Kommentar Bremens erodierende Opposition: Gekränkte Bürgerseelen

Das klingt unfreiwillig komisch, markiert aber ein ernstes Problem: FDP und Union haben in Bremen ihre Integrationskraft verloren.

Zerfallserscheinungen - das Wort passt sehr gut auf die Ereignisse im traditionell bürgerlichen Lager in Bremen: In der Landes-CDU, früher Meisterin im Deckeln interner Konflikte, führt man unter Rückgriff auf die Kanäle Facebook, Bild-Zeitung und Rund-Mail alle Seiten beschädigende Personal-Debatten. Und in der FDP, die seit Beginn der Legislatur vor allem durch innere Intrigen und anonyme Kolportagen von sich Reden macht, wundert man sich, dass mit Uwe Woltemath einer die Schlangengrube verlässt.

Die Bürgerliste, deren Gründung er für die Landtagswahl er ankündigt, wäre bereits die zweite Mitbewerberin, die aus dem Zersetzungsprozess von Union und Liberalen hervorgeht. Das sind keine inhaltlich zwingenden Vereine, sondern Clubs, die eher aus persönlichen Kränkungen resultieren. Alle fordern, dass Bremen weiterhin ein selbstständiges Land bleiben soll, alle haben teilen wirtschaftspolitische Anliegen mit FDP und CDU, die einen etwas marktradikaler, die anderen etwas sozialliberaler: "Der Zusammenhalt der Gesellschaft", sagt Woltemath, "ist mir wichtig."

Das klingt unfreiwillig komisch, markiert aber ein ernstes Problem: FDP und Union haben in Bremen ihre Integrationskraft verloren. Sie bekommen die Leute mit verwandten Interessen nicht mehr unter einen Hut. Das schwächt die politische Arbeit: In Bremen legt sich die Opposition lahm, statt die Regierung zu kontrollieren.

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Jahrgang 1972. Seit 2002 bei taz.nord in Bremen als Fachkraft für Agrar, Oper und Abseitiges tätig. Alexander-Rhomberg-Preis 2002.

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