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Einführung der GrundschriftKeine pädagogischen Interessen

Die Marketingkampagne des Grundschulverbandes für die neue Grundschrift läuft an. Soll die flüssige Schreibschrift aus ökonomischen Gründen verschwinden?

Bild: complize/photocase.com

Immer weniger Kinder entwickeln in der Grundschule eine Handschrift, die ihnen als Schulschrift, und dann in Ausbildung und Studium, in Privatleben und Beruf so nützt, wie es nötig ist. Jetzt endlich hat der Grundschulverband das Thema aufgegriffen und verspricht uns, das Schriftelend mit seinem Projekt "Grundschrift" zu beenden.

Die zentrale Idee: Alle Kinder schreiben nur noch eine geradstehende Druckschrift aus einzelnen Buchstaben, die teilweise nahe zusammenrücken. Eine kursive Schreibschrift, in der alle Buchstaben eines Wortes verbunden werden, ist überflüssig. Die Frage: Ist das die richtige Idee?

Fünfzig TeilnehmerInnen waren am letzten Wochenende bei einer Konferenz in einem Hotel in Hannover versammelt, um das Konzept "Grundschrift" zu diskutieren. Der Grundschulverband hatte eingeladen. Ein Sponsor wurde nicht sichtbar. Die TeilnehmerInnen selbst oder die Institutionen, in der sie mit Kindern direkt oder für Aus- und Fortbildung von deren LehrerInnen arbeiten, hatten reichlich dafür bezahlt. Das Engagement der vielen Frauen war beeindruckend. Sie wollten wirklich wissen, worauf es vor allem ankommt beim Schreibenlernen und -lehren und was sie selbst tun können, um es in gute Bahnen zu lenken.

Was sie erfahren konnten, war leider eher dürftig. Aber es ist anzunehmen, dass das vielen der eifrigen TeilnehmerInnen verborgen blieb. Zu komplex ist der Gegenstand Handschriftentwicklung. Zu dringend war der Wunsch, den Wildwuchs auf den Blättern und in den Heften der Kinder zu beenden, als dass sich Kritik am Konzept "Grundschrift" vorgewagt hätte. Dass das Konzept noch lange nicht ausgereift ist, wird man in der Praxis zu spät merken.

Überzeugt hat Lothar Bode, Rektor und Lehrer einer kleinen Grundschule auf dem Dorf mit nur 120 Kindern. Er sagt: "Ich bin Pionier." Lange vor Erfindung der "Grundschrift" hat er an seiner Schule die Kinder nur noch Druckschrift schreiben lassen. Den Hefteinträgen, die er vorlegt, sieht man vor allem eines an: Von Anfang an und durch alle Fächer und Grundschuljahre war dem Lehrer die Schrift der Kinder wichtig. Das macht den Unterschied! Nicht das Weglassen einer Schreibschrift.

Oder doch? Schon die Vorgänger der heutigen Druckschrift-Kinder in Bodes Dorf hatten eine Schreibschrift gelernt, die sich Buchstabe für Buchstabe gegen Verbindungen sperrt, die sogenannte Vereinfachte Ausgangsschrift. Sie will nicht flüssig werden. Und besonders heftig sperrt sich unser häufigster Buchstabe, das kleine e, als Köpfchen-e. PraktikerInnen und Eltern haben sich gegen die Einführung dieser Schrift gewehrt.

GRUNDSCHRIFT

Zum zweiten Mal seit den 1970er Jahren soll in Deutschland eine neue Schrift in den Grundschulen Einzug halten. Damals war es die sogenannte Vereinfachte Ausgangsschrift, die für die Kinder den Übergang zur Schreibschrift nach Meinung aller Experten erschwerte. Was ist der Grund dafür?

Die renommierte Schreiblehrerin Ute Andresen beobachtet für die taz die Einführung auch der neuen Grundschrift - und kommt zu dem Schluss, dass didaktische Interessen höchstens an zweiter Stelle kommen. Es könnte vielmehr um die Interessen einer Lobby aus Industrie, Grundschulverband und Autoren in diesem Verband gehen. achtsam-schreiben-lernen.de

Meist vergebens! Der Grundschulverband hat sie durchgesetzt. Viele LehrerInnen haben seinen Argumenten für den vermeintlichen Fortschritt geglaubt, nicht gerade zum Wohle der Kinder. Das müsste der Verband erst einmal klarstellen, bevor er eine neue Schrift vorstellt. Er geht aber darüber hinweg und will einen neuen, unausgegorenen Fortschritt.

Vereinfachten Ausgangsschrift

Hinterfragt man das Scheitern vieler Kinder an der Vereinfachten Ausgangsschrift, wird deutlich, dass die eigentliche Wucht hinter ihrer Durchsetzung gar nicht aus pädagogisch-didaktischen Überlegungen kam. Es standen wirtschaftliche Interessen hinter. Bis zum Zeitpunkt ihrer Einführung mussten Texte in Schreibschrift für Bücher umständlich mit der Hand geschrieben und teuer reproduziert werden. Manche Buchstaben veränderten sich je nachdem, welcher Buchstabe ihnen vorausging oder folgte. Das war auch im Schreibunterricht der Kinder ein Extrakapitel.

In der Vereinfachten Ausgangsschrift gab es nun diese Komplikation nicht mehr. Alle Buchstaben endeten so, dass der nächste Buchstabe formstabil angesetzt wurde. Diese neue Schreibschrift konnte im Lichtsatz mit der Maschine getippt werden wie jede andere Satzschrift auch. Eine enorme Ersparnis für die Schulbuchverlage. Sie wurde garniert mit der Behauptung, die Formstabilität der Buchstaben sei ein Vorteil für die schreibenden Kinder. Tatsächlich erzog man sie zu ruckweisem Schreiben.

Die Vereinfachte Ausgangsschrift ist eine Schrift für die Maschine, nicht für das flüssige Schreiben mit der Hand! Die neue "Grundschrift" führt diese Logik weiter. Sie gibt sich erneut als Vereinfachung. Wieder soll sich eine flüssige Schrift aus der Aneinanderreihung von Einzelbuchstaben ergeben. Das ist kaum möglich. Es genügt nicht, das "Schreiben mit Schwung" zu beschwören, wie das Konzept "Grundschrift" es tut. Für viele Jungen besteht beim Schreiben die Hauptaufgabe auch gerade darin, ihre Bewegungen zu zügeln, den Schwung zu bremsen. Sie sollen zuerst Buchstaben und Verbindungen genau formen, um dann allmählich den Stift geschmeidig rascher zu bewegen.

