Mümmelmannsberg wird saniert: Häschen aus der Grube
Die Saga/GWG will 100 Millionen Euro mehr in Mümmelmannsberg investieren. Die Mieten im Stadtteil werden steigen.
Zwischen den Häuserblocks sind selbst die Blumen grau. Kaum ein Fußgänger läuft durch die Straßen. In einem Sandkasten liegen Scherben, der Sand ist grobkörnig, Abdrücke von Hundepfoten sind zu sehen - keine Kinder.
Mümmelmannsberg ist eines der Problemquartiere Hamburgs. Seit dem Bau in den 70ern leben hier rund 18.000 Menschen hinter grau-schwarzen Betonfassaden. "Verrufen ist Mümmelmannsberg, ich schäme mich hier zu wohnen", sagt eine Anwohnerin, die anonym bleiben will und sich hinter ihrer Sonnenbrille versteckt. Seit dreißig Jahren lebt sie im Quartier und fordert: Abreißen!
Genau das will die SAGA/GWG nicht, wie Lutz Basse am Freitag verkündete. Zusammen mit Bausenatorin Jutta Blankau (SPD) und Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) stellte der Vorstandsvorsitzende des Wohnungskonzerns das Konzept "Mümmelmannsberg 2020" vor. Die SAGA, die rund 4.700 der 7.300 Wohnungen bewirtschaftet, will das Quartierin den kommenden Jahren von Grund auf erneuern. 100 Millionen Euro kostet das Projekt allein für die Wohnungen. Das stark renovierungsbedürftige Einkaufszentrum kostet weitere 30 Millionen.
Die Mümmelmannsberger sollen die Kosten nur zu einem kleinen Teil selbst tragen. "Die Mietpreise liegen momentan zwischen 3,70 Euro und 5,70 Euro pro Quadratmeter", erklärt Basse, "nach der Sanierung steigen die Mieten um 70 bis 80 Cent." 15 Cent müsse man jedoch gegenrechnen. Diese würden die Mieter durch die Sanierung an Heizkosten sparen. Außerdem sollen die Mümmelmannsberger während der Arbeiten in ihren Wohnungen bleiben dürfen. Nur in Einzelfällen müsse man hier eingreifen, versicherte Basse.
Karin Bresemann ist seit 25 Jahren Mümmelmannsbergerin. Sie hält geringe Mieterhöhungen für gerechtfertigt. Jedoch fordert sie: "Gerade am Einkaufszentrum muss etwas getan werden."
Dessen Neugestaltung ist einer von acht Bausteinen des Sanierungskonzepts. Zukünftig soll es vor allem als Dienstleistungs- und Gesundheitszentrum genutzt werden. Andere Bausteine sind die Neugestaltung der Innenhöfe und Fassaden. Der typische 70er-Jahre Plattenbau könnte damit bald der Vergangenheit angehören.
Neben den Umbauvorhaben der SAGA sind Bausenatorin Blankau und Bezirksamtsleiter Schreiber auf die Ansiedlung des MINTariums in Mümmelmannsberg stolz. Dahinter verbirgt sich ein Zentrum, dass bei Schülern das Interesse an den Fächern Mathematik, Informatik, Natur und Technik wecken soll.
Leser*innenkommentare
Handan
Gast
Der Stadtteil ist nicht so schlimm, wie er hier dargestellt wird. Letztlich sind diese Großsiedlungen zu anonym, zu alt, zu schlecht geplant gewesen, aber man kann hier auch ganz normal und gut leben. Ich verstehe nicht, warum immer nur die eine Seite beleuchtet wird. In St. Pauli, der Schanze oder St.Georg gibt's auch genug Probleme - über die liest man fast nie etwas. Immerhin gibt's hier einen schnellen Zugang zum Grünen und viele Probleme haben etwas mit den Bewohnern zu tun, weniger mit der Farbe oder dem Einkaufszentrum, wie es die SPD sich denkt.