markt kommen (die machen den Strom an der Börse nämlich billiger, was ihre derzeitigen Mehrkosten durch die EEG-Umlage teilweise wieder kompensiert). Also mehr Wettbewerb, mehr Ökostrom, mehr Sparen. Aufgaben gibt es für Politik und Verbraucher
Blacky
Gast
Heißt das jetzt, die Menschen sind selber schuld, weil sie den Anbieter nicht oft genug wechseln? Bei den paar Alternativen die von den Vier mit Durchleitungs-gebühren und Ähnlichem gezügelt werden? Die Politiker haben die Beteiligungen der Kommunen an RWE verscheuert und ohne Not die Strompreiskontrolle verschenkt. Das waren Möglichkeiten, steuernd einzugreifen. Haben sie einfach weggeworfen. Und an der zu erwartenden Abzocke, 1 Milliarde, sind jetzt die Menschen schuld, weil sie den Wettbewerb nicht durchsetzen? Wie denn? Das ist billige Propaganda, um der Verantwortung zu entgehen. Wenn die Grünen jetzt auch neoliberal werden ist das enttäuschend. Der Profit heiligt die Mittel? Man darf die Grundversorgung der Menschen nicht dem Gewinnstreben einzelner ausliefern, das ist Aufgabe des Staates, zur Zeit steht´s so auch noch im Grundgesetz.
Karin Haertel
Gast
Dese Tatsache stellte die EU schon im vergangenen Jahr fest. Getan hat sie dagegen nix. Und wozu wird eine Bundesnetzagentur vom Steuerzahler bezahlt, die dagegen vorgehen soll und es nicht tut? Weil unser Staat ein sehr grosses Interessa an Wucherpreisen hat, denn sie verdienen kraeftig mit. Beim Gas hat sich bisher doch auch nicht wirklich viel geaendert, oder hat jemand schon eine Rueckzahlung erhalten?
eMCe
Gast
Nur sind die Stromanbieter bzw. Preise/Angebote abgesprochen und undurchsichtiger als in dem Tankstellenbeispiel.
Es sieht wohl eher so aus 1,50.20€, 1,50.30€, 1,50.20€, 1,50.10€....
das ganze bewegt sich dann noch Bezugslos/Logiklos im Jahr durcheinander, viele Spaß beim ausrechnen der Ersparnis im >Jahr
Öko Fritz
Gast
Frechheit: 4 Monopolisten nehmen unser Land in die Zange!
Politiker fügen sich den Wünschen von Konzernen, ohne dabei nach ihrem eigentlichen Auftrag zu handeln:
Das Beste für die Bürger, die Gesellschaft und unsere Interessen durchzusetzen, bei einer Risikominimierung!
Wir zahlen immer und für alles!
- zu hohe Preise für Strom
- Subventionen an Konzerne
- über Steuergelder werden Umweltprobleme kompensiert
siehe Atomthema: Krankheit, Risiko für 1.000.000 Jahre auf dem Rücken von 2500 Generationen von Menschen!
Lösung:
Durch dezentrale regionale regenerative Stromanbieter lösen wir uns mittelfristig von der Abhängigkeit der Konzerne und deren Primärenergieformen (Kohle, Öl und leider auch Uran). Sonne, Wind usw. sind kostenfrei!
Kohlekraft ist die sogenannte "Brückenlösung"!
Energieeinsparpotentiale müssen aufgegriffen werden!
Wasser, Luft, Energie sind Gemeingüter und sollten für jeden per "Grundrechtsanspruch" kostenfrei zur Verfügung stehen.
Neue umweltfreundliche Techniken sind schon heute möglich, nur sägen diese Konzepte an der Macht der "herrschenden Kaste!"
Also müssen Volksentscheide her, um nicht einer kleinen Minderheit den Hintern zu vergolden zu Lasten der leider passiven Mehrheit!
Frank Simon, Hürtgenwald
Gast
Angenommen, eine Tankstelle verkauft Benzin zu 1,50 € und um die Ecke eine zu 1,20 €. Ist es dann der Mineralölfirma anzulasten, wenn es Autofahrer-Lemmige gibt, die konsequent teuren Spirt kaufen ? Das hat doch offensichtlich etwas mit Intelligenz und Bequemlichkei zu tuen.