Flüssig, elegant, selbstverständlich werden Schreibbewegungen von Kindern nicht dadurch, dass man ihnen - wie bei der Grundschrift - frühzeitig erlaubt, ihre Buchstaben eigenwillig zu schreiben. Nur lesbar muss da das Geschriebene sein, nicht auch schön aufgrund ausgereifter Form und rhythmischer Bewegung. Mit dieser vermeintlichen Großzügigkeit wird die Handschrift des Einzelnen in der Unbeholfenhheit festgehalten. Zu vermuten ist, dass der Verzicht auf eine verbundene Schrift aus einem Guss, wie es etwa die Schulausgangsschrift der DDR ist, eine wichtige Entwicklungsmöglichkeit versperrt: dass der Rhythmus des Schreibens den Gedanken trägt und Schreibweisen sich aus Bewegungsbildern ergeben, die in der Tiefe des Bewusstseins gespeichert sind.

Den Diskussionen zur "Grundschrift" in Hannover waren solche Überlegungen fremd, Sie bewegten sich nur an der Oberfläche des Schreibvorgangs. "Später schreibt niemand so rein, wie die Schule es wollte", hieß es immer wieder. "Im Wort werden nur zwei bis drei Buchstaben sichtbar verbunden. Warum also eine Schreibschrift lernen?" Es geht aber nicht nur um die Aneignung einer einigermaßen lesbaren Gebrauchsschrift! Wüsste man, welchen meditativen Atem Phasen gemeinsamen Schreibens von Schulausgangsschrift in den Schultag bringen können, würde man anderes als weniger wichtig erkennen und ihm den Weg in die Schule versperren.

"Jedes Kind lernt eigenaktiv lesen"

Aber heutige LehrerInnen haben meist selbst niemals einen vertiefenden Schreibunterricht erlebt, seine Wohltat nicht und nicht sein Ergebnis. Darum können sie nicht danach suchen. Und auch die Propagierer der Grundschrift wissen nichts davon. Sie wollen das auch nicht, denn sonst wankte ihr zentrales Dogma: Gut ist individualisiertes Lernen mit Karteien, Arbeitsblättern und -heften! Durch LehrerInnen angeleitetes Lernen in großer Gruppe, wie es ein unaufwendiger Schreibunterricht verlangt, ist Frontalunterricht - und schlecht.

Übersehen wird: In all dem vorgedruckten Arbeitsmaterial zum individualisierten Lernen stecken fremde, autoritäre Vorgaben, die für die einzelnen Lernenden blind sind. Das erzeugt Missmut, Nachlässigkeit und Widerstand beim Abarbeiten, nicht Lernbegeisterung. LehrerInnen vor der Klasse haben die Lernenden im Blick, erkennen, welche Schwierigkeiten eine Aufgabe mit sich bringt und stehen dafür ein, dass sie bewältigt werden können. Jetzt! Sie passen Erklärungen und Hilfen individuell an und zugleich halten sie die Lernenden so beisammen, dass Kinder mit wenig Mut und Kraft vom Können der Stärkeren ermutigt und gestützt werden.

Der unmittelbare Lohn für alle: die gemeinsame, stille, gesammelte Arbeit der individuellen Aneignung einer schönen, verbundenen Normschrift selbst. Ich will nicht Freiarbeit abschaffen, aber doch dringend mahnen: Wir müssen endlich unterscheiden, wann Individualisiertes sinnvoll ist und wann gemeinsames Lernen. Die Kinder brauchen beides - in stets neuer Balance.

"Jedes Kind lernt eigenaktiv lesen, indem es Wörter und Sätze, die ihm wichtig sind, mit Hilfe einer Buchstabentabelle verschriftet." So lautet der zentrale Fortschritt, wie er in Hannover propagiert wurde, und er durfte nicht mehr in Frage gestellt werden. Zu wünschen ist, dass endlich ernstgenommen wird, dass unsere Grundschule ein Heer von Legasthenikern produziert. Wir müssen endlich fragen, ob und wie deren Elend durch falsche oder Einzelnen nicht angemessene Einführung in den Gebrauch der Schrift erzeugt wird. Damit kämen wir am besten voran, wenn jeder die Methode des Schriftspracherwerbs, die er selbst bevorzugt und am besten kennt, auf den Prüfstand stellt.

Zu befürchten ist, dass die Hersteller von Materialien für die Schule demnächst die Szene und das Tempo bei der Einführung der Grundschrift beherrschen werden. Sie können damit ja neue, zusätzliche Hefte und Materialien verkaufen und womöglich sogar Schulbuchinventar durch Neuanschaffungen ersetzen. Und sie können das Etikett "Grundschrift" mit ihren Produkten für das Schreibenlernen verbinden. Bei der Konferenz in Hannover waren auch Vertreterinnen von Schulbuchverlagen aufmerksame Zuhörer.

Was wisst ihr von der Grundschrift?

Pelikan, Standort Hannover, rühmt sich selbst auf seiner Homepage für das Jahr 1974, "gemeinsam mit Pädagogen" die VA entwickelt zu haben. "Dem Schulfüller Pelikano kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu", heißt es da. Bei der Hannoveraner Konferenz wurde merkwürdig ausgiebig ein Werbefilm für den ersten Patronenfüller, den blau-silbernen Pelikano gezeigt. Seit 2008 rühmt Pelikan sein neues, teures Schreiblernsystem, das mit vier verschiedenen, "aufeinander aufbauenden" Stiften und ebenso viel Schreiblernheften und allerlei Zubehör auf den Markt drängt.

Bei der Bildungsmesse Didacta befragte die Firma Pelikan Lehrer. Dabei sei es laut LehrerInnen auch um die Grundschrift gegangen: Was wisst ihr von der Grundschrift? Was haltet ihr davon? Was braucht ihr zur Erleichterung des Unterrichts? Pelikan verneinte auf Anfrage, dass ein spezielles Interesse an der Grundschrift bestehe.

Keine Überraschung wäre es, wenn neue Produkte den Weg in die Schule finden würden. Das würde die Schulbuch- und Lehrmittelindustrie ebenso wie die Autoren der neuen Grundschrift freuen. Die Verquickungen der Vergangenheit rings um den Schreibunterricht der Kinder mahnen uns: Lasst euch nichts aufschwatzen! Tafel, Kreide und Griffel, ein guter Bleistift und ein leeres Heft genügen, damit Kinder ihre Buchstaben sicher lernen - wenn da nur Lehrer sind, die ihre Aufgabe als Schreibmeister wahrnehmen.

