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Bilanz des Kirchentages in DresdenGott muss ein Grüner sein

Der 33. Kirchentag war ein Fest der Wohlerzogenheit. Er wirkte wie die Variante eines grünen Parteitags der Jetztzeit: viel Applaus, wenig Kontroverse.

Auch den jüngeren Kirchentagsbesuchern wird eindrucksvoll vermittelt: Gott sieht alles! Bild: dapd

DRESDEN taz | So sieht es ein Außenstehender, in Dresden lebend, bekennend nichtchristlich: "Die sind alle, wirklich alle so akkurat. Keinen Müll lassen die fallen, niemand drängelt an den Bahnsteigen, und saufen tun die auch nicht in der Öffentlichkeit." Wie die Welt des Kirchentags eine Frau von Mitte dreißig am Samstagabend sieht: mit Blick auf 120.000 Besucher aus allen Teilen der Republik und vielen aus dem Ausland

Das ist fein beobachtet, denn natürlich hatte man in der sächsischen Hauptstadt so Befürchtungen, welches Volk denn da über sie herfällt. Aber es ging ja alles gut. So sehr man auch schaute, aber die Kirchentagsbesucher, vor allem die noch jugendlichen, wirkten wie eine Festversammlung der Wohlerzogenheit, zuvorkommend, höflich und ungefähr das Gegenteil der Gebaren, wie sie von Fußballfans überliefert sind. Sie sehen adrett aus, haben gut gepflegte Zähne, tragen bequeme, nicht allzu fashionable Klamotten und öfters barfüßig getragene Sandalen.

Fünf Tage wurde an der Elbe dem Christlichen gehuldigt; in den Straßenbahnen wurde gesungen, auf den Bühnen auf dem Altmarkt gab es irgendwie rund um die Uhr Gigs von allen möglichen Darbietungen, sehr häufig von jungen Männern mit Gitarre, was oft sehr quäkig und James-Blunt-haft klang. Das ist allerdings bei Evangelens keine Modeanschmiegerei an zeitgenössische Poptrends, nein, das Jammern und Frohlocken zur Klampfe gehört zur Kernästhetik von Kirchentagen überhaupt. Fünf Tage schien die Sonne, wahrscheinlich für die meisten die spirituelle, gewiss die real klimatische vom Himmel.

Auf der Ebene irdisch grundierender Innerlichkeit kam das Motto dieses Kirchentages dem Zeitgeist dieser bürgerlichen Mittelschichten, die diese Kongregation zu ihrer Sache machen, doch beängstigend nahe: "… da wird auch dein Herz sein", eine Stelle aus dem Matthäus-Evangelium, war eventuell so etwas wie das prophetische Zeichen einer Wiederkehr des rot-grünen Projekts zumindest in der Gesellschaft, wenn nicht der Politik. Wobei der Begriff inzwischen etwas schief wirkt, denn es war eher das grüne Denken, das dieses pompöse Christentreffen bestimmte - wenn Sozial- oder Christdemokraten da mithalten konnten, war das in Ordnung, aber was die Agenda anbetrifft, war alles grün durchwirkt.

Grüne Hegemonie nach Gutsherrenart

Kanzlerin Angela Merkel bekam ihren starken Beifall, nicht minder Verteidigungsminister Thomas de Maizière; auch erntete Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit starken Applaus für seinen Auftritt beim Kirchentag: Aber der Unterschied war fast zu greifen, als Claudia Roth von den Grünen über den Markt der Möglichkeiten schlenderte. Dieses Forum, einen Marktplatz von Initiativen, Hilfsgemeinschaften und Gruppen aller Betroffenheiten, beschritt sie wie eine absolut strahlend gelaunte Gutsherrin, die sich ihrer Territorien sicher weiß. Herzte Menschen hier und Personen dort - und wurde zurückgekost. Sie ist die Grüne, die neben Katrin Göring-Eckardt am stärksten die Hegemonie ihrer Partei über die neobürgerlichen Schichten buchstäblich verkörpert.

