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Aus der Deutschland-tazDas Ende der Dankbarkeit

Ich hatte es schon geschafft: vom Arbeiterkind zur Türkin zur Migrantin. Nun wundere ich mich, dass ich für viele Deutsche wieder eine Ausländerin bin.

Nach 40 Jahren wollte ich nicht mehr den Bückling machen. Bild: DGone / photocase.com

Nur selten lasse ich mich aus der Ruhe bringen. Viel lieber schreibe ich lustige Bücher über mein deutsch-türkisches Leben. Es ist auch noch nicht so lange her, dass ich mich artig bei den Deutschen, Deutschland, meiner deutschen Lehrerin, unserer deutschen Nachbarin Anni, dem deutschen Staat und dem deutschen Bildungssystem bedankt habe.

Schließlich, so dachte ich früher, darf ich das Leben, das ich als Tochter eines anatolischen Ziegenhirten in Deutschland führe, nur leben, weil diese oben genannte Gruppe mir das dankenswerterweise ermöglicht hat.

Aber irgendwann ist auch Dankbarkeit aufgebraucht. Schließlich bin ich Mutter einer vierjährigen Tochter, die in Deutschland geboren wurde, die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt und vermutlich den Rest ihres Lebens in Deutschland verbringen wird. Ich dachte, ich werde kein gutes Vorbild abgeben, wenn meine Tochter mitbekommt, dass ihre Mutter nach 40 Jahren immer noch den Bückling macht. So beschloss ich, nicht mehr dankbar zu sein.

Die Autorin

Hatice Akyün (41) ist Journalistin und Schriftstellerin. Sie lebt in Berlin.

In einem Radiointerview, in dem ich die steigende Ausländerfeindlichkeit der Deutschen kommentieren sollte, sagte ich, dass ich früher Arbeiterkind war, dann ein Mensch mit Migrationshintergrund aus mir wurde und es momentan wieder üblich sei, von Ausländern zu sprechen. Ich beschwerte mich, dass ich es doch sehr unverschämt finde, mich nach 40 Jahren wieder zur Ausländerin zu machen. Dass ich keine Ausländerin bin, dass ich Deutsche bin. Ich bin integriert, spreche die deutsche Sprache, aber vor allem stehe ich in Deutschland in Lohn und Brot und zahle hier meine Steuern. Rhetorisch fragte ich in dem Interview zurück, warum mir jetzt wieder der Stempel "Ausländer" aufgedrückt wird.

Meine Empörung war offenbar ein großer Fehler. Nach der Sendung bekam ich Dutzende E-Mails, in denen mir Undankbarkeit vorgeworfen wurde. Eine Dame schrieb mir, dass ich unverschämt sei, weil ich wohl vergessen habe, wem ich mein Leben in Deutschland zu verdanken hätte.

Sie hatte mich gegoogelt und so herausgefunden, wie viel Deutschland mir ermöglicht hat. Und sie erklärte mir, dass ich ohne die Deutschen heute in Anatolien säße und Schafe hüten müsste. Ich sei nicht nur unverschämt, sondern auch undankbar. Eine andere Frau brachte es weniger charmant auf den Punkt und schrieb mir, dass ich von Deutschland profitiert habe und ich "undankbares Pack" sei.

Ich überlegte fieberhaft, was wohl mein Profit sein könnte? Und dann fiel es mir plötzlich ein: Dank meiner in Deutschland genossenen Bildung habe ich tatsächlich viel erreicht. Zum Beispiel den Spitzensteuersatz! Danke, Deutschland, danke!

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44 Kommentare

 / 
  • G
    guenay

    ach jacek,

     

    du solltest nicht von hatice auf alle türken. bei ihrer aufdringlichen art kann ich verstehen, wenn menschen antipathien gegenüber türken hegen.

    aber auch türken wie ich finden sie nicht toll. sie muss sich halt profilieren mit ihren tollen schuhen und so..aber weißt ja: mit was auch sonst?;)

  • D
    DasSan

    Liebe Frau Akyün,

    lassen Sie sich bloß nicht einschüchtern.