Die Autorin ist Schreiblehrerin. Sie hat eine handgeschriebene Druckschrift entwickelt, aus der sich eine flüssige Schreibschrift ableitet.

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39 Kommentare

 / 
  • AB
    Arne Babenhauserheide

    Die Antwort vom Grundschulverband ist leider auch etwas schwach:

     

    * „Erprobung, kein durchdrücken“ (Dann sollte das in ein paar Testklassen gemacht werden - und verglichen werden mit ähnlichen Projekten, die Schreibschrift nutzen)

     

    * „individuelle Unterstützung“ (was muss dafür weichen und warum haben wir das bei Schreibschrift nicht?) und

     

    * „Pflege der Handschrift als beständige Aufgabe in der gesamten (Grund-)Schulzeit“ (verdammt, hätte ich das gehasst - und was muss dafür weichen?)

     

    Effektiv ist die Grundschrift aber einfach eine Druckschrift¹. Die Kommunikation von dem Grundschulverband ist dabei leider zwiespältig. Einmal gibt es „wir wollen keine Schreibschrift mehr“, und dann gibt es „wir wollen eine Druckschrift, die Schüler verbinden können“.

     

    ¹: Einfach Seite 3 (unten rechts) hier anschauen: http://www.grundschulverband.de/fileadmin/aktuell/Grundschrift/GSa110_Mai10_Grundschrift_S3-12.pdf

     

    Anders gesagt: Wenn sie nicht sagen würden „wir wollen eine Grundschrift“, sondern einfach „wir wollen die Schreibschrift aus der Druckschrift entwickeln“, wäre das deutlich klarer.

     

    Die Aussage „Kinder entwickeln daraus eine individuelle Handschrift“ kann einfach fallen gelassen werden. Mit den vorgegebenen Schreibmustern der unverbundenen Buchstaben gibt es nur eine begrenzte Zahl an effizienten Verbindungen.

     

    Wenn aber daran eine einfache Kalligraphie anschließen würde, bei der Schüler mit verschiedenen Stilen experimentieren könnten (und auch sehen würden, wie die langfristig aussehen), wobei dann die aktuell gelehrte Schreibschrift einfach ein Stil wäre, könnten Kinder sowohl das schnelle Schreiben für sich selbst als auch das schöne Schreiben für andere lernen.

     

    Wenn das nicht gemacht wird, hat es vermutlich den gleichen Effekt wie der Flötenunterricht, den wir in der Grundschule hatten: Ich habe danach Jahre lang keine Flöte mehr gespielt, weil das einfach doof klang. Hätte mir damals jemand gezeigt, wie genial Flöten in Irish Folk klingen, hätte ich vermutlich nie aufgehört.

  • R
    Raison

    Sehr schade, daß die sehr begründete Kritik an dem Vorhaben, keine flüssige Schreibschrift mehr zu unterrichten, durch derartige Tiraden unsachlich und damit angreifbar wird. Ja, die Kombination von Druckschrift als Erstschrift und anschließender Vereinfachter Ausgangsschrift hat die genannten Folgen, gerade für rechtschreibschwache Kinder mit Defiziten in der Feinmotorik ist eine flüssige Schreibschrift viel sinnvoller. Ich bin auch froh, daß meine Kinder von der Grundschrift verschont bleiben werden, die vereinfachte Ausgangsschrift hat ihnen schon mehr als genug Probleme verursacht. Und gerade Kinder mit derartigen Problemen sind damit überfordert, eigene Buchstabenübergänge so früh zu entwickeln. Aber, es bringt gar nichts, Lobbyismusvorwürfe mit der inhaltlichen Diskussion auf diese Art zu verquicken. Also, Argumente statt Vorwürfe, bitte.

  • N
    Nacho

    Schön, dass der Grundschulverband Stellung bezieht. Worauf wartet die taz?

  • I
    interessant
  • AB
    Arne Babenhauserheide

    Nach einigen Tagen zur Reflexion sehe ich inzwischen die Grundschrift nicht mehr als unbedingt schrecklich an. Respekt allerdings dazu, einen meiner Knöpfe gefunden zu haben: „Änderung der schulischen Ausbildung aus wirtschaftlichen Interessen der Schulbuchverkäufer“.

     

    Dass die Reaktionen emotional sind (auch meine) ist dabei nur natürlich, denn Schrift ist wie Sprache etwas sehr grundlegendes und von außen kommende Änderungen daran rufen sehr leicht Verteidigungshaltungen hervor. Eigentlich sollte ich das aber bei mir erkennen - in Diskussionen um Esperanto ist es das gleiche, nur dass ich da auf der anderen Seite stehe.

     

    Es tut gut, beide Seiten erlebt zu haben. So verstehe ich die Gegner von Esperanto besser, und ich erkenne jetzt eher, wenn ich emotional in Verteidigungshaltung gehe, statt rational zu argumentieren.

     

    Jetzt werde ich erstmal etwas entspannen und das Thema sich setzen lassen.

  • J
    jetztaberlos

    Sehr geehrter Christian Füller,

    sehr geehrte Anna Lehmann,

    liebe taz,

     

    als für den Bereich Bildung zuständige Personen möchte ich mich an Sie wenden und Sie um eine Stellungnahme bitten: Auf dem Blog der taz, in diesen Kommentaren oder in der tageszeitung selbst.

     

    Wie stellt sich die taz eine Berichterstattung zu einem bildungspolitiscchen Thema vor? Will die taz einseitig, subjektiv und uninformiert Stimmung machen, weil man die eine erleuchtete Person gefunden hat? Oder will sie durch eine informierte und ausgewogene Berichterstattung dazu beitragen, dass in diesem Fall für unsere Kinder die richtigen Entscheidungen gefällt werden. Diese richtigen Entscheidungen mögen nicht in der Grundschrift liegen, jedoch: auf diese eingeschlagene Weise wird sicher nicht "Wahrheit" gesucht.

     

    In diesen Kommentaren, die ich gerade gelesen habe, gibt es genug Anlass, nachzuhaken und sich zu fragen, ob es richtig ist, jener Frau Andresen das alleinige Wort zu geben.

