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Kommentar SeligsprechungBerlusconis Kirche

Michael Braun
Kommentar von Michael Braun

Unter Johannes Paul II. mischte der Vatikan verstärkt in der italienischen Politik mit. Mit Berlusconi gibt es einen engen Schulterschluss.

E iliger Vater" - diesen Ehrentitel hatte Johannes Paul II. sich schon zu Lebzeiten erworben, und auch aus dem Jenseits heraus verteidigt er ihn erfolgreich. Der als "Papa buono", als "gutherziger Papst" in Italien hoch verehrte Johannes XXIII. zum Beispiel brauchte immerhin 37 Jahre bis zur Seligsprechung. JP II. dagegen schafft das Gleiche in gerade einmal sechs.

"Papst der Globalisierung" sei der reisefreudige Mann gewesen, ist in diesen Tagen in italienischen Zeitungen zu lesen, und zugleich gilt er als derjenige, der die Kirche endlich aus den Niederungen der italienischen Politik befreit habe.

In der Tat hatten seine Vorgänger immer ein sehr enges Verhältnis zur damals in Rom herrschenden Democrazia Cristiana (DC) gepflegt. In der Tat war damit unter Wojtyla Schluss - endgültig, als die DC 1993 auseinanderbrach:

Der "weltliche Arm" in Italien war damit dem Vatikan abhanden gekommen. Doch unter Johannes Paul II. und dessen Chef der Kongregation für Glaubensfragen, Kardinal Ratzinger, setzte die Kurie nun auf einen weit aggressiveren Interventionismus: Ohne politische "Vermittlung" durch die DC oder andere katholische Parteien grätscht sie regelmäßig hinein in Italiens innenpolitische Auseinandersetzungen über Schwulenehe, Patientenverfügung, Pränataldiagnostik oder Schulpolitik, ohne noch auf entschlossene Gegenspieler zu treffen.

MICHAEL BRAUN

ist Italien-Korrespondent der taz.

Stattdessen hat sie in Italien Fans wie Silvio Berlusconi. Der lobte erst jetzt wieder den gerade selig gesprochenen Wojtyla für ein gemeinsames Herzensanliegen: den "Kampf gegen den Kommunismus".

Und legte gleich nach, Italien werde unter seiner Regierung nie und nimmer "antichristliche Gesetze" verabschieden. Berlusconi weiß nur zu gut, dass unter Papst Ratzinger der in den Zielen fundamentalistische, in der Wahl der (manchmal aus kirchlicher Sicht eigentlich unpräsentablen) Partner aber höchst pragmatische Kurs beibehalten wird, den Johannes Paul II. eingeschlagen hat.

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Michael Braun
Auslandskorrespondent Italien
Promovierter Politologe, 1985-1995 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Unis Duisburg und Essen, seit 1996 als Journalist in Rom, seit 2000 taz-Korrespondent, daneben tätig für deutsche Rundfunkanstalten, das italienische Wochenmagazin „Internazionale“ und als Wissenschaftlicher Mitarbeiter für das Büro Rom der Friedrich-Ebert-Stiftung.
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4 Kommentare

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  • N
    neuhaus

    die dc war eine vielparteienpartei, meist war der linke flügel stärker, so ging der schwulenverband italiens auf einen priester zurück, die dc unterstützte die scheidung, abtreibung etc. italien hat im gegensatz zur restwelt einen prgressiven kathilizismus, der noch unter prodi recht gut zum regieren kam. wollen wir auch nicht vergessen, dass der vatikan selber eine wichtige stütze der forschung und damit des fortschritts ist. der pole war positiv im kampf gegen die diktaturen des ostens, benedikt muss weg.

     

     

    bg

  • DP
    der Papst

    Mein Name ist nicht Papst Ratzinger. Von mir aus sollen meine Kritiker mich so nennen, aber von meiner Lieblingszeitung erwarte ich einen angemessenen Sprachgebrauch. Sie schreiben ja auch nicht über "das Merkel" und ähnliche Verhunzungen.

  • MD
    maria daubenbuechel

    warum dieser mensch,der die katholische kirche wieder um jahre zurückgedreht hat,dessen großer feind der kommunismus war,der mit dem kapitalismus nicht die geringsten probleme hatte, selig gesprochen wird,das ist ein rätsel.er hat so ziemlich alles,was durch papst joh.XXIII.verändert wurde,mit einer unerhörten überheblichkeit zerstört.er war nicht der demütige,den er vorgab zu sein.der zweck heiligte für ihn die mittel,und alle,die eine andere meinung vertraten,bekamen lehrverbot oder andere schwierigkeiten.mit dieser sorte päpste war die kirche immer gut versorgt,aber die braucht es nicht.wenn man sich in der kirchengemeinde wohlfühlen soll,dann sind päpste mit verständnis für die priester und gemeindemitglieder vonnöten,und die gibt es leider nicht.statt dessen droht der vatikan bei den kleinsten verstößen mit gesetzen,die heute nicht mehr anzuwenden,weil veraltet sind.

  • E
    elbröwer

    Seit Pius XII. sind Milliarden geflossen um Italien wieder durch den Vatikan zu übernehmen. Pacellis Einfluß auf die italienische Politik wurde durch unterwürfige bzw. abgestrafte, ins Klosterleben verbannte wie Dossetti immer einfacher. Dann kam der Pole, ihn interessierte Italien wenig aber eines duldete er nicht, Bewegungen und Parteien die nicht der extremsten Reaktion angehörten. Die Ermordung Erzbischofs Romero war keineswegs so schlimm wie die Mitarbeit eines katholischen Priesters in der Regierung Nicaraguas.