Der Sieg grüner Themen ist zugleich ein entpolitisierender. Der Atomausstieg der schwarz-gelben Bundesregierung, dieser späte, unerwartete Triumph von Rot-Grün, war schon gar kein großes Thema mehr auf dem Kirchentag, so selbstverständlich und notwendig war er den Christinnen und Christen an der Elbe schon. So sehr ist die Aversion gegen Atomkraft ein gemeinschaftsstiftendes Gefühl, dass es nicht reflektiert werden musste.

Was wahrhaftig den Sound des Kirchentags ausmachte, war eine Sprache der Nahbarkeit. Betroffenheit, Trauma, Seele, Schmerz, Pein, Freude - immer ein Stück weit waren diese Vokabeln zu hören: auf beinahe allen Podien und Gottesdiensten. Kein Wunder, dass eine wie die frühere oberste Protestantin der Republik, Margot Käßmann, zur Königin dieses Festivals avancieren konnte. Sie traf den Ton am sichersten - und nicht nur ein bisschen.

Typisch für diesen Trend war auch, dass die großen politischen Konflikte auf dem Kirchentag fehlten oder nicht wirklich zur Sprache kamen - so wie das bei den Grünen eben auch ist. Mögliche Streitthemen wie Flüchtlingspolitik, Israel und Palästina, die schleichende Abschaffung des Europas von Schengen wurden nur am Rande behandelt. Das Programm oder die Kirchentagsregie hielt diesen Themen keine prominenten Foren vor, wenn überhaupt.

Wegmoderierte Missverständnisse

Alles lief, im besten Fall, nur im kleinen Kreis. Empörte das irgendjemanden? Auch irgendwie explosive Generationenkonflikte waren nicht zu finden. Die jungen Christinnen und Christen waren so kritisch oder unkritisch wie ihre Eltern oder Großeltern, mit denen sie sangen und beteten: Die neue grüne Welt ist keine lautstark-konfliktuelle, sondern eine von Missverständnissen, die man besser nur wegmoderiert.

Dass die immer etwas schwebend aussehende Präsidentin der Evangelischen Kirche in Deutschland, die Grünenpolitikerin Katrin Göring-Eckardt, resümierte, es gebe auf dem Kirchentag nicht die Wutbürger, war nur zu richtig. Aber die Mutbürger, die sie stattdessen zu sehen angab, waren ebenso wenig zu erkennen. Zorn gab es nicht, und der Mut ist auch nur eine Behauptung, die sich nicht beweisen musste. Göring-Eckardts Statement hatte die Qualität protestantischer Lyrik, als sei sie im Discounter erworben. Alles hat dieses gewisse Ungefähre, das allem Grünen seit einigen Jahren anhaftet. Diese Ökos sind die Mächtigen auf diesem Christentreffen.

Waren Kirchentage einst sozialdemokratische Domänen mit Erhard Eppler an der Spitze, leistete sich dieses größte Laientreffen des Protestantismus auch einen liberalen Unionsmann wie Richard von Weizsäcker an der Spitze, so war besonders in Dresden der Eindruck vorherrschend: An der Elbe traf sich mal wieder die bürgerlich engagierte Mitte der Gesellschaft, eine etwas satte Schicht, die mit sich und dem lieben Gott einigermaßen im Reinen ist, gerade weil man sich in leicht linken, grün-alternativen Projekten engagiert oder zumindest diesen Ideen anhängt. Schwarz-Grün, so schien es, ist da wieder ganz weit weg, von der FDP und ihren neoliberalen Irrwegen ganz zu schweigen.

Dass die Kanzlerin zugleich bejubelt wurde, widerspricht dem nicht: Sie hat nach Fukushima ja wieder zu ihrem christlich-grün angehauchten Präsidialstil zurückgefunden, auch wenn man keine Wetten darauf eingehen sollte, wie lange diese erneute Volte der Kanzlerin aller Deutschen wohl anhalten wird. Übrigens verglich ein Spitzengrüner vor einigen Wochen Angela Merkel durchaus respektvoll mit einer Schwarzen Witwe, die ihre Geschlechtspartner ziemlich schnell aussauge, bis nichts mehr von ihnen übrig ist. Früher die SPD und nun FDP - wohl auch wegen dieser Angst ist Schwarz-Grün seitens des grünen Spitzenpersonals momentan eine befürchtete Zukunft, nichts, was als Projekt verheißen werden könnte.

