Neustart in der zweiten Fußball-Bundesliga: Hertha will sich nicht schonen

Am Freitag beginnt mit dem Spiel gegen Oberhausen das Projekt Wiederaufstieg in die Bundesliga. Dafür geben Club und Spieler einiges.

Auf gehts: Die Herthaner Raffael, Levan Kobiashvili und Daniel Beichler Bild: dpa

Egal, gegen wen Hertha BSC spielt, es wird diese Saison immer um das große Ganze gehen. Um die Frage: Steigt Hertha wieder auf oder nicht. Das zeigte sich bereits am Donnerstag, als der neue Trainer Markus Babbel sich den Fragen der Journalisten zum ersten Spiel in der zweiten Bundesliga stellte. Er sagte: "Wir haben am Freitag die ganz große Chance, einen kleinen Schritt in die richtige Richtung für unser großes Ziel zu gehen." Und er fügte hinzu: "Unabhängig, wer der Gegner ist, wir müssen uns unsere Chancen erarbeiten und nutzen." Über den Gegner, Rot-Weiß Oberhausen, verlor Babbel keine Silbe. Im Wesentlichen ging es ihm darum zu erklären, welche Mentalität es braucht, um in die erste Liga zurückzukehren. Die Partie am heutigen Freitag ist dabei für ihn nicht mehr als eine von 34 Stationen.

Nach dem Absturz in die Zweite Liga ist bei Hertha die Zeit der schweren Depressionen vorbei. Die Repräsentanten des Vereins plustern sich schon mächtig auf. Manager Michael Preetz sowie der neue Mannschaftskapitän Andre Mijatovic hatten bereits unisono bekannt, man sei der FC Bayern München der Zweiten Liga. Babbel hält diesen Vergleich zwar für ungeeignet, weil Hertha im Unterschied zu den stets erfolgreichen Bayern "ein brutales Negativerlebnis" hinter sich habe, aber auch er will, dass sich sein Team diese Münchner Siegermentalität aneignet.

Über das sportliche Potenzial seiner Profis macht er sich nicht allzu viele Sorgen. "Von der Qualität her ist niemand in der Zweiten Liga besser als wir", hatte Babbel bereits in seinen ersten Wochen in Berlin verlauten lassen. Das klingt vielleicht hochnäsig, die Konkurrenz aber schätzt das nicht anders ein. Die Zweitligatrainer sind sich einig, dass Hertha schon wegen des höchsten Ligaetats (33 Millionen Euro) der größte Aufstiegsfavorit sei. Die meisten Vereine müssen mit der Hälfte des Gelds auskommen. Finanziell betrachtet wirkt Hertha in der Zweiten Liga wie ein Fremdkörper, der aus seiner Umlaufbahn abgedriftet ist.

Dass Hertha als Krösus wahrgenommen wird, ist für die Fans ein neues Gefühl. Wahrscheinlich ist das auch ein Grund, weshalb die Anhängerschaft von einer kleinen Euphoriewelle erfasst wird. Stolz verkündete Hertha jüngst, dass man 13.000 Dauerkarten verkauft habe. Zum Spiel gegen Rot-Weiß Oberhausen rechnet der Verein gar mit über 40.000 Zuschauern.

Aber der Grat, auf dem Hertha in dieser Saison wandelt, ist schmal. "Zweite Liga ist Mist, das ist sogar ganz großer Mist", hatte Bernd Schiphorst, der Aufsichtsratsvorsitzende des Vereins, vor einem Dreivierteljahr gesagt. Dabei hatte er weniger die geringe sportliche Anziehungskraft der Gegner wie Paderborn, Ingolstadt und Aue vor Augen, als dass in diesem Umfeld der Schuldenabbau des mit 35 Millionen Euro in der Kreide stehenden Vereins nicht möglich ist.

Hertha geht ein hohes finanzielles Risiko ein, um diesem Dilemma zu entkommen. Wichtige, aber auch teure Profis wie Levan Kobiashvilli, Fabian Lustenberger und Raffael konnte man von der Vision des Wiederaufstiegs überzeugen. Sie blieben.

Im Unterschied zur Vorsaison, als Michael Preetz durch eine desaströse Einkaufspolitik den Absturz mit einleitete, wirkt dieses Mal die Zusammenstellung des Teams durchdachter. Preetz und Babbel haben den Kader bewusst auf die Erfordernisse des Zweitligaalltags abgestimmt. Der dort eher körperbetonten Spielweise will man mit den Neuzugängen Mijatovic, Peter Niemeyer und Rob Friend begegnen, die allesamt über 1,90 Meter groß sind. Friend, der für 1,8 Millionen Euro von Gladbach geholt wurde, soll in einem 4-2-3-1 System als Stoßstürmer über die Außenpositionen bedient werden. Kreatives Flügelspiel, das wünscht sich Babbel nicht nur für das Spiel gegen Oberhausen, "weil in der Mitte wahrscheinlich alles dicht ist".

Inzwischen ist Babbel auch mit der Verfassung seiner Profis zufrieden. Sie hätten sich im Verlaufe der Vorbereitung trotz Schmerzen nicht zurückgenommen. Diese Einstellung stimme ihn zuversichtlich. Denn: "Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass der Weg nach oben geht, wenn wir die richtige Mentalität an den Tag legen."

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