    Hier meine Meinung dazu:

    http://das-san-bloggt.tumblr.com/post/2185711877/dankbarkeit

  • MK
    Michael Klein

    Als Deutscher Bürger habe ich mich noch nie so unwohl gefühlt in meinem Land, wie zu dem jetzigen Zeitpunkt! Dieser Rassismus vieler meiner Landsleute ekelt mich zum Kotzen an! Und ein Großteil der Kommentare hier gibt einem echt den Rest!

    Deutschland verdummt wirklich immer mehr, Sarrazin hat recht! Nur halt aus anderen Gründen, und das weiss er auch ganz genau!

  • V
    vic

    @Swanni

    ich hab kein Problem mit auflaufen.

    Im Gegenteil, es ist mir ein inneres Blumenpflücken.

  • S
    Swanni

    "Danke.

    Danke für euren Hass? Eure Geringschätzigkeit?

    Eure dumpfen Unterstellungen? Eure ständigen Vorwürfe? Euer Gezeter? Dass man euch aber auch gar nichts recht machen kann?

    FY

    Danke für nichts."

     

    Wenn du hier ständig überall aufläufst, solltest Du vielleicht mal überlegen, ob das nicht an Dir liegt

  • V
    vic

    Danke.

    Danke für euren Hass? Eure Geringschätzigkeit?

    Eure dumpfen Unterstellungen? Eure ständigen Vorwürfe? Euer Gezeter? Dass man euch aber auch gar nichts recht machen kann?

    FY

    Danke für nichts.

  • H
    Hottemax

    Färbt am Wams die Schnalle blau und dann erklär' mir wose.

     

    Wose?

     

    Wose sich aufhält, die feuerspeiende Prinzessen!

  • I
    irritiert

    wie ich die welt verstehe, ist es reines zufall wo ein mensch zu welt kommt. kann man auch anders verstehen, aber ich schätze dass die meisten dankbarkeitfordernden kommentierenden auch eine ähnliche europäische ansicht darauf gelernt haben.

    nur die geopolitischen soziokulturellen strukturen sind im moment so, dass manche mensch mehr zugang bekommt zu chancen, privilegien, auch grundrechte als manch andere mensch.

    als eine die zufällig priviligierten, sehe ich es als mein pflicht, (leider kompliziert) zu versuchen, diese privilegien weiter zu verteilen. als versuch, etwas zu korrigieren, was nicht stimmt. dafür sollte aber keine priviligierten dankbarkeit fordern!

  • H
    hto

    Sozialisiert in Konfusion: "Danke, für meinen Arbeitsplatz", besonders seit die Globalisierung der "Dienstleistungsgesellschaft" die Welt- und "Werteordnung" FLEXIBILISIERT!?

  • S
    spin

    "...dass es ziemlich viele arabischstämmige Berliner gibt, die ...die blonde Mädchen in der U-Bahn beschimpfen"

    ach komm, das liegt nicht an der arabischen abstammung, sondern an männlichkeits- und raumgreif-ritualen, die auch vielen meiner weniger arabischen geschlechtsgenossen nicht unbekannt sind. dass schule abbrechen migranten zuerst trifft, sagt mindestens soviel über die schulen (und ihr klassensystem und ihren rassismus) wie über die abbrecher.

    "es liegt auch an uns Arabern, dass viele Berliner mit Arabern nichts zu tun haben wollen"

    sorry, aber die meisten berliner wollen auch nix mit japanern, lesben, langzeitarbeitslosen oder afrikanern zu tun haben. die mittelschicht hat angst vor der kontamination mit "randgruppenschäden" und man bleibt lieber unter sich. (klassen-) rassismus und normalismus trifft nicht nur araber - und ist auch denen nicht fremd.

     

    und klar, die ganzen türken sollen jetzt endlich mal dankbar sein, dass wir ihnen ein fließband, einen dönerspieß und hartz 4 in die hand gedrückt haben, sonst gibts bald ein pogrom, dass sich gewaschen hat. wir doitschen erwarten endlich kniefälle!