Dass der Kirchentag gewiss für die meisten der jungen BesucherInnen in aufwühlender Erinnerung bleiben wird, versteht sich von allein: So viel Treffen, so viel Kontakt, spontane oder per Facebook angebahnte, gibt es sonst im wahren Leben nicht. In der Innenstadt von Dresden, am Elbufer wurde die Nacht gegroovt, geklimpert, nebeneinander gesessen und vielleicht auch ein wenig Alkohol getrunken. Man hatte es fein jenseits von zu Hause. Dresden schien wie ein nazifreies Pflaster für fünf Tage.

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27 Kommentare

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  • O
    Ornette

    Wenn Gott ein Grüner wäre, täten die Christen eher die Grünen wählen, dann täte ich mir vielleicht als dank an Gott vielleicht auch mehr Zeit für ihm nehmen..

  • F
    Freiheit

    Ich bin zwar ein Konservativer und lese die taz nur gelegentlich, aber dieser Artikel ist wirklich brilliant.

    Claudia Roth ist unsere wohlwollende Gutsherrin, das Land leuchtet in den schönsten Grün- und Rottönen. Es herrscht perfekte Harmonie, alle, aber wirklich auch alle, vertreten die gleiche Meinung, zumindest auf dem Kirchentag, vielleicht sogar im ganzen Land.

    Klar, einige Abweichler gibt es schon, aber die werden halt einfach nicht eingeladen. Man ignoriert sie halt, das ist besser für die Harmonie und stört auch nicht die grünrote Spiritualität. Wir wollen ja keinen Streit auf dem Kirchentag. Sanft gleichgeschaltet schweben die Besucher über den Kirchentag, und das auch noch bei wunderbarem Wetter. Es ist doch alles perfekt, oder?

     

    Willkommen in der grün-roten Diktatur!

  • G
    Georg

    Sachsen waren ja schon in der DDR-Diktatur für den Staats-Opportunismus bekannt und geliebt, auch jetzt können sie natürlich noch schöne kontrastarme Schunkelevents veranstalten, souverän vorbei an den eigentlichen Problemen der Zeit.

  • P
    peterle

    Also:

     

    1. das Kirchentags-Präsidium hat das Sagen bei den großen Forum und Diskussionen - und dieses Präsidium besteht nun mal aus den Eliten in Kirchen, Politik und Wirtschaft. Dass die nicht die aller-kritischsten Fragen in großen Hallen diskustieren lassen, darf einen nicht wundern.

     

    2. Manchen kriegskritischen Promis (Käßmann) muss das Kirchentagspräsidium eine große Bühne geben, weil die BesucherInnen das verlagen. Aber die werden dafür hinterher in den Medien plattgemacht (SZ, SpON: Matussek). Wer traut sich sonst noch, sich mit Springer und Spiegel und SZ anzulegen?

     

    3. Engagierte politische Basis-Leute, die bei Podiums-Veranstaltungen aus dem Publikum heraus den Mund aufmachen würden, haben oft einen Stand und damit viel Arbeit auf dem Markt der Möglichkeiten. Was ist nun besser: Kontakte und Gespräche mit anderen auf dem MdM oder die Chance auf einen kritischen Zwischenruf in einer großen Halle?

     

    4. Welchen Maßstab legen eigentlich Journalisten (auch von der taz) an das Engagement anderer Menschen, wenn sie selber den Allerwertesten nicht hochbekommen und meinen, sich in ihrer Berichterstatter- und Kritiker-Rolle gemütlich einrichten zu dürfen?

  • EE
    Ein Erdenbürger

    Super Kontrastprogramm:

     

    In Griechenland und Spanien gehen 100tausende auf die Strasse und demonstrieren gegen eine internationale Banken und Politikermafia und in DD läuft das Opiumprogramm.

     

    Der Rest wird mit Gurken und Tomaten in Angst und Schrecken versetzt. Was kommt als Nächstes? Wieder Supergau in Japan?

    Oder schafft es das Gemüse noch bis zum 26.06.2011? Dann wieder die Opiumschiene. Hin und her. Geile Volksablenkung. Funktioniert seit tausenden von Jahren.