     

    Kann ein Lehrerverband alleine etwas durchsetzen?

     

    Kann ein gemeinnütziger Verein so ohne weiteres gemeinsame Sache mit einer Wirtschaftslobby machen?

     

    Sind alle Wissenschaftler nur am eigenen Kommerz interessiert oder zumindest die, die beim Grundschulverband tätig sind?

     

    Sind die vielen Lehrerstimmen, die die Notwendigkeit einer verbundenen Schreibschrift in Frage stellen auch alle gekauft?

     

    Wieso zudem gibt die taz einem solchen Thema dermaßen viel Raum? Echte Skandale in einer undemokratischen Schullandschaft gibt

    es allenthalben.

  • HK
    Hildegard Kremers

    Mit Erstaunen und zunehmendem Zorn lese ich die Artikel der Autorin Ute Andresen über den Grundschulverband und die neu entwickelte Grundschrift.

    Glaubte man den Ausführungen von Frau Andresen, müsste der Grundschulverband eine mächtige Organisation sein, die auf politische Entscheidungsträger einwirkt und als Verband wirtschaftliche Interessen vertritt. Zudem könnte man den Eindruck bekommen, dass mitarbeitende Wissenschaftler und Vorstandsmitglieder ihre eigene wirtschaftlichen Interessen und nicht das Wohl der Grundschulkinder im Sinn haben.

    Der Grundschulverband ist jedoch eine Basisinitiative von zurzeit über 10.000 Mitgliedern und hat zum Ziel, die Grundschule zu einer gerechten Schule für alle Kinder weiterzuentwickeln. Als langjähriges Mitglied begrüße ich es, dass hierbei auch der Dialog mit den politisch Verantwortlichen gesucht wird. Mit Respekt sehe ich das unermüdliche ehrenamtliche Wirken zahlreicher namhafter Pädagogen für den Verband. Offene oder heimliche Sponsoren gibt es nicht.

    Sinn, Form und Didaktik der Grundschrift werden von Frau Andresen so verzerrt dargestellt, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass sie sich eingehend mit der Grundschrift beschäftigt hat. Ich möchte interessierte Lesen der taz auffordern, dies auf den Internetseiten des Grundschulverbands nachzuholen.

    Ich persönlich werde mich weiterhin an meiner Förderschule mit Hilfe der Grundschrift bemühen, Kindern, die in verschiedenen Bundesländern an unterschiedlichsten Schulen Fragmente vier verschiedener Ausgangsschriften gelernt haben, bei der Entwicklung einer eigenen, flüssigen und formklaren Handschrift zur Seite zu stehen.

  • C
    Connileo

    50 GrundschullehrerInnen aus ganz Deutschland nahmen an der Veranstaltung zur Grundschrift teil. Bei allen Gesprächen, die ich dabei mit den anderen TeilnehmerInnen geführt habe, zeigte sich übereinstimmend, dass wir uns die Arbeit mit der Grundschrift sehr gut vorstellen können. Warum nur sollen wir den Umweg über eine Schreibschrift nehmen?

    Warum nicht aus den erlernten Elementen der Grundschrift gleich eine eigene Schrift entwickeln ?

    Dass die eigene (gut lesbare) Handschrift gerade bei der Verwendung der Grundschrift sogar stärker in den Fokus genommen wird, hat Frau Andresen leider außer Acht gelassen.

    In frontalen "Schönschrift-Stunden" die Kinder in eine festgelgte Schriftform zu pressen, kann nicht sinnvoll sein.

    Ich freue mich schon, mich mit meiner nächsten Klasse in eine "schöne neue Schriftwelt" zu begeben.

  • GF
    Gute Frandresen

    Vier Artikel zur Grundschrift: das ist gut;

     

    Vier Artikel von Frau Andresen aus der Perspektive von Frau Andresen: Das ist problematisch.

     

    Vier Artikel, die nicht den beschuldigten Grundschulverband zu Wort kommen lassen, die Autoren, die die Grundschrift entwickelt haben: Das ist schlecht.

     

    Vier Artikel, in denen sich die Beschuldigungen steigern.

    Von:

    - die Grundschrift ist nicht sinnvoll

    - über: der Grundschulverband drückt durch bis zu

    - eine Lobby aus Grundschulverband und Wirtschaft verschwört sich.

    Das lässt mich Fragen zu Absichten stellen.

     

    Entsprechend des Titels: Es scheinen keine pädagogischen (Andresen) und auch keine aufklärenden (taz) zu sein.

  • O
    ohnepunktundkomma

    Liebe Frau Andresen,

    da haben Sie sich aber mal den Frust von der Seele geschrieben, oder? Aber danke, dass endlich mal jemand klar seine Meinung sagt. Und auch noch so ein schöner langer Artikel. Mit der Hand vorgeschrieben? Bestimmt!

    Ich weiß nicht so genau, auf welcher Tagung Sie waren, aber eher doch nicht auf der, an welcher ich teilnahm. Oder können Dinge doch so unterschiedlich wahrgenommen werden? Leider kann ich kein Wort Ihres Artikels nachvollziehen.

    Interessant ist, eine Marketingkampagne hinter der Grundschrift zu vermuten. Muss man einen Text so aufziehen, wenn er in der TAZ steht? Die bösen Kapitalisten kommen und wollen Geld verdienen, auf dem Rücken unserer Kinder! Ich bitte Sie!

    So, genug davon.

    Ich arbeite seit ein paar Wochen mit der Grundschrift und ich möchte Ihnen sagen, dass ich noch nie so glückliche und motivierte Kinder erleben durfte, die eine Schreibschrift (na, haben sie bei Bartnitzky aufgepasst?) lernen sollen. Woran dies wohl liegt? Vielleicht weil sich die Kinder ernst genommen fühlen, in dem was sie tun. Weil es erstmal in Ordnung ist, wenn nicht gleich alles perfekt aussieht. Sie gesagt bekommen wo und wie sie sich verbessern können. Sie Feedback von ihren Mitschülern/innen bekommen für eine Leistung die sie erbracht haben. Weil sie dem Lehrer vertrauen, dass er sie zum Ziel (flüssig, klar, formstabil) bringt. Könnte sein.

    Vielleicht auch weil sie eben nicht in einem blöden vorgedrucktem Arbeitsheft arbeiten müssen, in dem sie nichts anderes tun, außer sinnlose Wörter abzumalen.