  • D
    deltaM

    Nachdem ich alle bisherigen Kommentare mal durchgegangen bin habe ich auch meine eigene Sicht entwickelt. Ich sehe diverse Entwicklungen parallel sich zusammenfädeln: Der Wunsch nach einer politischen Führungspersönlichkeit, zunehmender Fremdenhass, die Erfahrung von Machtlosigkeit des einzelnen gegen das herrschende System und dessen Unfähigkeit...es passiert doch nichts neues. Nur die Angst der einzelnen nimmt wieder zu und die Herrschenden haben kein Gespür dafür.

    Wenn die Ausländerfeindlichkeit zunimmt, ist das psychologisch betrachtet eine Projektion der eigenen Verlustängste auf jemand anderen. Ich halte nichts von Verschwörungstheorien, aber ich halte auch nichts davon die Herrschenden mitsamt den Medien in einem naiven Glanz erstrahlen zu lassen, der vorhält, dass sie nichts davon wüssten, was man mit Volks-Verunsicherung und Drohkulissen alles machen kann: Geld, Gehorsam, Gewalt...wir kennen das ja zu genüge.

    Also Frau Akyün: Vielleicht nagen wir alle gerade am gleichen Problem. Mit dem Unterschied, dass jeder sein Lieblings-Feindbild bedient.

  • B
    Brünette

    N'Abend Hatem,

     

    wie...Nur Blondinen werden von Arabern "angemacht"? Die mit den blauen Augen?

    Skandal! Ich fordere gleiches Recht für alle und verlange, dass Araber künftig gefälligst auch Brünette/Rothaarige/Gescheckte usw. sexuell belästigen. Selbst vor den Grünen sollten sie nicht Halt machen, denn wie wir wissen setzen die sich besonders für Migranten ein. Es wäre eine Unverschämthbeit, wenn sie dafür diskriminiert werden...

     

    Btw.: Ich bin Quasi-Migrantin, also eine von denen die Dank Rassazin und Co. über Nacht abgestempelt und in Schubladen verfrachtet wurden, da mein Vater es wagte aus dem dreckigen Libanon ins saubere Deutschland einzuwandern. Seltsamerweise gehörte er nie zu den 85% (oder waren es gefühlte 99%?) Herzlich IV-Empfängern, sondern arbeitete, sobald er durfte. Heute ist er Quasi-Deutscher, weil er einen quasi-deutschen Pass hat und weil er vor allem nix mehr mit seiner früheren Heimat anfangen kann, was irgendwie auch traurig ist. Aber welche Wahl hatte er schon? Integration bedeutet hierzulande ja leider nicht, in friedlicher Co-Existenz seine kulturellen Eigenarten zu pflegen, sondern sich anzupassen.

  • NV
    Nicht vergessen und endlich mal Hirn einschalten - verdammt!

    Frau Akyün,

     

    als Deutscher in der Schweiz kann ich nur ansatzweise erahnen, wie Sie sich fühlen müssen.

    Und ich weiß auch, wie gut es tut, wenn man Stellungnahmen von Leuten liest, die eben nicht "Dann geh doch nach Hause!" lauten.

    Ich werde mich für das dumme Geschwätz der Hirnamputierten nicht entschuldigen - weil ich habe den Schrott ja nicht verzapft :-))

    Aber ich möchte Sie und alle friedlich und rechtschaffenden Ausländer, Neudeutsche und Schonlängstnichtmehrneudeutsche wissen und spüren lassen, daß es viele Menschen gibt, die Sie nicht dulden, sondern dankbar sind, daß Sie dazu gehören, denn Sie bereichern dieses Land.

     

    ----------------------

     

     

    An Alle,

    die sich hier selbstgerecht als Deutsche bezeichnen, und meinen, dieses anderen absprechen zu dürfen:

    Seien Sie sich nicht so 100%ig sicher auf der richtigen Seite zu stehen!

     

    Schon in den Jahren 1933 bis 1945 wurden viele tausend Menschen nachts durch die Polizei von der Tatsache überrascht, doch nicht so deutsch zu sein, wie sie eigentlich geglaubt hatten.