     

    Auch wenn es hier viele noch nicht mitbekommen haben:

     

    Wir stehen regelmässig vor dem Zusammenbruch des Währungssytems und damit vor dem Zusammenbruch der Zivilisation so wie wir sie kennen. Das Schöne daran ist: Es liegt jetzt alles in den Händen von Deutschland.

     

    Nicht wenige warten auf den Erlöser.

     

    "Der wirds schon richten."

     

    Hoffentlich können sich die unterschiedlichen Gruppen auf den Richtigen einigen.

    Nich, dass es da erst wieder Streit gibt.

     

    Man, nehmt euer Leben selbst in die Hand. Gott muss kein Grüner sein. Mir würde schon einer mit gesundem göttlichen Menschenverstand reichen.

     

    VG

    aus Sachen

  • HA
    Hagen aus Dresden

    Früher waren grüne mal Leute mit Schlabberstrickpulli, Nickelbrille, Jesuslatschen, die herben Rotwein tranken, Fahrrad fuhren und Probleme mit spätpubertärer Akne hatten... kurzum um diejenigen, denn das Geld fehlte normal zu leben.

     

    Heute sind sie satt und zufrieden und merken nicht mal mehr wie sie vom Staat in Kriege "gebetet" werden, alternativlos ihrer Steuern für spekulierende Banken beraubt werden, und mit ihren Zinseszinsen die Leute bezahlen, die anstatt Werte zu schaffen ihr Geld arbeiten lassen und ihnen gleichzeitig einreden mit beten und Gott wird alles Gut.

  • E
    elbröwer

    Tja, so waren sie die großen Treffen der FDJ in Berlin. Friede, Freundschaft, Sex. Jetzt in Dresden wurde eben demonstriert wie es die Herrschenden am liebsten haben. Wenn es jetzt noch einen Gott gibt der Merkel und Roth erträgt finde ich das toll.

  • DD
    Dirt Diver

    Zeitgeist ist das Programm der evangelischen Kirche.

    Mülletrennung und Abschaffung sind das Programm der grünen Spiessbürger. Themen wie Verfolgung der Christen in der Welt (lt. Amnesty 100 Mio. derzeit)

    sind totale Fehlanzeige. Dann lieber Kuscheln mit den Taliban oder hohles Moralisieren und Verzicht auf Wohlstand. Betrachtet man Deutschland von aussen, sind das sicher deutliche Dekadenzerscheinungen unserer Gesellschaft.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Grün war die Farbe des kirchentags

    Eine Mutter wurde von ihrer kleinen Tochter gefragt:"Mutti woran erkennt man denn die Kirchentagsmenscehn)Die Mutter antwortete ihre Tochter:"An ihren grünen Schals."

    Grün ,die Farbe der Hoffnung.war das Erkennungszeichen der Kirchentagsgemeinde.

    Weiter über 120000 Teilnehmer zog das größte protestantische Laientreffen in Dresden an.Dazu lkamen noch ca.2000 Tagesteilnehmer und Einwohner der Stadt Dresden und dessen Umgebung.

    Viel wurde geboten,im Bezug auf das Programmheft,das 640 Seiten bot.

    Andachten,Bibelarbeiten,Gottesdienste,Referate und Diskussionen,sowie ein weit gefächertes Kulturprogramm wurden den Gästen die für 5 Tage das Christentreffen zur Hauptstadt machten an.

    Es ging relativ ruhig und leise zu,auch wenn man anderer Meinung war,das die Referate zu den einzelnen Themenbereichen anbetrifft.

    Mega Star des Christentreffens war zweifellos die ehemalige Landesbischöfin von Hannover und Ratsvorsitzende Margot Käßmann.sie zog die Menschen in ihren Bann.Ihr Nachfolger Ralf Meister in Hannover strampelte sich ab,wirkte aber etwas bleich was die Popularität anbetrifft.

    Auch Kirchentagsbesucher brauchen eine Auszeit-diese genoss man in den gastronomischen Betrieben,doie ihre regionalen Spezialitäten wie Dresdner Eierschecke anboten...da wird auch dein Herz sein-diese Motto zog viele junge Menschen an,die Fragen haben und Antwortzen suchen.Nicht immer wurden sie fündig.

