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Größer - schneller - billiger:
Unter diesem Motto der Agrarindustrie leiden heute rund 150 Mill. Nutztiere in deutschen Ställen. Ob Schwein, Rind, oder Legehenne, ob Pute, Kaninchen oder Ente - sie werden verstümmelt, in enge Ställe oder Käfige gepfercht und mit Medikamenten vollgepumpt. Auf der Strecke bleiben nicht nur das Wohl der Tiere und ihre artgemäße Haltung, sondern auch Qualität, Geschmack und die gesundheitliche Unbedenklichkeit der Produkte.
Mediziner warnen seit Jahren die Verbraucher vor Medikamentenanreicherungen in Fleisch, Milchprodukten und Eiern. Es gilt als gesichert, daß Antibiotikaanreicherungen im Fleisch, speziell im Schweinefleisch, die Hauptursache für die hochbrisante Antibiotikaresistenz beim Menschen sind. Immer mehr Menschen sprechen selbst auf hohe Antibiotikadosen nicht mehr an.
Seit ihren Erfolgen bei den Landtagswahlen im Osten werden wieder Forderungen nach einem Parteiverbot der AfD laut. Wäre das eine gute Idee?
Kommentar: Geflügellobby braucht Gegendruck
Mit der Anerkennung der Realität durch das Landwirtschaftsministerium ist noch nichts besser geworden. Dass eine vielversprechende Tierschutzoffensive aus Niedersachsen kommen wird, ist zu bezweifeln.
Es ist bezeichnend, dass so etwas eine kleine Kehrtwende und damit eine Nachricht ist: Ein Ministerium erkennt die Realität an. Denn nichts anderes ist das Eingeständnis, dass es Missstände in den Mastbetrieben gibt. Niedersachsen ist kein Tierschutz-Musterland. Auf welche Weise dort und anderswo Geflügel gezüchtet wird, ist ein Problem.
Doch mit der Anerkennung der Realität ist noch nichts besser geworden. Wie in vielen gewinnorientierten Industrien zuvor auch haben einige Geflügelzüchter gezeigt, dass sie strenge Regeln und Kontrollen brauchen, damit sie nicht alles machen, was möglich ist - egal, was das für das Tier bedeutet.
Ob Initiativen in diese Richtung wirklich aus Niedersachsen kommen werden, darf bezweifelt werden, wenn man sich die Art und Weise anschaut, wie der neue Realitätssinn des Landwirtschaftsministeriums kommuniziert wurde: Ein Mann aus der zweiten Reihe verkündet das vor einem Fachausschuss hinter verschlossenen Türen. Vier Wochen später erzählt das jemand einer Zeitung. Der Start einer vielversprechenden Tierschutzoffensive sieht anders aus.
Dabei wäre so eine Offensive wünschenswert. So bleibt es beim Verbraucher, Gegendruck gegen die Interessen der Geflügellobby zu machen. Am besten geht das an den Fleischtheken des Landes. Das kommt an - bei Politik und Wirtschaft.
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Kommentar von
Daniel Kummetz
Redakteur
Jahrgang 1986. Arbeitet seit 2010 für die taz, zunächst als Volontär, jetzt vor allem für die Nord-Redaktion in Hamburg. Schwerpunkte: Politik und Gesellschaft in Schleswig-Holstein, Kirchen, Medien.
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