    Und auf ihrem Weg ins Ghetto oder KZ hockten sie mit denselben Menschen zusammen, gegen die sie bis wenige Stunden davor noch selbst gewettert hatten.

     

    "Als sie die Juden geholt haben, habe ich nix gesagt, weil ich war ja kein Jude.

    Als sie die Schwulen geholt haben, habe ich nix gesagt, weil ich war ja nicht schwul.

    ....

    Als sie dann mich geholt haben, war niemand mehr da, der etwas hätte sagen können"

    (Keine Ahnung, von wem das ist - soll angeblich von Tucholsky sein)

     

    ------------

     

    @Ania K.

     

    Sie hätten der schwangeren Maria auch die Tür vor die Nase geknallt!

    Wir haben Religionsfreiheit in Deutschland.

    Und ich z.B. nehme mir die religiöse Freiheit heraus, an gar keine Götter glauben zu müssen.

    Danke.

    Aber schön, daß Sie Frau Akyün nur aufgrund der Tatsache, daß sie türkischer Abstammung ist, automatisch unterstellen, gläubige Muslimin zu sein und sie zugleich mitverantwortlich an Ungerechtigkeiten von Moslems an Christen machen.

     

    Dann fühlen Sie sich doch sicher auch mitverantwortlich für die Kreuzüge, die Ausrottung der südamerikanischen Ureinwohner, der Hexenverbrennungen und der misbrauchten Kinder, nehme ich mal an.

    Oder wie jetzt?

     

    ------------

    @Harper:

    Deutschland IST das Heimatland von Frau Akyün.

    Abgesehen von der Tatsache, daß Frau Akyün die Türkei vermutlich nur als Feriendomizil kennt, wo vielleicht noch entfernte Verwandschaft leben könnte,

    ist das in der vom deutschen Volk demokratisch erlassenen Gesetzgebung klar und eindeutig geregelt:

    deutsches Pass = deutsch

     

    Alles andere führt uns zu den Nürnberger Gesetzen von 1935 zurück.

     

    Hand hoch, wer dahin zurück will!

    (Am besten die Rechte am ausgestreckten Arm - das wäre dann zumindest ehrlich.)

    -------------

     

    Statt sinnlos auf uns und unsere Neudeutschen einzudreschen und den Neonazis den roten Teppich auszurollen, sollten wir uns hier lieber mal um unsere wirklichen Probleme kümmern:

     

    Arbeitslosigkeit, viel zu niedrige Löhne, Millionen von Menschen (Deutsche und Neudeutsche) werden in die Armut gedrängt, hohe Krankenkassenbeiträge, unsichere Rente, Atomkraftwerke & Energiemafia, Lobbyismus in der Bundespolitik, Klimawandel, Ende der fossilen Brennstoffe, Ende der Phosphatvorkommen,.... Westerwelle und Merkel springen immer noch da rum......

     

    Arbeit und Probleme ohne ENDE!!!!

     

    Weniger spucken und hauen, mehr anpacken!

    Und zwar ZUSAMMEN und GEMEINSAM in EINIGKEIT!!

     

    Punkt.

    Ende der Debatte.

  • T
    Toby

    Das Gekeifer, welches Frau Akyün offenbar nach ihrem Interview entgegenschlug und hier teilweise wiederholt wird, ist schlicht schamlos.

    Ich glaube, das müßte der treffende Begriff sein.

    Schamlos.

    Ich jedenfalls könnte mich fremdschämen, wenn ich solchen Blödsinn wie von Jacek Placek lese.

  • N
    nezcarrotte

    Leider scheint dieses Ausgrenzungsphänomen nicht nur auf Deutschland beschränkt zu sein. Als (deutscher) Migrant in Frankreich muss ich leider feststellen, dass auch hier, wie wohl überall in Europa, die Xenophobie wieder im Vormarsch ist. Früher richtete sich das hier wie in Deutschland meist gegen die als minderwertig empfundenen Migranten aus dem Magreb (an Stelle von Türken oder früher Polen in Deutschland). Heute traut sich die Dummbiedrigkeit wieder über alles irgendwie Suspekte, Fremde herzuziehen.