    Mit einem großen Open-Air Gottesdienst,wo auch das Heilige Abendmahl gefeiert wurde.in den Elbebühnen,fand das prostetantische Treffen,seinen Abschluß.Dein Reich komme-diese Worte standen mit Mittelpunkt der Predigt von Pfarrerin Trautwein auis Frankfurt am Main,dier eine woche zuvor zur Generalsuperintendentin des Sprengels Berlin der EKBO,als Nachfolgerin von Ralf Meister im fünften Wahlgang gewählt wurde.Mit politischen Beispielen war die Predigt von Pfarrerin Trautwein unterlegt.

    Erzbischof Zolltisch und Alois Glück vom Zentralkomitee der Katholiken luden die Teilnehmer nach Mannheim 2012 ein,wo dort der Katholikentag begangen wird.BischofUlrich,von der Nordelbischen Kirche lud 2013 nach Hamburg ein,wo der 34.Deutsche Evangelische Kirchentag statt findet.

    Dresden kann man in jeder Hinsicht bescheinigen,dass sie ein guter Gastgeber waren.Dies wurde immer wieder unter schiedlich zum Ausdruck gebracht.

    Hamburg un Dresden haben eines gemeinsam,die Elbe.

    Zufrieden und mit lächenden Gesichtern machten sich die Teilnehmer des DEKT auf die Heimreise.

  • DS
    Dr. Schreck

    Boah, bin ich froh kein Dresdner zu sein. Wenn die mich mit ihrem Liebhabgejaule in den öffentlichen Verkehrsmitteln fünf Tage lang belästigen würden, würde ich glatt meine gute Kinderstube vergessen und schlimme Wörter sagen.

    Ich frage mich, was passieren würde, wenn ein netter junger Mann mit Gitarre in der Straßenbahn ein freundliches, melodisches Loblied auf Satan singen würde...

     

    Und noch ein Wort zu Herrn Dierks' Anmerkung: Da haben Sie recht, da gibt es tatsächlich einen Unterschied im Tonfall. Allerdings wünsche ich mir mehr Respektlosigkeit den anderen Religionen gegenüber. Bloß niemanden auf dem Thron lassen!

     

    MfG, Dr. E. Schreck

  • S
    sophie

    Dresden fünf Tage nazifrei? Wo hatten die Autoren ihre Augen? Ich selbst wurde gemeinsam mit einer Begleiterin von Leuten mit umgehängten Thorshämmern mit den Worten "Nimm das Tuch ab, du Scheisschrist." tätlich angegriffen, nur wenige Meter vom Menschenstrom entfernt. Und die Böller und grölenden Pulks auf dem Altmarkt zur Abendandacht kamen bestimmt nicht vom Kegelverein.

  • K
    Kirchenfreund

    Schon der Bremer Kirchentag bekam für die Inhalte schlechte Kritiken, insbesondere auch von der Bremischen Evangelischen Kirche. Antworten zu den drängenden Fragen der sozialen Gerechtigkeit, Zukunft der Kirche / Gemeinden etc. gab es nicht und wurden kaum und schlecht besetzt diskutiert. Und jetzt wieder nur konfliktarme Themen, wo sich alle Teilnehmer im Wir-Gutmenschen-Gefühl suhlen können - langweilig!

    Der Evangelische Kirchentag ist halt eine Organisation außerhalb der Kirche, der es vor allem um viele Teilnehmer und gute Stimmung geht, damit hinterher die Bilanz stimmt. Ganz nett, aber leider zunehmend belanglos.

  • T
    TIM

    In Dresden herrschen Zustände wie vor der Wende (wen wunderts bei CDU und FDP Blockparteien) und alle freuen sich über den tollen Kirchentag in einer ach so weltoffenen Stadt.

     

    Wie offen für konträre Meinungen und tolerant die Dresdner (Behörden) sind zeigt deren typisches Vorgehen der Polizei bei einer mini-Protestaktionen der Grünen aufm K-Tag.

     

    http://www.dnn-online.de/dresden/citynews/dresdner-gruenenpolitiker-nach-protestaktion-vor-der-kreuzkirche-angezeigt/r-citynews-a-27647.html

     

    Der Kirchentag ist ein Event des schönen Scheins und das sage ich als Christ. Die Einstellungen der Dresdner Orgas ist weder grün noch irgendwas in der Richtung, sondern stockkonservativ, totalitär und dazu noch marktradikal. Ich habe noch schön das Interview vom Dresdner Tourismusmanager im Hinterkopf.

