die wahrheit: Das zweitgrößte Geheimnis Brasiliens

Karstadt mal wieder: Befreit einen elegant von sämtlichen Geschenkfindungsproblemen...

...indem es die Preise für zwei Lena-Puzzle (Qualitätsware von Ravensburger, 500 und 1.000 Teile) auf fünf Euro heruntergesetzt hat. Auf dem kleineren sitzt Uns Lena mit Wollmütze und Jeans lächelnd auf einem Hocker und tritt Kassetten mit Füßen (das Motiv ihres ersten Albums), das größere ist eine Lena-Fotocollage. Wer würde sich nicht darüber freuen? Man kann diese Puzzle schließlich guten Gewissens allen verehren, denen die Buchgeschenkideen "Was trägt die Queen, wenn sie verreist?" oder "Sitz, Platz, Plätzchen - das Backbuch für den Hund" aus irgendwelchen Gründen missfallen.

Außerdem verspricht Ravensburger, dass "die einzigartigen Puzzleteile perfekt ineinander passen". Wie praktisch. Es gibt sie eben noch, die guten Dinge, solche Garantien sind im Internetzeitalter selten geworden. Echte Puzzlehandarbeit. Heutzutage muss man die fast immer mit der Nagelschere nachschneiden. Aber genug des Unkens, ein paar Dinge in unserer modernen Zeit sind auch besser: Dank des Internets können wir jetzt endlich "Engov" bestellen, was, wenn man diese unbekannte Sprache richtig interpretiert, anscheinend ein brasilianisches Anti-Kater-Zaubermittel ist.

In der Fernsehwerbung rattern ein paar Ipanema-Girls ihren lockigen Beaus unablässig kehlige Laute zu, man lacht, man tanzt, man trinkt - aus riesigen Cocktailfässern. Eine scheint ohne mit der langen Wimper zu zucken einen ganzen Kürbis voll Cachaca in einem Zug zu leeren, aber am nächsten Tag ist alles supi, und keine einzige Brasilianerin findet ihr Stringtanga-Popöchen bei Facebook wieder.

Wenn man dagegen die Kampagne "Kenn dein Limit" der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung anschaut, in der netten jungen Menschen schon beim ersten Drink schlimme Folgen ("Sie feiert heute hemmungslos … er stellt sie morgen nackt ins Netz") prophezeit werden, dann möchte man die nächste Flatrate-Party doch am liebsten in Rio machen. Dort tanzt man dank "Engov" einfach direkt vom Strand zur Arbeit als Schönheitschirurg, oder was dort so Phase ist.

Leider geht die Kenntnis des Portugiesischen bislang immer noch nicht viel über das so wunderbar von Ellis Regina interpretierte "Águas de Março" hinaus, darum muss man sich vielleicht ein wenig mit den Nebenwirkungen vorsehen.

Die süß übersetzte deutsche Seite des Medikaments behauptet jedenfalls, es "wirkt, indem es verhindert, dass dein Körper einem Kater unterliegt", außerdem sei es "eines der bestgehüteten Geheimnisse Brasiliens", was wiederum ganz passend ist, denn als bestgehütetes Geheimnis Brasiliens hatte man bislang ja immer das der Amazonas-Indianer erachtet, die, wie die Wissenschaftssendung "Quarks" einst herausposaunte, "Super-Erde mit Urin" herstellten, das heißt, sie pinkelten in ihr Revier, bis sozusagen alles von selber wucherte. Was sowohl "Aguas de Marco" als auch dem Morgen nach einem bierseligen Abend eine ganz neue Wendung … aber lassen wir das. Bah.

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kari

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