     

    Statt Dankbarkeit bleibt wohl nur die Wut. Ich kann das gut verstehen.

  • A
    Arturo

    Ich bin in Deutschland aufgewachsen, habe über 20 Jahre in Dtl. gelebt; das Problem heisst "Provinz"; ein Beispiel: immer wieder wurde - wird - mir bestätigt, wie gut ich Deutsch spreche. Na ja, ist man manchmal geneigt zu antworten, Sie geben sich ja auch mühe; ich habe lange Jahre in Madrid gelebt: da fragt keiner woher man kommt, oder was man "ist". Wichtig ist nur "wer" man ist. Es tut mir Leid: aber Deutschland ist Provinz, wird es lange Zeit noch sein: Sparbuch, Kaufhaus und Bratwurst. Es kommt erschwerend dazu: die Ausländer & ausländische Mitbürger (was ist das?) wollen auch so Deutsch wie möglich sein: Sparbuch, Bratwurst usw.

  • M
    MissNorris

    @ Harper:Die Autorin ist in Deutschland zu Hause.Sie hat den Großteil ihres Lebens hier verbracht,hat hier ihren Lebensmittelpunkt.Und ist mit Recht gekränkt,wenn Sie und Ihresgleichen ihr ihre deutsche Heimat absprechen wollen.

    @ Ania K.:Woher wollen Sie denn wissen,ob die Autorin Muslima ist?Ist im Artikel nicht erwähnt.Nicht jedeR Türkischstämmige ist automatisch Moslem,das ist ein Vorurteil ;-)

  • L
    lebelieber

    was für ein unfassbar intelligenter und inspirierter beitrag. grundgütiger. liebe taz merkst du denn gar nicht auf welchem niveau du dich bewegst?

  • E
    ElitärAngepasstVerfassungskonform

    Ein wunderbarer Artikel der genau das unterstreicht was ich schon lang beobachte: "Ausländer" die das deutsche Spießbürgertum versuchen rechts zu überholen.

     

    Ich glaub ich muss jetzt auch ganz viel jammern über den Spitzensteuersatz und erstmal gründlich rekapitulieren was mir Deutschland alles so ermöglicht hat und was nicht. Unerträglich auch diese Diffamierungen - jeden Tag als "Bürger" bezeichnet zu werden wo ich doch sonst kein gutes Wort an "der Gesellschaft" lasse. Ich bin wunderbar elitär und drum gefällt mir auch dieser Artikel sehr, es ist schön auf Gleichgesinnte zu stoßen die wie ich auf dem hohen Ross sitzend Gericht halten über "die Gesellschaft". Das ist viel einfacher als der blöde Rest den "die Anderen" Differenzierung schimpfen. Differenzierung ist unnötiger Ballast wenn man stattdessen doch viel deutscher als die Deutschen sein kann indem man typisch urdeutsch ellenlang herumlamentiert wie böse und ungerecht die Welt doch ist und so.

     

    Danke, Deutschland, danke!

  • M
    MissNorris

    Die Autorin ist "Deutschland" genausoviel oder genauso wenig zu Dank verpflichtet wie die ihr wütende Briefe schreibenden Empörten.Für alles,was sie erreicht hat,hat sie hart gearbeitet,in den Schoß gefallen sind ihr weder Bildung noch Karriere oder Lebensglück.Danken die Empörten etwa auch auf Knien dem gütigen Vater Staat für all das,was er ihnen ermöglicht,nur weil sie zufällig hierzulande das Licht der Welt erblickten?Versagen sie sich selbst auch jede Kritik am hiesigen Zusammenleben?Oder pflegen sie ein patri-idiotisches Anspruchsdenken,weil sie als Abstammungsdeutsche ja schließlich was besseres verdient haben als die Deutschen aus anderen Genpools?

  • AK
    Ania K.

    Seien sie dankbar Frau Akyun, denn als Moslem dürfen sie hier im Frieden leben, davon können Christen in ihrer Heimat Türkei nur träumen.

     

    Also seien Sie dankbar.

  • H
    Hatem

    Ich bin ein deutsch-arabischer Berliner und gut integriert.