     

    Natürlich kann die Kirche nicht in erster Linie für die katastrophale totalitäre politische Lage in Sachsen etwas, jedoch wäre auch ein regionales kritisches Hinterfragen angebracht, bevor um große Themen mit Politikern diskutiert wird wie Energiewende, Weltfrieden, Interkultureller Austausch ... und und und

     

    Erstmal vor der eigenen Haustür kehren, aber jede aktuelle Kritik wurde ja sofort abgewürgt. Wie steht es Bspw. mit der Diskreditierungskampagne des Stadtrates gegenüber den Jugendverband "Roter Baum" uva Themen.

     

    Dresden ist geprägt von harmoniesüchtigen dummdeutschen Bildungsbürgertum und marktradikalen Standortlogiken. Mich stört das diese Stadt nun als sooo toll und weltoffen dargestellt wird. Ich als Ur-Dresdner fühl mich in dieser Touristenburg nicht mehr wohl (werde in nächster Zeit auch aufs Land ziehen).

     

    "Auch wenn ihr sie anbetet - ich bin von dieser Stadt angeekelt."

  • IN
    Ihr Name Josef Riga

    Wohlerzogen? Ja! Kein Müll weggeworfen? Prima! So kennt man den Deutschen "Protest"antismus... aber sich auflehnen gegen die Gewaltpolitik des Westens in Afpak und in Arabien: kein Gedanke!

    Fazit: solche Christen können wir nicht brauchen, mit ihnen ändert sich nichts, diese Schafe halten zwar den Kopf hin, lassen aber auch andere für sich schlachten.

  • F
    Fazleser

    Ob grün, ob schwarz, ob rot, Gott ist tot!

     

    Nein, es gibt keinen Gott!

  • JD
    Joachim Dierks

    Ich mag sie ja irgendwie, diese süffisante, zuweilen selbstverliebte Schreibe der TAZ. Nur frage ich mich, ob ein Bericht über ein Großereignis einer anderen Religion, z.B. des Islams in ebensolch einem Stil verfasst würde. Ich bin skeptisch und wünschte mir den gleichen Respekt und mehr inhaltlich fundierte Auseinandersetzung.

  • R
    Ralle

    An die ganzen Kirchentagskommentierer der taz:

     

    Dass sich einfach mal ein paar tausend Leute anständig benehmen und friedlich sind passt irgendwie nicht in euer Weltbild, oder? Dass man auch zivilisiert diskutieren kann ohne den "Wutbürger" raushängen zu lassen, Steine zu schmeißen und Straßen zu blockieren scheint in eurer "Streitkultur" nicht vorgesehen zu sein.

  • RM
    Robert Mugabe

    Ein herausragendes Beispiel für eine ökosozialistisch befreite Zone... aber auch nur konsequent, denn wie ein wegweisendes politisch korrektes Blog bereits Monate im Vorfeld des Kirchentages herausgearbeitet hatte, wäre Jesus selbst ohne jedweden Zweifel Grünwähler gewesen:

  • N
    Nils

    "Die sind alle, wirklich alle so akkurat. Keinen Müll lassen die fallen, niemand drängelt an den Bahnsteigen, und saufen tun die auch nicht in der Öffentlichkeit."

     

    "An der Elbe traf sich mal wieder die bürgerlich engagierte Mitte der Gesellschaft, eine etwas satte Schicht, die mit sich und dem lieben Gott einigermaßen im Reinen ist, gerade weil man sich in leicht linken, grün-alternativen Projekten engagiert oder zumindest diesen Ideen anhängt."

     

    Klingt da leichte Verachtung durch? Muss ein "linksdenkender Mensch" immer rumgröhlen, saufen, Autos anzünden? Sollte man sich nicht lieber darüber freuen, dass grünes und linkes Gedankengut - na gut, weichgespültes linkes Gedankengut, aber immerhin! - langsam mehrheitsfähig wird?

  • V
    vic

    Dresden ein paar Tage Nazifrei, das war`s wohl wert.