    Und wer endgültig wissen möchte, warum Sie schreiben, was Sie schreiben, der sollte sich doch mal in Ruhe ihre Webseite anschauen.

    Es grüßt Sie

    ohnepunktundkomma

  • UH
    Ulrich Hecker

    Es ist schon verblüffend: Zum Thema Schrift und Schreiben in der Schule gibt die taz stets nur Frau Andresen das Wort, die sich selbst immer wieder als "erfahrene Schreiblehrerin" bezeichnen darf. Ihre letzten tatsächlichen Unterrichtsstunden liegen weit zurück, über die Praxiserfahrungen von LehrerInnen heute darf sie hämisch bis uninformiert hinweg gehen.

    Warum, so frage ich mich, gibt die taz nicht auch einmal VertreterInnen der Grundschrift das Wort?

    Warum besetzt Ute Andresen das Thema derart exklusiv?

  • J
    janaDeken

    Eine gute, flüssige Schreibschrift

    mit einer geeigneten Seitenaufteilung

    kann das Lernen stark vereinfachen und als Reflexion

    eigener Befähigung Selbstbewußtsein schaffen.

     

    Man erkennt leichter, um was es geht.

    Der optische Gesamteindruck gibt dem Korrigierenden

    einen positiven Eindruck über die Persönlichkeit

    des Schülers.

     

    Aber wenn ja, dann muß diese Handschrift eben

    auch wirklich alltagstauglich abrufbar sein.

    Sie muß im Unterbewußtsein fest verankert sein.

     

    Die SchülerInnen sollten wenigsten in

    einer Schrift Druck- oder Schreibschrift in

    der Lage sein, sehr gut lesbare Texte in

    kurzer Zeit zu schreiben und diese

    übersichtlich zu strukturieren.

    Sie sollten beides einmal probiert haben.

  • MG
    Marlies Gerhards

    Aus meiner Berufserfahrung kenne ich jede Menge Handschriften, denn ich arbeite in einem Archiv. Auch wenn das dem ein oder anderen persönlich näher liegt Druckschrift zu schreiben, war es doch eine Weiterentwicklung zu einer flüssigen Schreibschrift. Druckschrift war dem mangelnden Schreibgerät geschuldet. Leserlicher und schneller Schreibt man eine ligaturschrift. Ich bedauere bei meinen Kindern, die in NRW zuerst Druckschrift lernen, das ausgeprägt schlechte Schriftbild. Dabei ist Schreiben eine der grundlegenden Kulturtechniken, die wohl nie Aussterben wird, dem Buch wurde ja bereits häufiger der nahe Tod vorhergesagt. Natürlcih ist Schönschreiben iene Übung, die fürher übertrieben wurde, der Feinkoordination, die eine reine Übungssache ist , aber hilft und für die Hirnentwicklung nicht schlecht ist. Das gilt übrigens auch für das aus der Mode gekommene Auswendiglernen. Die Kinder lernen nicht mehr zu lernen.

  • P
    Philipp

    Ich gebe weltverschnitt recht, der Artikel ist sprachlich schlecht, mit logischen Lücken übersäht, schwer verständlich und inhaltlich mau. Schade!

  • K
    Knallkopp

    irgendwie hinterlässt das ganze bei mir ziemlich viele fragezeichen...

     

    frau andresen scheint hier meinungen zu vertreten, wofür oder wogegen sie ist, will sich mir aber nicht so ganz erschliessen. vielleicht muss man auch schreiblehrer sein, um den text ganz zu verstehen...

     

    die kommentare sind auch wieder das übliche ich-bezogene schwarz/weis gedöns.

     

    natürlich ist handschriftlich schreiben lernen heute immer noch wichtig, genau wie mittlerweile auch das tataturgetippe (wobei das bei (späterer) regelmäßiger nutzung eh so ziemlich von allein kommt).

     

    wenn einem beim schreiben "von hand" irgendwas weh tut, macht man was falsch und sollte einen anderen schreibstil, eine andere haltung oder ein anderes schreibutensil benutzen.

    wenn man mit schreibschrift schneller ist als mit druckschrift - schön, muss bei anderen aber nicht genauso sein...

     

    warum kann man den kinder nicht einfach beibringen gut lesbar, flüssig und natürlich schmerzfrei zu schreiben? dazu muss nicht jedes heft aussehen, wie über den kopierer gezogen.

     

    als kompromiss für diejenigen, die da wieder den untergang des abendlandes aufziehen sehen, kann man doch "schreiben lernen" und "kalligrafie" voneinander getrennt unterrichten.

     

    wird alles mal wieder viel zu sehr verkompliziert, man sollte sich lieber auf die lösungen konzentrieren, die denen helfen um die es geht - den menschen, die schreiben lernen wollen/sollen...

  • L
    Legasthenikerproduzentin

    Leider war ich nicht bei diesem Kongress, jedoch habe ich die Hintergrundmaterialien zur Grundschrift studiert - die Autorin wohl nicht, sonst würde sie nicht so uninformiert über Individualisierung vs. Frontalunterricht schreiben. Ich lese zumindest in den Materialien über Dinge wie Schriftkonferenzen, gegenseitiges Vorstellen von Schreibversuchen, Rückmeldungen durch Kinder usw., das hat ja dann doch eher gemeinsamen Charakter denn Einzelarbeit. Leider scheint die Autorin auch immer noch dem Fehlglauben zu unterliegen, individuelles Lernen hätte mit gemeinsamem Lernen nichts zu tun - schade, vor allem für die taz.

    Wer weiß, welche Interessen da eigentlich mitspielen... wenn man liest, dass sie selbst eine Schrift "erfunden" hat. Warum traut man das eigentlich den Kindern nicht zu? Ich kann mich als Lehrerin, deren Kinder durchaus mit der bösen Methode "Buchstabentabelle" Lesen und Schreiben lernen, durch solche platten Verteufelungen nicht ernstgenommen fühlen.

  • N
    Nacho

    Es wäre gut wenn die taz die kommentare zur einführung der grundschrift nicht frau andersen allein überlassen würde. Sonst glaubt man langsam, dass ihre meinung auch die editoriale linie der taz widerspiegelt, was mich sehr wundern würde.

  • W
    Wolf

    Textverarbeitungssystem so zu programmieren daß in Abhängigkeit vom vorher- und nachfolgenden Buchtaben entsprechend variierte Schriftezichen aus dem Vorrat gewählt werden.