     

    Und genau darum kotzt es mich an, dass es ziemlich viele arabischstämmige Berliner gibt, die schlecht Deutsch sprechen, die Schule abbrechen, blonde Mädchen in der U-Bahn beschimpfen und Menschen berauben und zusammenschlagen.

    Leider werde ich manchmal nur aufgrund meines Aussehens in einen Topf geworfen, auch wenn ich mich anders benehme. Ja, das ist nervig.

     

    Aber es liegt auch an uns Arabern, dass viele Berliner mit Arabern nichts zu tun haben wollen oder sogar Angst vor Arabern haben.

  • HL
    Heinz Lothar

    nein, die Frau braucht nicht dankbar zu sein. Sie zahlt hier Steuern und fällt keinem zur Last. Sie braucht sich allerdings auch nicht aufzublasen, wenn man hier zunehment kritscher über integrationsunwillige Ausländer, die auch ihren Spitzensteuersatz verursachen denkt. Die bösen Mails sind geschenkt, oder wurde sie auch persönlich bedroht, wie es anderen kritischen Geistern ergangen ist.

  • AB
    Ali Bengali

    Ja was soll man nur dazu sagen,

    die 10 Jahre an Lebenserfahrenere Dame hat nicht Unrecht. Als Deutscher türkischer Herkunft stellt sich mir oft die Frage, wann man anfängt als deutsch angesehen zu werden. Und ich meine nicht das Deutschsein bei den eigenen Verwandten und "ehemaligen" Landsleuten.

    Längst habe ich die Hoffnung aufgegeben, denn spätestens wenn ich meinen Vornamen nenne ahnt so gut wie jeder meine Herkunft und findet doch gleich, wie gut und akzentfrei Deutsch gesprochen wird. Klar, ich bin hier geboren, habe einen katholischen Kindergarten sowie einen evangelische Hort Nachmittags besucht, ich habe - im zweiten Durchlauf 6 Jahre später - die Hochschulreife erlangt und mich in meinem Alter zu einem Studium entschieden. Auch mag ich keine Türken, und wenn das nicht reicht um deutsch zu sein, dann werde ich eben der ewige Türke (vergessen sie schnell den "ewigen Juden", an den habe ich nun garnicht gedacht).

    Aber vielleicht ist das auch gut so und man eckt weniger an, besser man bleibt in der Schublade, die einem per Prägung - Vorurteil seines Gegenübers - zugedacht wurde.

  • W
    Wossi

    Dankbarkeit erwarte ich nicht, warum auch, sie haben es sich ja alles selbst erarbeitet. Die Schule, Uni usw hat wohl kaum ein "Deutscher" selbst bezahlt.

    Aber man muss nicht alles so persönlich nehmen, Wessis hacken auf Ossis herum, Ossis auf Wessis, beide zusammen auf Türken und Muslime und diese sind wiederum mit den Deutschen nicht zufrieden. Was solls mich interessiert nur das, was Menschen die mir wichtig sind über mich denken, alles andere ist vollkommen unwichtig.

  • GM
    G. meint

    Rhetorisch fragte ich in dem Interview zurück, warum mir jetzt wieder der Stempel "Ausländer" aufgedrückt wird.

     

    wenn sie sich NICHT für eine ausländerin halten, dann kann es ihnen doch egal sein, was irgendjemand ihnen "aufdrückt". je normaler sie selbst mit ihrer herkunft umgehen, umso normaler wird man auf sie reagieren.

     

    ein interview zum thema "ausländer" zu geben, ist dahingehend allerdings etwas unklug. was haben sie denn da anderes erwartet, denn als "ausländerin" befragt zu werden?

  • P
    peter

    Ehrlich gesagt, ich habe den Artikel gar nicht verstanden.

     

    Für so schwere Vorwürfe der Ausländerfeindlichkeit, muss man konkrete Belege bringen. Habe ich sie überlesen? Hier kommt das zweite Geständnis: Ich hatte nicht die Kraft den dünnen Artikel im Detail zu lesen.

