Kolumne Fernsehen: Notizen vom Anfang des Tunnels

Die Berlinale duldet keine Götter neben sich. Sie gibt viel und nimmt alles - Geld, Gesundheit, Schlaf. Sie ist wie ein Tunnel, dem man nicht immer entkommt.

Erwähnte ich bereits, dass ich gern ins Kino gehe, sehr gern sogar? Wahrscheinlich nicht, denn bislang tat das an dieser Stelle nichts zur Sache. Das ändern wir heute mal, denn ich spüre ein Fieber in mir aufsteigen wie jeden Februar: Die Berlinale steht vor der Tür - und ich mache ihr natürlich auf. Home is where your heart is - und mein Herz ist in den nächsten zehn Tagen am Potsdamer Platz, rund um die Uhr.

Wer das kitschig findet, weint wahrscheinlich auch nie im Kino und weiß gar nicht, was er verpasst: große Leinwand, große Gefühle - was gibt es Schöneres, als sich überwältigen zu lassen von der Kraft der Bilder, von Geschichten und Gesichtern larger than life?!

Ich glaube, ich war nie euphorischer als nach meinem ersten Kinobesuch in Disneys "Dschungelbuch". Der Nachhall der Filme mag mit den Jahren nachgelassen haben (erst recht bei einer Druckbetankung wie auf der Berlinale), aber ich verlasse ein Kino immer noch und immer wieder ein bisschen anders, als ich es betreten habe - und sei es auch nur … glücklicher.

Wer mir zu meinem bald anstehenden "Bitte helfen Sie mir über die Straße"-Geburtstag etwas Gutes tun will, der schenke mir also bitte eine Kinojahreskarte. Ich werde diese Gabe mit Dankbarkeit nicht unter einem Jahr belohnen.

Für den kleineren Geldbeutel: Gern lasse ich mich von taz-LeserInnen auch in einzelne Filme einladen. Wer zahlt, bestimmt: Film- und Terminvorschläge bitte an die oben angegebene Mailadresse oder die nächstgelegene Polizeidienststelle.

Denn häufiger mal ins Kino zu gehen steht auf der ewigen Liste meiner guten Vorsätze ungefähr gleichauf mit "mehr Sport" und "weniger Alkohol". Komisch eigentlich. Dabei macht das ungleich mehr Spaß.

Aber ab heute ändere ich mein Leben - zumindest für die nächsten zehn Tage: Sport wird zwar keine größere und Alkohol keine kleinere Rolle spielen, aber Filme werde ich gucken, und zwar nicht zu knapp. Wenns gut läuft, vier pro Tag; wenns schlecht läuft, nur drei. Dann hab ich mal wieder einen verpennt (eher im Cinemaxx als im Berlinale-Palast - die Sessel sind viel bequemer) oder war zwischendurch Kaffee trinken.

Bei diesen Verabredungen mutiere ich manchmal zum großen Schweiger (nicht Til, eher das Gegenteil), weil ich gedanklich noch im letzten Film festhänge. Die Berlinale ist wie ein Tunnel, dem man nicht immer entkommt und auch nicht immer entkommen will. Die Zeit teilt sich in ein Davor und ein Danach. Die Berlinale duldet keine Götter neben sich. Sie gibt viel und nimmt alles - Geld, Gesundheit, Schlaf (ein drittes Wort mit G ist mir nicht eingefallen).

Ich kenne Menschen, natürlich nur flüchtig, die im Internet Filme gucken. Ich verstehe sie nicht. Das ist wie … Wasser aus dem Atlantik zu schöpfen, um dann damit im Hotel ein Fußbad zu nehmen. Oder so. Jedenfalls erscheint es mir einigermaßen widersinnig. Und ist auch mit Geiz nicht zu rechtfertigen.

Nach der Berlinale gehts hier natürlich wieder mit Pantoffelkino weiter. Aber ab hier gilt erst mal die Losung: Es gibt viel zu tun - gucken wirs an!

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