    Doch Applaus für den Kriegsminister und blindes Vertrauen in Merkels durchsichtige Wahltaktik - das geht mir dann doch zu weit.

  • RM
    Reinhard Moysich

    "Christen" ohne christliche Nächstenliebe.

     

    Ich finde es sehr schade, dass jene "Christen" des Kirchentages alles Mögliche besprachen und forderten - nur für das, was in Deutschland wirklich bedeutend "mehr Gerechtigkeit und Frieden" (Käßmann) bringen würde, wurde nicht geworben: die Umsetzung der christlichen Nächstenliebe im religiösen und nichtreligiösen Weltanschauungsbereich.

     

    Die christliche Nächstenliebe bedeutet wie die Grundregel der Menschenrechte: "Was du nicht willst, das man dir tu', das füg' auch keinem andern zu!" Bezogen auf den Weltanschauungsbereich heißt das: Wenn Christen nicht wollen, dass nichtreligiöse Menschen bevorzugt werden, dann müssten sie - falls sie wirklich Christen sind - sämtliche menschenrechtswidrigen und unchristlichen Bevorzugungen von religiösen Menschen abschaffen, z.B. Gottesbezug im Grundgesetz, Religionsunterricht an staatlichen Schulen, Kirchensteuer - und vor allem die vielen staatlichen christlichen Feiertage; stattdessen darf es nur weltanschauungsfreie Feiertage geben, welche die multiweltanschauliche Gesellschaft nicht mehr - wie zurzeit - spalten, sondern zusammenführen, z.B. Feiertage der Menschenrechte, Mitmenschlichkeit, Freundlichkeit, Liebe, biologischen Vielfalt, Natur, erneuerbaren Energien, Erde im Weltall.

  • PL
    Pia Loge

    Nicht "Gott muss ein Grüner sein" sollte der Titel lauten, sondern "Gott ist ein Grüner!".

  • EW
    Enrico Wunderlich

    Wie soll man denn letzten Satz verstehen? Der Autor muss wohl ein sehr negatives Bild von Dresden besitzen wenn Er es für erwähnenswert hält, dass die Stadt zu Kirchentagen Nazifrei ist! Ich lebe in Dresden und kann diese Aussage absolut nicht nachvollziehen!

  • AR
    Alexander Riemer

    Zitat "Typisch für diesen Trend war auch, dass die großen politischen Konflikte auf dem Kirchentag fehlten oder nicht wirklich zur Sprache kamen - so wie das bei den Grünen eben auch ist. Mögliche Streitthemen wie Flüchtlingspolitik, Israel und Palästina, die schleichende Abschaffung des Europas von Schengen wurden nur am Rande behandelt."

     

    Das ist wirklich nicht fair. Auf einem der letzten Bundesparteitage der Grünen wurde zum Beispiel das Thema Palestina/Israel sehr ausführlich behandelt. Besser mal informieren, als einfach nur blöd daherreden. Das ist ja richtig unverschämt.

  • H
    Hansi

    Man sollte doch froh sein, wenn sich die Christen nicht zu politischen Streitthemen äußern. Tun sie es, kommt sowieso Quark raus, siehe PID, Sterbehilfe, Homosexualität usw. Sollen sie lieber beten, lobpreisen und Messwein trinken (dann aber bitte nicht mit dem Auto fahren, Frau K.).

  • W
    Wutbürger

    Die Menschen in Sachsen haben andere Probleme als die der bürgerlichen-mitte-grün-christen, deswegen ging der Kirchentag den meisten auch am Arsch vorbei. Ich bin froh dass sie wieder weg sind und ich Straßenbahn fahren kann ohne andauert einen missonarischen Hallelujah-Gesang hören zu müssen. Auch sind mir die saufenden Punks mit ihrer Musik vorm Supermarkt lieber als die kirchlichen Blaskapellen, auch wenn ab und zu ne Flasche zu bruch geht. Dann doch lieber Wutbürger!

  • B2
    Berlin 2011

    Das war politisch der schwächste Kirchentag der Geschichte, die Debatte um den Afghanistaneinsatz wäre eine grundsätzliche Kontroverse wert gewesen: http://t.co/xlDL8aG