  • C
    cundar

    Also eigentlich kann man den Artikel nachempfinden ABER:

    Wenn ich das richtig verstanden habe fühlt die Frau Akyün das ihr das "Ausländer sein" wieder aufgedrückt wird und man ihr dazu noch Undankbarkeit vorwirft. Sie fühlt sich zurück gesetzt nach dem sie doch die "Positionen" Arbeiterkind und "Mensch mit Mihigru" längst überwunden hat.

     

    Also: Sie hats schon überwunden! Es ist weg, aus und vorbei.

     

    Warum dann noch aufregen!?

     

    Denn wenn jetzt jemand zu ihr "Ausländer" sagt oder über sie als "Ausländer" schreibt, sollte ihr das nach 38 Jahren Deutschland, mit einem deutschen Pass, deutschem Kind und Bekenntnis zur deutschen Kultur (sie schreibt und spricht ja in Deutsch) herzlich egal sein - da man selber längst Deutscher ist! :D

     

    Außer man will es gar nicht sein… und jammert deswegen böswillig herum. :(

     

    MfG

  • G
    Gunter

    Werte Frau Akyün, dann muss Deutschland und seine Bürger wohl was falsch gemacht haben, wenn Sie sich hier so unwohl fühlen. Wenn Sie die Menschen hier nicht mehr mögen und undankbar sind über Ihre Situation, ist nach so langer Zeit hier wohl wirklich was schief gelaufen ? Immerhin können Sie hier z.B. in der TAZ öffentlich beschweren, was Ihnen in Ihrem Herkunftsland so nicht möglich wäre, das haben Sie schon gut erkannt, oder ? Was zum Schluss Ihres Beitrages die Spitze auf Ihre Steuern soll, kann niemand nachvollziehen, da sie für viele nützlich verwendet werden. Was meinen Sie denn wofür ?

  • V
    vic

    Frau Akyün, ich entschuldige mich für diese Idioten. Hier sind nicht alle so.

    Allerdings zu viele, zugegeben.

    Vielleicht kriegen wir das ja eines Tages noch hin.

  • S
    Schulz

    Wie waere ich in Anatolien, dass ich nicht kenne?

    Kleine einsame Missionsstation, welche von durchreisenden Auslaendern mit Buechern christlichen oder aehnlichen Inhaltes beschenkt wuerde?

    ...

    Jedenfalls waere Hirtin ja wegen Kapitalmangel

    nicht ausfuehrbar, Brunnenstreitereien, kein Land, keine Wiese...

     

    ja den Spitzensteuersatz haette ich auch gern.

     

    Aber ich mag Deutschland mit auslaend. Menschen,

    Zuagroaste (Zugereiste) Neudeutsche, einfach Menschen, die ich nicht fragen muss:

    Die Fahrkarte bitte und halten Sie Ihren Pass bereit!

     

    Danke,

    ich bin auch undankbar, in Maasen.

  • H
    Harper

    Wem es in Deutschland nicht gefällt, kann gern in sein heimatland zurückkehren!

  • CC
    Claus Carstensen

    Sehr geehrte Frau Akyün,

     

    Sie zahlen Spitzensteuersatz? Ihnen fehlt der letzte Schritt zur Deutschen:

     

    Hinterziehen Sie Steuern :)

  • TF
    Thomas Fluhr

    Was ist denn diese Bildauswahl für ein Kommentar? Bückling, bitte auch noch nackt, danke!

  • AB
    Ali Bengali

    Ja was soll man nur dazu sagen,

    die 10 Jahre an Lebenserfahrenere Dame hat nicht Unrecht. Als Deutscher türkischer Herkunft stellt sich mir oft die Frage, wann man anfängt als deutsch angesehen zu werden. Und ich meine nicht das Deutschsein bei den eigenen Verwandten und "ehemaligen" Landsleuten.