     

    Wäre für Programmier aus der automatisierungs-Echtzeit-Welt soagar in Assembler auf einer 8085-Umgbung für eine Editor-Variante eine leichte Fingerübung.

  • E
    Enrico

    Meiner Meinung nach ist es ein großer Vorteil, wenn Kindern erlaubt wird von Anfang an ihre eigene Handschrift zu entwickeln. Keine Ahnung wie Schreibunterricht ist, aber so wie sich das in dem Artikel anhört, genießen diesen nur einige "privelgierte". Ich hatte jedenfalls keinen und der Zwang zur VA sorgte bei mir und etliche Jahre für furchtbar unansehnliches Gekritzel in den Heften. Und da war ich bei Leibe kein Einzelfall. Bis ich mich in der Oberschule (ab 7. Klasse) entschied, fortan in Druckschrift zu schreiben. Das Druckbuchstaben einem flüssigen Schreiben entgegenstehen, kann ich aus meiner Erfahrung als Unsinn bezeichnen. Freilich müssen einige Buchstaben etwas "optimiert" werden. Ich möchte auch behaupten, dass meine Handschrift leichter zu entziffern ist, als die aus der VA hervorgegangenen Handschriften der meisten Erwachsenen.

  • S
    Semilocon

    Meine Schreibschrift war immer total unleserlich und verkleckst. Irgendwann während der sechsten Klasse habe ich angefangen, Druckbuchstaben zu schreiben - endlich sah es so gut aus, dass ich das lesen konnte und meine Lehrer auch.

     

    Ich hab noch nie jemanden in Schreibschrift eine Unterschrift leserlich schreiben gesehen. Schreibschrift ist Müll und braucht niemand. Ich hab Stunden meiner Kindheit damit vergeudet Os zu schreiben und dabei zu sagen: Ei malen und den Löffel oben drauf....

     

    Ich hätte in der Zeit lieber was Sinnvolles gelernt, aber das erwartet man von Schulen ja vergebens.

  • R
    Rainer

    In der Schweiz wird gerade die sogenannte Basisschrift eingeführt. Sie kommt den Bewegungen des Kindes entgegen, verhindert sie doch ewige Richtungswechsel beim Bewegen des Schreibwerkzeuges. Die Schrift ist graphisch ansprechend und ermöglicht auch, die Buchstaben zusammenzuhängen. Mit meinen SchülerInnen habe ich soweit gute Erfahrungen gemacht. Manchmal muss man alte Zöpfe einfach abschneiden.

  • SS
    Stefan Sedlaczek

    Was ein Horror! Einheitsrente, Einheitsschule, Einheitsschrift. Ich habe gar nichts gegen ökonomische Gründe. Angesichts eines staatsmonopolistischen "Marktes" geht das hier aber nun gar nicht. Wenn es um Handschrift geht, wird das natürliche ökonomische Ziel, also das menschlich-praxeologische, meines Erachtens die Ergonomie sein. "Billiger" kann jeder. Da wir aber im gesamten Bereich Schule auf Freiheit und Marktentdeckungsverfahren verzichten, verwundern die Fehlentwicklungen nicht. Und es ist noch schlimmer: Der gesamte Bereich der Bildung und des Sich-Bildens (Bertrand Stern) ist für Heranwachsende auf Schule abonniert. Es gibt keine legalen Alternativen in Deutschland. Auch hier fordert das staatliche Monopol seinen unmenschlichen und unnatürlichen Tribut.

  • HB
    Horst Bartnitzky

    Vorab: Ich bin einer der Grundschrift-Verfechter und habe bei der Tagung in Hannover referiert und mitdiskutiert. Die Unterstellungen der von der taz so ernannten Schreiberzieherin Ute Andresen sind ungeheuerlich: Sie überschätzt maßlos den Einfluss des Grundschulverbandes auf die Schulpolitik.Sie unterschlägt die Bemühungen des Verbandes um eine gut lesbare, ästhetische Handschrift, die von mir ausführlich dargelegte Begründung zur Abkehr von der Vereinfachten Ausgangsschrift und das hohe didaktische Interesse an einer Schreiberziehung, die diesen Namen auch verdient. Dass die Grundschule ein Heer von Legasthenikern erzeuge, ist durch die guten Ergebnisse der internationalen Leseuntersuchung IGLU längst widerlegt. Es wird Zeit, dass die taz Abschied nimmt von der Verbreitung der persönlichen Meinung einer in uralten Vorstellungen von Schreiberziehung vernagelten ehemaligen Lehrerin. Bodenlos ist die taz-Vermutung, es ginge um wirtschaftliches Interesse des Grundschulverbandes oder seiner Vertreter. Nein, seine Gemeinnützigkeit verbietet privatwirtschaftliche Interessen, das Projekt Grundschrift ist für den Verband im Übrigen besonders kostenträchtig. Die taz sollte solcherlei rufschädigende Behauptung unterlassen. Seriöser Journalismus sieht anders aus.

  • L
    Lothar

    Was für ein reaktionärer Kommentar! Natürlich ist es richtig, die Interessen hinter der Grundschrift zu analysieren. Allen Ernstes Frontalunterricht fürs Schreibenlernen als Alternative zu propagieren, ist aber Unsinn. Das eigene Interesse der Kommentatorin, die ja eine Schrift entwickelt hat, springt deutlich hervor. Lasst doch endlich die Kinder entscheiden, wie sie lernen, vor allem wann und mit/von wem! Demokratische Schulen (in Berlin gibt es schon zwei) praktizieren das weltweit seit langem mit Erfolg. Selbstbestimmtes Lernen ist die Zukunft der schulischen Pädagogik, warum schaffen es selbst Linke (bzw. in diesem Fall eine "linke" Zeitung) so wenig, im Bereich Schule autoritäre, uralte Strukturen zu reflektieren? Weg mit dem Lehrplan, den Noten und der Lehrerautorität, wir müssen demokratische Schulen schaffen. Wer mehr wissen will, googelt Sudbury Valley School.

  • T
    Twilly

    Ist es denn wirklich möglich, dass die Industrie mittlerweile mehr Einfluss auf alles nimmt als alles andere? Hier ist es ausgerechnet, oder mal wieder, der Nachwuchs der letztendlich den Kürzeren zieht. Nicht zuletzt durch die ganze unwissende und desinteressierte Elternschaft, welche sich durch diese ganze dogmatische Industriepropaganda vollig gelähmt leiten lässt - Ist doch alles nur zum Besten.

