piwik no script img

Kommentar Grüne und OlympiaSündenfall Winterspiele

Andreas Rüttenauer
Kommentar von Andreas Rüttenauer

Die grünen Olympiafreunde in Bayern sind dabei, einer immer wieder auch korrupten Sportorganisation wie dem IOC eine Bühne für ihre Milliardengeschäfte zu zimmern.

B ei den Grünen in Bayern rumort es. Es tobt eine Schlacht, wie man schon viele ausgefochten hat. Und doch liegen die Dinge diesmal etwas anders. Denn eigentlich hatte man gedacht, die Zeiten seien vorbei, in denen Ökofundis noch ernst genommen wurden im Kampf gegen die Politrealos einer Partei, die auf dem Weg ist, von beinahe allen in der Gesellschaft irgendwie okay gefunden zu werden. Nun tobt ein Meinungsstreit um die Austragung Olympischer Winterspiele 2018 in München und dem benachbarten Garmisch-Partenkirchen.

Jene in der Partei, die wie Grünen-Chefin Claudia Roth für die Bewerbung trommeln, träumen davon, sie könnten damit die grünsten Olympischen Winterspiele, die die Welt je gesehen hat, mit gestalten. Für andere wiederum verbieten sich gigantische Wintersportevents gänzlich, die schon lange nur noch mit chemisch aufbereitetem Kunstschnee möglich sind. Die einen würden die anderen gern in die Meckerecke abschieben - dahin also, wo andere Fundis wie die Pazifisten oder die Umverteilungslinken bereits erfolgreich entsorgt wurden.

Die Olympiabewerbung von Garmisch stürzt manche Grüne in längst vergessene Gewissenskonflikte: Darf man autobahnähnliche Umgehungsstraßen, die durch ein enges Alpental führen, als "nachhaltig" feiern, nur weil das olympische Dorf in Niedrigenergiebauweise errichtet wird? Sind zubetonierte Weidewiesen kein Umweltverbrechen mehr, wenn darauf nur noch Hybridautos parken?

ANDREAS RÜTTENAUER ist Redakteur im taz-Ressort Leibesübungen.

Und ist die Rodung von Bergwäldern zum Ausbau der Skipisten nur noch halb so schlimm, wenn zugleich ein Ökoinstitut entsteht, in dem der Schaden für die Bergwelt wissenschaftlich dokumentiert wird? Solche Fragen werden in Bayern nicht nur von Extremmüslis, sondern auch von Bergbauern und heimatdoofen Trachtlern gestellt. Ihnen müssen sich die grünen Olympiabefürworter genauso stellen wie der Frage, mit wem sie da gemeinsame Sache machen.

Die grünen Olympiafreunde sind dabei, einer völlig intransparenten und immer wieder auch korrupten Sportorganisation wie dem Internationalen Olympischen Komitee eine Bühne für ihre Milliardengeschäfte zu zimmern. Doch all das wird kein Thema mehr sein, wenn die ersten deutschen Goldmedaillengewinner 2018 von der schwarz-rot-goldenen Masse gefeiert werden. Eine 20-Prozent-Partei darf bei dieser Party nicht fehlen. Das Umweltgewissen stört da nur.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Andreas Rüttenauer
Sport, dies und das
Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • B
    Bergbauer

    Schade, dass in einer eigentlich renommierten Zeitung ein Kommentar mit sovielen Unwahrheiten (chemischer Kunstschnee...) und mehr als fragwürdigen Vergleichen bzw. seltsam konstruierten Beziehungsgeflechten (Rodung von Bergwäldern als Austausch gegen Öko-Institut...) erscheint.

    Bei einem kommentar würde ich mir wünschen, dass der Autor sich ein wenig mehr mit der Thematik befasst und nicht nur platt die Phrasen einer Seite aufgreift. Sicher gibt es, auch grade bei uns in GaPa einige Punkte die diskussionswürdig sind, aber der Nutzen für die Region und vor allem der Nutzen für die Umwelt ist für mich als Grüner von deutlich größerem Gewicht als die Nachteile. Denn genauso wie bei einem Berwerbungsmarketing gerne alles etwas schöner, besser, größer und toller dargestellt wird, beschränken sich die Gegner hier auf eine Panikmache mit völlig überzogenen Horror-Szenarien und aus der Luft gegriffenen Zahlen über die Eingriffe in die Natur. Diese könnte ein Journalist allerdings mit ein wenig Recherche im Handumdrehen wiederlegen.

    Aber dann könnte man ja keine negative Berichterstattung betreiben und die Auflage gerät in Gefahr...

  • GM
    Gosig Mus

    Claudia Roth macht Stimmung für die Bewerbung? Unglaublich.

     

    "Die einen würden die anderen gern in die Meckerecke abschieben - dahin also, wo andere Fundis wie die Pazifisten oder die Umverteilungslinken bereits erfolgreich entsorgt wurden."

     

    Exakt. So kann man unbequeme Mahner so nach Belieben ignorieren. Und offensichtlich ist jedes grüne Kernthema bedroht -- mich täts nicht mehr wundern, wenn in 10, 15 Jahren grüne MdBs für eine dann natürlich grün renovierte Atomkrafttechnologie stimmen. Aber hey, dafür gibts dann 20% bei den Wahlen und seit 8 Jahren eine stabile schwarzgrüne Koa.

  • P
    Piefke

    "die schon lange nur noch mit chemisch aufbereitetem Kunstschnee möglich sind"

     

    Das sagt eigentlich alles über ihren Beitrag aus. Informieren sie sich einmal über den sog. "Kunstschnee"!Man kann sich wirklich nur an den Kopf fassen bei so viel Unwissen und Vorurteilen.