    Längst habe ich die Hoffnung aufgegeben, denn spätestens wenn ich meinen Vornamen nenne ahnt so gut wie jeder meine Herkunft und findet doch gleich, wie gut und akzentfrei Deutsch gesprochen wird. Klar, ich bin hier geboren, habe einen katholischen Kindergarten sowie einen evangelische Hort Nachmittags besucht, ich habe - im zweiten Durchlauf 6 Jahre später - die Hochschulreife erlangt und mich in meinem Alter zu einem Studium entschieden. Auch mag ich keine Türken, und wenn das nicht reicht um deutsch zu sein, dann werde ich eben der ewige Türke (vergessen sie schnell den "ewigen Juden", an den habe ich nun garnicht gedacht).

    Aber vielleicht ist das auch gut so und man eckt weniger an, besser man bleibt in der Schublade, die einem per Prägung - Vorurteil seines Gegenübers - zugedacht wurde.

  • KK
    @ Karl d. G.

    Volle Zustimmung. Man mag noch hinzufügen: Die Leute, die Einwanderern großmäulig Dankbarkeit erwarten, sind oft genug die, die sie beschimpfen und herabwürdigen. Diese Überheblichkeit ist ekelerregend.

  • KK
    @ Karl d. G.

    Volle Zustimmung. Man mag noch hinzufügen: Die Leute, die Einwanderern großmäulig Dankbarkeit erwarten, sind oft genug die, die sie beschimpfen und herabwürdigen. Diese Überheblichkeit ist ekelerregend.

  • H
    Holländer

    Lieber Herr Placek,

     

    ich bin in Holland erzogen und ausgebildet worden. Jetzt zahle ich in Deutschland meine Steuern. Von Ihnen erwarte ich Dankbarkeit, dass ich das mache ohne das Deutschland in mir investiert hat.

     

    Oder Sie entschuldigen sich bei Hatice Akyün für Ihre dumme Sprüche. Sie ist ein Deutscher wie alle anderen und hat natürliche eine Deutsche Schule besucht, dafür braucht sie nicht dankbarer zu sein als alle andere Schüler.

  • B
    bernard

    der hass, der ihnen entgegenschlägt resultiert aus einem Mangel an Demut und aus Orientierungslosigkeit. Denn wem können wir danken, den Eltern?, dem Kapitalismus?, den Lehrern?, dem Geld?, den Genen?, dem Volk? unserer Leistung? - viele Ursachen, die wieder Ursachen haben - ins Unendliche.

     

    Danke Gott! Und mach es Menschen bitte noch leichter, zur Vernunft zu kommen.

  • P
    Plumps

    @Jacek Placek:

     

    Seien sie den Allierten dankbar, dass sie Deutschland nicht unter sich aufgeteilt haben!

    Maybe you would speak now English? Ou français?

    или русский??

  • B
    broxx

    Jaja, immer diese alte Leier. Wir sind genervt über unangepaßte, integrationsunwillige, usw. Aber sich jetzt darüber zu beschweren das wir die Schnauze voll haben! Es wird wieder (typisch) gejammert. Vielleicht hätte unter anderem auch die Autorin mal vorher was über diese unwilligkeit sagen sollen. Vielleicht hätte z.B. die Autorin mal mächtig ablästern sollen über die kranken Sprüche von Erdogan in Deutschland. Vielleicht hätten sich Türken allgemein mal etwas mächtiger vom Islamfaschismus distanzieren sollen. Aber immer nur meckern und fordern-und sich dann wundern? Aufgewacht!

  • S
    safavi

    Danke! :-)

  • KD
    Karl d. G.

    Traurig, wirklich traurig. Was ist das eigentlich dieses Deutschland bzw. was haben diese Deutschen dazu beigetragen, was der gemeine Immigrant nicht beigetragen hätte? Jenen Leuten, welche eben jene beschriebene Dankbarkeit einfordern, gebührt sie am aller wenigsten. Elendiges Nazi Pack...

  • JP
    Jacek Placek

    Ich kann dieses Meckern, dieses ständige Beleidigsein der türkischen Migranten nicht mehr hören, ja, sie sollen Deutschland dankbar sein, dass ihre Eltern hier aufgenommen wurden, dass sie hier Job bekommen haben, dass sie deutsche Schule besuchen durften und überlegen sie, wie ihr Leben in Anatolien aussehen würde.

     

    Ja, auch ich erwarte von Ihnen Dankbarkeit!