piwik no script img

Bau-Streit in Potsdam"Bild"-Zeitung kämpft für ihre Chefs

Kaisers Matrosenstation im Visier der Verleger: Wo Chefs von "Bild" und Springer-Verlag hausen, kämpft die größte deutsche Boulevardzeitung nicht nur für ihre Leser.

Stimmgewaltiges Unternehmen: Axel-Springer-Verlag. Bild: dpa

Es gibt sie noch, die echten Verleger, die nicht nur dem schnöden Mammon, sondern auch ganz eigennützig weltanbaulichen Zielen nachjagen.

In Potsdam zum Beispiel. Dort erregt derzeit ein teilhölzernes Bauprojekt Gemüter wie Lokalpresse. Es geht um eine maritime Anlage, die ihre Bootsstege eines schönes Tages in den Jungfernsee hineinstrecken will - und die einigen AnwohnerInnen der Schwanenallee schon heute wie Dornen ins Auge stechen.

Am ganzen Schlamassel ist im Grunde Wilhelm II. schuld. Denn der hatte sich dort eine original norwegische Matrosenstation namens Kongsnaes bauen lassen. Die DDR ließ die Gebäude planmäßig verlottern, jetzt hat sie ein Berliner Unternehmer gekauft. Er will und soll nach denkmalbehördlichen Auflagen Abgerissenes wieder dazubauen. Restaurantbetrieb rein, Bootsstege davor, fertig.

Doch die AnwohnerInnen sind erzürnt: Viel zu groß das Ganze, bei der Baugenehmigung sei man getäuscht worden, vom "riesigen Hafen" mit "Tiefgarage und Großgastronomie", schrieb Bild schon am vorletzten Wochenende.

Allein die Sorge ums Idyll nimmt man dem Blatt nicht ganz ab: Zwar dürfen sich im Artikel einige namentlich genannte Nachbarn Luft machen. Dass allerdings auch Springer-Vorstand Mathias Dö. und Bild-Chef Kai Di. gleich nebenan hausen, wird verschwiegen. Weil es doch auch sonst bei Preisausschreiben heißt, "Mitarbeiter der Firma XY und ihre Angehörigen sind von der Teilnahme ausgeschlossen", teilen wir dafür mit, dass der Berliner Geschäftsmann sich auf den Schreck einen Berliner Medienanwalt genommen hat. Der hört auf den Namen Johnny Ei. und dient auch mal der taz.

Und die Moral von der Geschicht: Zu Potsdam geht es mitunter gar nicht so langweilig zu, und Bild ist manchmal sublokaler, als man denkt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • J
    Jan

    @Martin Brecht

     

    Zu recht!

  • W
    Werner

    ....ich auch nicht!

  • K
    Klaus

    Welcher "Berliner Geschäftsmann" hat den Anwalt Ei. engagiert? Der Kai D.? der Mathias Dö.? oder der Boss des "Unternehmens", dass die Anlage gekauft hat?

  • MB
    Martin Brecht

    Manchmal habe ich das Gefühl ihr könnt die Bildzeitung

    und vielleicht sogar den ganzen Springerverlag nicht leiden.