    Leider in Kombination mit "neuen" Lehrern die nur noch darauf bedacht sind möglich reibungslose Rasterlehre zu praktizieren und die Kinder mit ihren angeblichen pseudo - AD(H)S - Diagnosen ins gesellschaftliche Abseits des angepassten Systems zu katapultieren.

  • W
    Whitey

    "Wir müssen endlich unterscheiden, wann Individualisiertes sinnvoll ist und wann gemeinsames Lernen. Die Kinder brauchen beides - in stets neuer Balance."

     

    Sehr guter Punkt!

     

    Mir hat der Artikel insg. wirklich gut gefallen und er trifft auch den Kern des Problems recht gut. Bleibt zu wünschen, dass die Kinder auch in Zukunft eine vernünftige, d.h. lesbare Schrift entwickeln können.

    Das Lesen und Schreiben sind die Grundpfeiler jeder Form von Bildung und insofern sollten hier vor allem ausgegorene didaktische Überlegungen zum tragen kommen anstatt Entscheidungen, die vor allem (auch wenn sie vielleicht latent sind) die kommerziellen Interessen der Anbieter begünstigen.

  • H
    Harald

    Zum Schreibenlernen braucht's keinen Frontalunterricht. Einfach mal bei Montessori nachlesen, wie das geht.

     

    Okay, ich nehme es zurück, das wäre dann doch zuviel verlangt.

     

    Für den Fortschritt des normierten, medienhörigen Untertanen könnte doch die Handschrift ganz wegfallen und gleich Tastaturschreiben eingeführt werden, nicht?

     

    Mit kleineren, kindgerecht bunten Tastaturen, sponsorfinanzierten Schreibprogrammen und Nachhilfe ganz einfach im Internet.

  • S
    Schreiberling

    Unbedingt eine flüssige Handschrift lernen! Ich musste als Kind in den 70ern diese Experimente mit einer neuen Handschrift mitmachen, war eine Katastrophe. Dann Druckschrift gelernt und nicht wieder davon losgekommen.

     

    Heute noch fällt es mir sehr schwer, bei Seminaren etc. flüssig mitzuschreiben. Bei Druckschrift muss man zu oft neu ansetzen, den Stift anheben, macht Krämpfe in der Hand, funktioniert nicht. Also bleiben lassen!

     

    PS: Warum bekommt diese Frau Andresen so viel Raum in der taz? Zu viele Artikel und zu lang. Sie sollte lernen, in ein paar Sätzen auf den Punkt zu kommen.

  • C
    cs_washabeichnichtausgefülltverdammt?

    Mh, das ist doch nur einer diesr merkwürigen deutschen Sonderwege, eine kursive Schreibschrift durchzusetzen. Kein erwachsener Mensch schreibt so, jeder entwickelt seine eigene Einzelbuchstaben-Handschrift mit einigen individuellen Verbindungsmustern.

     

    Das erinnert mich an eine Umschulung, in der ich nicht nur deutsche (kursive) Kurzschrift lernen musste, sondern auch die deutsche Kurzschrift-Notation für die englische Sprache - was ein völliges phonetisches Chaos bedeutet und die cleverness des englischen Systems, diese Sprache mit ihren Besonderheiten eben adäquat abzubilden, kondequent ignoriert. Ohne dass ein Nutzen erkennbar wäre, denn die Unmengen an Zusatz- und Ausnahmeregeln, die man dazu lernen muss, übertreffen den Umfang der englischen Kurzschriftregeln bei weitem.

  • CH
    Claudia Herdt

    Der Artikel ist kaum zu lesen. Ich verstehe auch die Argumente nicht. Ich hatte immer eine "Sauklaue" und bekam dementsprechende Noten. Den meditativen Fluss meiner Gedanken et cetera hat das nicht behindert - bin heute im schreibenden Metier. Behindert hat mich eher der Schönschreibkrampf. Unter dem meine Söhne bis heute leiden, die dummerweise meine "Klaue" geerbt haben. Druckbuchstaben, findet mein älterer Sohn, sind einfacher und lesbarer zu schreiben. Und wenn dabei an Tastaturen gedacht wird - so what? Wer schreibt denn noch mit der Hand für Andere?

    Alles, was diesen Krampf beendet, soll mir recht sein. Nieder mit der Schönschrift!

  • K
    Krakel

    Am besten überspringt man die Stiftphase ganz und gewöhnt die Kleinen gleich daran, alles am Computer zu tippen. Das kann man sich dann von einem Computerhersteller sponsern lassen, der danach garantiert jede Menge treue Kunden hat. So einfach ist das!

  • HE
    Hans Eduard Meier

    Ich habe das Problem erkannt und eine Schulschrift geschaffen, welche die Kinder leichter lernen als die alte, die in der Schweiz seit 1947 unterrichtet wird. Unter www.schulschrift.ch findet man alles, was ich darüber machte. Alles kann ausgedruckt und gratis im Unterricht verwendet werden.

    Die Kinder müssen nicht mehr zwei Schriften lernen: zuerst eine Druckschrift und dann die zusammenhängende Schreibschrift. Die Kinder lernen viel schneller schreiben.

    Es würde mich freuen, wenn man in Deutschlan meinem Vorschlage folgen würde.

  • R
    Rod

    Es ist an der Zeit, dass die Schikanierung von Kindern alleine ihrer Schrift wegen ein Ende hat.

     

    Ich wurde in meiner Schulzeit alleine wegen meiner Handschrift schikaniert. Dabei ist das Aufschreiben von Sachen für mich überflüssig. Ich kann mich noch heute an praktisch jeden Tafelanschrieb meiner Schulzeit erinnern. In der zweiten Grundschulklasse kam ich von selbst auf den Gauss-Algorithmus. Damals warf meine Lehrerin das Blatt weg, weil es nicht schön genug geschrieben war! Frustriert gab ich das Lernen in der Schule auf, egal wie viel ich wußte, egal, wie schnell ich auch die schwierigsten Matheaufgaben lösen konnte - nie wurde das gelobt, sondern ich wurde als erstes wegen meiner angeblich unsauberen Handschrift fertig gemacht.

     

    Es ist an der Zeit, dass der Schönschrift-Wahn in den Schulen abgeschafft wird und man sich endlich auf die wichtigen Dinge konzentriert. Man muss Kinder dort fördern wo sie gut sind, aber micht mit dem runterziehen, wo sie weniger begabt sind.

