die Wahrheit: Unterwegs als Bombenlegerin

Während einige Jemeniten ihre explosiven Päckchen für die Welt bastelten, musste auch ich verreisen. Es ging von Hamburg nach Wien, zusammen mit einer Fotografin.

Wenn man beruflich mit Fotografen reist, die ihr ganzes Zeug im Handgepäck dabeihaben, muss man sich auf Extrazeit bei der Personenkontrolle am Flughafen einstellen.

Die junge und großgewachsene Frau in der Uniform der Sicherheitstruppe sagte: "Öffnen bitte!", und stand alsbald vor einem mit allerlei Technik gefüllten Rucksack. Während das Personal für gewöhnlich beherzt in das Equipment greift, verschiedenste Dinge hervorholt, Kabelstecker nach Hohlräumen untersucht und Filmdosen öffnet, stand Madame etwas unschlüssig herum. Sie tat zwei Dinge: Sie hob ein Tuch an und wackelte kurz am Objektiv. Dann ging sie zu ihrer Kollegin an der Taschenausspuckstelle, die beiden unterhielten sich über etwas Lustiges, lachten und schoben die Taschen der anderen Fluggäste nach hinten durch. Wir standen vor dem Bombenrucksack und schauten uns an. Kurz bevor wir aus der Erkenntnis, vergessen worden zu sein, zaghaft "Hallo!" rufen wollten, kam sie zurück. "Ist in Ordnung", sagte sie und wand sich dem nächsten Fluggast zu. Hatte sie mit einer Zeitbombe gerechnet und sich in Sicherheit bringen wollen.

In Wien verrenkte ich mir nachts im Schlaf den Hals. Da moderne Hotels über alles verfügen außer über Wärmflaschen, musste ich das Wochenende abwarten, ehe ich mir am Montag ein Wärmepflaster kaufen konnte - eines jener Schulterpflaster, die mit kleinen schwarzen, metallisch anmutenden Heizpolstern ausgestattet sind. Es war der Morgen des Rückflugs, und mir schwante Ungemach, als ich im Spiegel der Flughafentoilette Teile des Pflasters aus dem Ausschnitt gucken sah. Würde ich damit überhaupt fliegen dürfen? Ich ging durch den Metallerfassungsbogen der Sicherheitskontrolle und, na klar, es piepste gehörig.

Ich musste zur Seite treten, wo mir die Sicherheitsdame zwischen die Beine griff, mir in den Hosenbund fasste und formvollendet die Brüste befühlte. Ihr Summding summte dabei ohne Unterlass, während das weiße Pflaster oben aus dem Ausschnitt des Pullis guckte. Ich musste die Stiefel ausziehen. Nichts. Ich musste zurück zum Durchgangpiepser. Ich piepste immer noch. Mit der rechten Hand summte sie meinen Körper auf und ab, ihre linke fasste zu, wie es unter andern Umständen ganz schön sein kann, überallhin, Busen, Beine, Bauch, nur nicht auf meine Schulter. Es blieb dabei: nichts. Sichtlich enttäuscht, nicht Frau der Gefahr geworden zu sein, ließ sie mich gehen. Ohne ein einziges Mal gefragt zu haben, was da oben aus meinem Ausschnitt lugte, ohne ein einziges Mal die heißen Polster gefühlt zu haben, die ich am Körper festgeklebt hatte.

Die Maschine ist, wie man weiß, nicht abgestürzt. Ich allerdings frage mich, warum man so ein Bohei macht um den armen Jemen, wenn hierzulande Gurkentruppen Dienst tun, denen man im Jemen nicht einmal die Esel anvertrauen würde. Na gut, die gerade noch.

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kari

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