Designierte Kulutrsenatorin Barbara Kisseler: Scholz holt Hoffnungsträgerin

Der designierten Senatorin Kisseler eilt der Ruf voraus, fachlich wie politisch kompetent zu sein. Sie soll Kunst und Kultur wieder mehr Beachtung verschaffen.

Kann zupacken: die künftige Kultursenatorin Barbara Kisseler. Bild: dpa

HAMBURG taz | Mit seinem Personalvorschlag für das Amt der Kultursenatorin hat der künftige Erste Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) große Hoffnungen geweckt: Barbara Kisseler, der derzeitigen Leiterin der Berliner Senatskanzlei, wird allenthalben Kompetenz sowie ein echtes Interesse für Kultur attestiert. Die Personalie ist ein Indiz dafür, dass das Politikfeld, das zuletzt zunehmend vernachlässigt wurde, wieder einen höheren Rang erhalten wird.

Nach seiner Machtübernahme 2001 hatte sich der damalige Bürgermeister Ole von Beust (CDU) schwer getan, einen Kultursenator zu finden. Es kam zu Peinlichkeiten, merkwürdige KandidatInnen - bis hin zu Vicky Leandros - wurden gehandelt und schließlich die Kultur-Chefin der Bild-Zeitung ausgewählt: Dana Horáková (parteilos).

Unter Schwarz-Grün musste deren Nachfolgerin Karin von Welck (parteilos) auch noch die Verantwortung für den Sport übernehmen - dabei hatte sie schon das desaströse Projekt Elbphilharmonie abzuarbeiten. Als Welck im Sommer 2010 zurücktrat, wurde der Posten mit Reinhard Stuth besetzt.

Der Christdemokrat war erst anderthalb Jahre zuvor von Welck entlassen worden und galt daher als Notlösung. Als er versuchte, die Sparbeschlüsse des Senats durchzusetzen - Kürzungen beim Schauspielhaus, bei den Bücherhallen und die Schließung des Altonaer Museums - hagelte es Kritik, der Stuth nicht gewachsen war.

Olaf Scholz will das Politikfeld nun offenbar besser bestellen. Die Entscheidung für die parteilose Kisseler ist seine erste Personalentscheidung nach der Wahl. Zugleich mit der Personalie kündigte er eine "Neuausrichtung" der Kulturpolitik an. Im Fernsehsender 3sat versprach er, die Museen ausreichend zu finanzieren und Verlässlichkeit sowohl für die Kunstinstitutionen als auch für die freien Künstler zu schaffen. "Es geht nicht nur um ein Ressort, das man besetzen muss, sondern es geht um etwas, das für unser Zusammenleben von größter Bedeutung ist", sagte Scholz dem 3sat-Magazin "Kulturzeit".

Kisseler könnte die richtige Wahl für einen Neuanfang sein. Das SPD-nahe Kulturforum bescheinigte ihr Kompetenz und der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft "das nötige Rüstzeug". Seit 1982 hat sie in diversen Kulturämtern und behörden gearbeitet. 2003 ging sie als Kulturstaatssekretärin nach Berlin und übernahm schließlich die Leitung der Senatskanzlei von Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD).

Ulrich Khuon, der ehemalige Intendant des Hamburger Thalia-Theaters, kennt und schätzt Kisseler aus seiner Zeit am Staatsschauspiel Hannover sowie in seiner derzeitigen Funktion als Intendant des Deutschen Theaters Berlin. "Sie weiß, wie Politik geht, und sie liebt die Kultur", sagt Khuon. "Sie geht auch hin und bildet sich eine eigene Meinung", sagt der Theatermann, der ihr auch zutraut, auf die freie Szene zuzugehen.

"Sie ist eine Politikerin, die sich aktiv mit den Leuten unterhält", bestätigt Amélie Deuflhard, Intendantin der Kulturfabrik Kampnagel, die Kisseler ebenfalls aus ihrer Berliner Zeit kennt. "Sie ist jemand, der im besten Sinne vermitteln wird, dass Kunst und Kultur einige der wichtigsten Faktoren in der Stadtpolitik sind."

Deuflhard erwartet, dass die neue Senatorin von der starken Ausrichtung auf das Repräsentative, den Glamour abrücken und die Rahmenbedingungen für Kunst und Kultur insgesamt verbessern wird. "Da können sich in Hamburg alle freuen", sagt Deuflhard.

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