    Jemand, der eine absolute Schönschrift hat sollte seine Feinmotorik weiter trainieren und vielleicht Goldschmied werden. Jemand, der aber ein Mathegenie ist, sollte man in Mathematik fördern, aber nicht wegen einer unsauberen Schrift schikanieren.

     

    Wichtiger als dieser Schönschriftwahn ist es doch, dass Kinder frühzeitig das 10-Finger-System für das Schreiben am PC und den Umgang mit Spracherkennung für das effiziente Diktieren von Texten lernen.

     

    Handschrift ist heute sowas von überflüssig!

  • AB
    Arne Babenhauserheide

    Ich habe seit der 3. Klasse eine grausige Handschrift, seit ein Lehrer mir schlechte Noten gegeben hat, obwohl ich so sauber wie möglich geschrieben habe: Meine Schrift war ihm zu breit. Ich habe das nie ganz verwunden, und heute sieht meine Normalschrift so aus: http://draketo.de/deutsch/ich/licht/schriftdeutung-2008-06-17

     

    (Anmerkung: Die meisten Buchstaben im Wort sind verbunden)

     

    Meine Briefe an meine Freundin sahen allerdings ganz anders aus: Für sie habe ich alles reaktiviert, das ich in der Grundschule gelernt hatte, um wirklich schön zu schreiben, und sie haben ihr gefallen.

     

    Ich habe sie später (nachdem wir geheiratet haben) gefragt „hättest du es lieber, dass ich in meiner Normalschrift schreibe“, und sie hat mir gesagt, dass sie viel lieber Briefe liest, die ich für sie wirklich schön geschrieben habe.

     

    Diese Möglichkeit wollen die Schulbuchverlage den heutigen Kindern vorenthalten - aus welchen Gründen auch immer.

     

    Schreiben ist die zentrale Zivilisationsfähigkeit. Aus ihm ergeben sich alle weiteren Errungenschaften der Wissenschaft und des Rechtsstaates, denn ohne Schreiben zu können, lässt sich nichts festhalten und auch nichts an wirklich viele Leute weitergeben.

     

    Ich halte es zwar auch heute noch für sinnlos, wenn Leute bei Mitschrieben in der Schule auf Schönschrift achten statt auf Geschwindigkeit, schließlich schreiben sie nur für sich selbst.

     

    Dagegen halte ich es aber für wichtig, dass sie in der Lage sind, wirklich schön zu schreiben, *wenn sie es wollen*. Daher halte ich es für schädlich für Schulkinder, ihnen die Schreibschrift nicht beizubringen. Vor allem, wenn einer der Gründe ist, dass dann Schulbücher angeblich billiger zu drucken sind (heutige Drucker können auch Bilder drucken und jeder Einzelne kann von zu Hause aus an seinem Privatrechner ein Druckreifes PDF mit Bildern erstellen¹, das dann via Internet billig in den Druck gegeben werden kann).

     

    (sonst heißt es doch immer „für die armen Kinder“ - das wird halt nur dann genutzt, wenn es den Kindern eigentlich nicht hilft. Sonst würde es ja heißen „für glückliche Kinder“)

     

    ¹: http://www.scribus.net

  • S
    Samuel

    Nach G12-Abi und Bologna nur ein neuer Schritt zu Modularisierung, Rasterung und Schematisierung von Denken und Handeln der Menschen. Die Roboter werden uns an Flexibilität und Individualität bald überlegen sein.

  • J
    Jos

    Die Autorin ist Schreiblehrerin. Und sie hält. Kurze Sätze. Ohne Einschübe. Für guten Stil. Kann. Man. Aber. Leider. Nicht. Flüssig. Lesen.

  • HH
    Heribert Hansen

    Das ist ja fast ein Aprilscherz! Aber lachen kann man nicht darüber. Was für eine gedankliche Ausgeburt, die Schreibschrift in der bisherigen Form abzuschaffen! Ich schreibe z.B. zuhause und unterwegs Gedichte, und wenn mir ein Gedanke kommt, dann muss er rasend schnell zu Papier, denn die Gedanken sind dann noch schneller als das Schreiben - und das geht schon rasend schnell dank Schreibschrift. Einen Computer hochzufahren hätte erst recht keinen Sinn. Denn Gedanken sind auch leider sehr flüchtig. Außerdem: Die Handschrift ist ein Teil der Persönlichkeit, sie aufzugeben machte die Menschen ärmer und die ganze Welt dazu. Weg mit dieser Pseudo-Reform!

  • AK
    Andreas K.

    Nach etlichen frustrierenden Jahren mit der (österreichischen Schul-) Schreibschrift, wo mir Lehrer teilweise lange Aufsätze lediglich mit der Begründung "nicht leserlich" oder "schlechte Schrift" zurückgeworfen haben, und ich teilweise selber Probleme hatte, meine eigenen Schulmitschriften zu lesen, ein saubereres Mitschreiben jedoch deutlich mehr Zeitaufwand benötigt hätte, bin ich selbst dazu übergegangen, nur noch in Druckschrift zu schreiben, was sich für mich als großer Vorteil erwiesen hat: nicht nur war meine Schrift plötzlich für alle gut leserlich, ich konnte plötzlich auch deutlich schneller schreiben. Von daher kann ich diese Problematik voll verstehen und bin für eine undogmatische Wahl der eingesetzten Schrift: Schüler sollen nicht ausschließlich eine bestimmte Schrift verwenden, "weil wir die in der Schule gelernt haben", sondern mehrere Systeme kennenlernen, und die Schrift verwenden können, mit der sie am besten klarkommen und die sie präferieren.

     

    Ein Aspekt spricht übrigens auch noch für den Einsatz der Druckschrift: die Langlebigkeit. Römische Lettern sind seit 2000 Jahren quasi unverändert, heutige Generationen haben jetzt schon Probleme, die in Kurrent oder Sütterlin geschriebenen Briefe der Großeltern oder Urgroßeltern zu entziffern.

  • W
    weltverschnitt

    Artikel Nr. 5 zum Thema. Wieder eine ganze Seite. Inhaltliche Weiterentwicklungen kaum zu erkennen. Ein Schreibstil mit Sätzen wie "Meist vergebens!" oder "Das macht den Unterschied!" passt irgendwie auch nicht zur taz.

    Frau Andresen, was genau ist Ihr Ziel?