Kommentar: Mehr Raum geben

Eineinhalb Monate nach der Katastrophe bei der Duisburger Loveparade haben die hiesigen Veranstalter und die Berliner Polizei angemessen, ja konsequent gehandelt.

Ob die Entscheidung, das "Berlin Festival" in Tempelhof wegen drängender Besuchermassen zu beenden die einzig richtige war, ist nicht eindeutig zu beantworten. Auf jeden Fall war der Abbruch der Veranstaltung vernünftig. Eineinhalb Monate nach der Katastrophe bei der Duisburger Loveparade und angesichts der noch immer ungeklärten Frage, wer und was für das Unglück verantwortlich war, haben die hiesigen Veranstalter und die Berliner Polizei angemessen, ja konsequent gehandelt: Ein zweites Duisburg sollte es nicht geben. Als das Geschiebe losging, hat man die Sicherheits-Reissleine gezogen. Lieber zu früh als wieder einmal zu spät oder gar nicht, lautete das Motto. Diese Aussage werden auch die verstehen, die nicht mit dem Abbruch des Festivals einverstanden waren.

Trotzdem muss geklärt werden, wo es Samstagnacht gehakt hat. Das Geschiebe trat laut Festivalleitung nicht im gut gefüllten Hangar vor dem Auftritt der 2 Many DJs auf. Wieder einmal soll dagegen ein Engpass vor einer Schleuse zum Stau geführt haben, den jede Besucherdynamik erzeugt. So eine Schleuse erzeugt Enge, ein Zaun davor nimmt zusätzlich Raum.

Zäune, Absperrungen, Verengungen bilden seit Jahren das Risiko großer Massenveranstaltungen. Sie waren es, die zu Katastrophen führten: im Brüsseler Hesysel-Stadion 1985, in Mekka 2006 oder in Duisburg 2010. Dort gab es Tote, weil die Tore und Zäune zu eng gezogen waren oder gar nicht geöffnet wurden. In Berlin hat sich die Schar folgenlos zerstreut, beim nächsten Mal sollte man ihr von vornherein mehr Raum geben.

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Rolf Lautenschläger hat Kunstgeschichte und Germanistik studiert. Als Autor und seit 1993 als Redakteur der taz kümmert er sich intensiv und leidenschaftlich um die Themen Stadtplanung und Architektur alias Abriss und Aufbau.

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