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Ich bin von der Weitsicht der Kommentatoren hier begeistert, die einen kühlen Kopf bewahren.Zumindest im englischsprachigen Japanischen Fernsehen sind die Reaktoren nur eines von vielen Themen:
http://zettelsraum.blogspot.com/2011/03/hier-konnen-sie-das-live-programm-des.html
In dem Sog der herrschenden Stimmung ist es leicht den nüchternen Kopf zu verlieren. Doch wenn man sich jenseits der "deutschen Stimmung" begibt, so wird man begreifen, dass die Japaner gerade gezeigt haben, dass Atomkraftwerke auch solchen Gewalten standhalten können. Dass man dabei die Reaktoren verliert, besagt nicht, dass man die Beherrschung über die Technik verloren hat. Und somit, werden diese Unfälle, wie immer in der Logik des Fortschrittes nach einiger Zeit dem weiteren Ausbau der Atomkraft ihren guten Dienst leisten. Und wen wird es dabei interessieren, dass die Deutschen nicht mitmachen?
"Ganz anders sah die japanische Politik jedoch mit Blick auf Atomkraftwerke aus - ihnen stand die Mehrheit der Bevölkerung bisher eher unkritisch gegenüber."
Das glaube ich auch, aber wie viele Lügen wurden den Japanern in den letzten Jahrzehnten über die Störrfälle und Probleme aufgetischt?
Wie viele Japaner kennen wirklich die Probleme der Kernenergie in einem Land, wo die Erde immer bebt, mal stärker, mal schwächer? Die Atomlobbyisten lügen, manipulieren und sorgen immer für ihre Interessen. Das ist das Problem.
In Deutschland hat die Regierung sofort den Ausstieg aus dem Ausstieg vollzogen. Jetzt ärgert sich der Bürger, weil auch hier kaum jemand weiß, welche Risiken sogar im Normalbetrieb bestehen.
Man mag doch bitte Mal diese Hysterie lassen! Weder ist die Geschichte der Atomkraft neu zu schreiben, noch hat sich etwas Unerwartetes realisiert. Und die Schlussfolgerung, jetzt müssen in Deutschland alle AKW's abgeschaltet werde, ist ebenso unsinnig. Das im Falle fehlender Kühlung es zur Kernschmelze kommt, ist seit Entwicklung der ersten Reaktoren bekannt. Genau deswegen haben AKW's eben umfassende Kühlsysteme. Und eine Kernschmelze ist in Tschernobyl abgelaufen und den USA wäre sie beinahe eingetreten. Es ist also nichts Neues und nichts Unerwartetes geschehen. Die Frage ist die Frage nach der Konstruktion des Kühlsystems und insbesondere der Redundanz dieser Systeme. Und die muss in einem Erdbebengebiet, zudem unter Tsunami-Gefahr (besonders intelligent war es von den Japanern, die AKW's direkt an die Waterkant zu setzen, und zwar in einer Höhe, in der selbst eine schlappe Zehn-Meter-Welle das Gelände überspülen kann - Tsunamis sollen Wellenhöhen von bis 35 Meter erzeugen können!) anders aussehen als im Rheintal. Und es ist eben wenig intelligent, ein AKW mit einer Erdbebentoleranz von bis zu 8,0 zu bauen, wenn in der Region Erdbeben deutlich höherer Werte zu rechnen ist.
Das Atom ist beherrschbar; es ist stets nur eine Frage der Kosten-Nutzen-Kalkulation und der daraus resultierenden Redundanz der Sicherungssysteme. Das wirkliche Problem der Atomkraft bleibt nur die Endlagerung. Und das Problem ist in der Tat tragend!
Hier stehen Menschenleben auf dem Spiel,
zu aller erst ist zu hoffen, dass "Japans Ingenieurkunst und Erfindergeist" eine weitere Verschlimmerung der Lage verhindern können.
Es ist erschütternd, wie das Leid der japanischen Bevölkerung in der hiesigen politischen Debatte untergeht.
Erst die AfD, jetzt das BSW: Das ostdeutsche Parteiensystem koppelt sich zunehmend ab. Die Wurzeln dieser Entfremdung vom Gesamtstaat reichen tief.
Kommentar Atom-Illusion in Japan: Gutes Atom, schlechtes Atom
Seit Freitag liegt die Illusion, die Atomtechnologie zu beherrschen, in Trümmern. Zu hoffen ist, dass Japans Ingenieure und Erfinder künftig vor allem erneuerbare Energien entwickeln.
Als einziges Land der Welt wurde Japan bisher Opfer einer Atombombe. Die Bomben von Hiroshima und Nagasaki brachten bis dahin unvorstellbares Leid, das sich über Jahrzehnte hinzog. Das hat dazu geführt, dass sich die große Mehrheit der Bevölkerung wie auch die offizielle japanischen Politik seit dem Zweiten Weltkrieg stets gegen Atomwaffen ausgesprochen haben.
Zwar gibt es immer wieder vereinzelte japanische Rechte, die mit Verweis auf die Atomwaffen in China und Nordkorea auch für Japan solche Waffen forderten. Aber offiziell wurde an der Atomwaffenfreiheit nie gerüttelt.
Ganz anders sah die japanische Politik jedoch mit Blick auf Atomkraftwerke aus - ihnen stand die Mehrheit der Bevölkerung bisher eher unkritisch gegenüber. Regierung und Atomindustrie haben ihr erfolgreich weisgemacht, diese seien eine ganz andere Sache - nicht nur beherrschbar, sondern auch sauber. Die Botschaft wurde im so technikverliebten und fortschrittsgläubigen wie ressourcenarmen Land gern gehört.
Hinzu kam der Irrglaube, Japan als Hightechnation sei wie kein anderes Land in der Lage, die Risikotechnologie selbst bei schweren Erdbeben und Tsunamis zu beherrschen.
Seit Freitag liegt diese Illusion in Trümmern. Zu hoffen ist für uns alle, dass Japans Ingenieurkunst und Erfindergeist künftig vor allem der Entwicklung erneuerbarer Energien wie energiesparender Technologien zugute kommen.
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Kommentar von
Sven Hansen
Auslandsredakteur (Asien)
Asienredakteur seit 1997, studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Organisiert taz-Reisen in die Zivilgesellschaft, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien und Han Sens ASIENTALK. Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu Südostasien (2023), China (2018, 2007), Afghanistan (2015) und Indien (2010). Schreibt manchmal auch über Segeln. www.fb.com/HanSensAsientalk @SHansenBerlin