die wahrheit: Aufstand gegen Schleim
Fernseefahrt: Jetzt gibt es auch eine Meuterei auf dem "Traumschiff".
Seit Jahrzehnten dümpelt das "Traumschiff" sonntags durch das Zweite Deutsche Fernsehen und dringt in immer neue Galaxien des Unterhaltungsschleims vor, die nie ein vernünftiger Mensch zuvor gesehen hat. Sterbenslangweilige Geschichten, hackhässliche Schauspieler und brutalöde Kulissen - das machte den Meerestraum aller Muttis bislang aus. Doch am Montag dieser Woche war plötzlich alles anders. Unter den Passagieren des "Traumschiffs" brach eine Meuterei aus.
Die als Tyrannen des schlechten Geschmacks ewig erduldeten Bordschauspieler wurden unter Arrest gestellt: Siegfried Rauch als Kapitän Jakob Paulsen, Heide Keller als Chefhostess Beatrice von Ledebur, Inka Bause als Fitnesstrainerin Inka und Harald Schmidt als Kreuzfahrtdirektor Oscar Schifferle wurden in einem Beiboot abgeseilt und - ausgestattet nur mit dem nötigsten Proviant - irgendwo in der Südsee auf "Gilligans Island" ausgesetzt.
Nach der "Gorch Fock" ist mit der "Deutschland", die seit 1999 die Traumschiffrolle spielt, also ein weiterer Nationalkahn außer Gefecht gesetzt. Diesmal sind es allerdings keine Offiziersanwärter, sondern die Passagiere, die meutern. Entschieden weigern sie sich, weiterhin an entwürdigenden Ritualen wie dem "Kapitänsdinner" teilzunehmen, bei dem sie in unförmiger Kluft stupidesten Smalltalk über sich ergehen lassen müssen.
Jahrelang hatten die Passagiere an Bord der "Deutschland" klaglos hingenommen, als Staffage für die Grauensserie zu dienen. Als aber bekannt wurde, dass der ehemalige "Gorch Fock"-Kapitän Norbert Schatz das Kommando des "Traumschiffs" übernehmen sollte, lief das Fass offenbar über. Viele gerade der älteren Gäste an Bord fürchteten sich besonders vor dem Aufentern in die Takelage. Dabei hat das "Traumschiff" nicht einmal Segel. Das sei dem neuen Kommandanten egal, hieß es, er würde "diese faulen Fettsäcke im Smoking trotzdem die Wanten hinaufjagen".
Die Ausstrahlung der nächsten "Traumschiff"-Folge ist jedenfalls akut gefährdet, wie das ZDF bestätigt. Auf dem Mainzer Lerchenberg läuten sämtliche Alarmglocken. Erste greise Zuschauer würden bereits verzweifelt anrufen und fragen, ob sie in ihrem kurzen Restleben das "Traumschiff" noch einmal sehen könnten. Doch eine Lösung scheint in Sicht: Nach Informationen der Nachrichtenagentur epd gibt es eine Anfrage des ZDF beim Bundesverteidigungsministerium. Demnach hat Minister zu Guttenberg bereits der Entsendung der GSG 9 zugestimmt, nachdem ZDF-Intendant Schächter ihm angedroht habe, Bild zu mobilisieren. Zuvor hatte der Bild-Chefredakteur Kai Diekmann erklärt: "Das 'Traumschiff' verteidigt unsere Fernsehfreiheit in der Südsee."
Inzwischen drohen die Meuterer, mit dem "Traumschiff" Australien anzusteuern, um es "im Dschungelcamp von RTL zu versenken". Womöglich lassen sich so ja gleich zwei Fernsehschmeißfliegen mit einer Klappe schlagen.
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Leser*innenkommentare
Mellert
Gast
Das "Traumschiff wird vorerst nicht weiter fahren können.Es ist in das schlammige Kielwasser der Gorch Fock geraten. Der Kapitän der G.F. schwimmt zur Zeit in Unterhosen um sein ehem. Schiff und sucht die kondome die seine Mannschaft entsorgt hat.Da ist auf dem Traumschiff mehr Ordnung denn der bergsteigende kletterarzt hat als Leihkapitän alles im Griff auch wenn seine alterne Sekretärin langsam ihren Geist aufgibt. Wir Zuschauer haben uns gähnend schon lange an den Scheiß gewöhnt,was uns was uns da vogesetzt wird. Das einzig schöne daran ist die "Erkennungsmelodie" von J.Last