Kommentar Grenzkontrollen: Verrat an Europa

Die Grenzkontrollen sind besonders ärgerlich, weil sie als Konzession an die Rechtspopulisten eingeführt wurden.

Es klingt wie ein Schildbürgerstreich eines verschrobenen Völkchens am Rand Europas: In Deutschland beginnen die Sommerferien - und prompt führen die Dänen Grenzkontrollen ein.

Nun beteuern die Dänen, für Urlauber bringe das gar keine Nachteile; es würden nicht die Schlagbäume heruntergehen und kilometerlange Autoschlangen produzieren. Nur verdächtige Autos wollen die dänischen Grenzer künftig herausziehen und unter die Lupe nehmen.

Welche werden das sein? Zunächst wohl alle, die kein EU-Kennzeichen haben - und dann wahrscheinlich jene, deren Insassen keine weiße Hautfarbe haben. Wie sonst sollten die Dänen der Masse der Bio-Deutschen Urlauber eine reibungslose Weiterreise garantieren?

Die Freude daran kann einem aber vergehen, wenn man plastisch vor Augen geführt bekommt, dass innerhalb Europas eben kein gleiches Recht für Alle gilt. Genau das war aber jenes Versprechen, das die EU am ehesten für jeden einzelnen spürbar eingelöst hat: Freizügigkeit, ohne Schikanen, für alle - ohne Ansehen der Person. Deshalb ist das neue dänische Grenzregime mehr als eine Posse - es ist Verrat an der europäischen Idee. Und der wiegt umso schwerer, weil er ein Bonbon der Regierungsparteien an ein winziges Grüppchen Rechtspopulisten ist. Es wäre ebenso anti-europäisch, denen Dänen nun im Gegenzug mit einem Reiseboykott zu drohen. Aber die Lust auf Dänemark war schon mal größer.

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Jan Kahlcke, war von 1999 bis 2003 erst Volontär und dann Redakteur bei der taz bremen, danach freier Journalist. 2006 kehrte er als Redaktionsleiter zur taz nord in Hamburg zurück

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