Fall Dominique Strauss-Kahn: Die mutige Tristane Banon
Die angebliche Tat liegt viele Jahre zurück. Lange zögerte die französische Journalistin Tristane Banon mit einer Anzeige gegen Strauss-Kahn - nun nicht mehr.
PARIS taz | Beide sind 32-jährig. Beide klagen den Ex-IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn wegen versuchter Vergewaltigung an. Doch im Gegensatz zu der aus Guinea stammenden Nafissatou Diallo in New York hat sich die Pariser Journalistin und Schriftstellerin Tristane Banon nie versteckt.
Das Foto der zierlichen blonden Frau ist längst in allen Magazinen und Zeitungen abgedruckt. Seit sie auch im Fernsehen war, ist sie berühmt. In einer dieser Talk-Sendungen erzählte sie am 5. Februar 2007 fast nebenher, wie sie vier Jahre zuvor einen "ehemaligen Finanzminister", dessen Namen sie nicht nannte, bei der Vorbereitung ihres Buchs "Erreurs avouées" über Fehler und Schwächen von Politikern interviewen wollte.
Dieser Gesprächspartner, der unschwer als Dominique Strauss-Kahn zu identifizieren war, sei dann zudringlich geworden, er habe versucht, ihr BH und Bluejeans auszuziehen. Wie ein "brünstiger Schimpanse" habe er auch nicht von ihr abgelassen, als sie von "Vergewaltigung" sprach. Bevor es ihr schließlich gelang, sich ihm zu entziehen, sei es zu einem Ringkampf am Boden gekommen. Banon hatte nie Klage eingereicht. Ihre Mutter, eine sozialistische Politikerin in der Normandie, hatte ihr davon abgeraten - und bereut dies heute. Ihre Geschichte erweist sich nun als "Zeitbombe".
Inzwischen hat Tristane Banon drei Bücher veröffentlicht. In ihrem ersten autobiografischen Roman "J'ai oublié de la tuer" beschrieb sie die Kindheit eines Mädchens in einem vornehmen Pariser Viertel, das unter der Abwesenheit und Gleichgültigkeit ihrer politisch beschäftigten Mutter leidet und ständigen Misshandlungen durch ein marokkanisches Kindermädchen ausgesetzt ist.
Seit Anfang 2011 arbeitet Banon für das der Regierungspartei nahestehende Online-Magazin "Atlantico". Die Verhaftung von DSK in New York Mitte Mai rückte sie erneut ins Rampenlicht. Sie wollte aber nicht einfach als Belastungszeugin der US-Justiz auftreten, sondern selbst Klage einreichen. "Ich kann es nicht mehr hören, dass man sagt, ich lüge seit acht Jahren." Sie sagt, es mache sie krank, anschauen zu müssen, wie der freigelassene DSK in New York mit seiner Frau ins Restaurant gehe.
Leser*innenkommentare
Boto Jung
Gast
Ohne Kenntnis des wahren Sachverhalts Behauptungen aufstellen und diese dann kommentieren ist "Journalismus"
auf "EMMA" - Niveau. Und was heißt eigentlich "Aussage gegen Aussage" ? richtiger wäre : "Behauptung gegen Unbewiesenes.
Dette
Gast
Ich bin wirklich verwundert über die ganzen Verschwörungstheorien - und die Aggressivität, die Tristane Banon entgegenschlägt, weil sie es "wagt", nach längerer Zeit Anzeige gegen Dominique Strauss-Kahn zu erstatten ... Wir wollen doch nicht vergessen, um was es hier geht: den Vorwurf einer versuchten Vergewaltigung. Beileibe kein Kavaliersdelikt! Sollte diese wirklich stattgefunden haben, ist viel eher Mitgefühl - und nicht Polemik - angebracht für jemanden, der ein solches Trauma erlebt hat.
Wir wissen alle nicht, wer in diesem Fall "Recht" hat: was wirklich passiert ist. Genau das soll ja in einer Voruntersuchung und einem Prozeß untersucht werden. Daher haben sowohl Banon als auch Strauss-Kahn das Recht auf eine faire Beurteilung bis zum endgültigen Beweis(wenn dieser denn so eindeutig erbracht werden kann). Ohne Vorverurteilung von Tristane Banon als "geld- und mediengeil" oder als Instrument einer konservativen Veschwörung der Sarkozy-Partei!
Britt Anja
Gast
Wenn es Frau Banon krank macht, weil DSK mit seiner Frau ins Restaurant geht, dann ist sie wirklich krank.
Anders
Gast
DSK ist ein schwanzgesteuerter funktionär, leider keine ausnahme, aber warum wendet sich die Frau direkt an die presse? Wieviele bücher hat sie bis zu dieser anzeige verkauft? Ich vermute, nicht sehr viele. Und wie viel wird sie jetzt verkaufen?
Die Wahrheit wird umgekehrt proportional dem Absatz ihrer banalen literatur auf dem büchermarkt sein.
Felix
Gast
Dass ein DSK mithilfe von Star-Anwälten die Medien instrumentaliert, lassen wir mal gekonnt unter den Tisch fallen....
Maike: Inwiefern ist das Weiblich-Sein der "Verschwörer" aussagekräftig?
Und impulshund: Sind Männer Menschen?
me too
Gast
ich wurde auch von DSK sexuell belästigt, weiß aber leider nicht mehr, wann und wo das war.
impulshund
Gast
Die taz sollte aus dem Fall Strauss Kahn lernen, dass die Unschuldsvermutung Priorität hat. Niemand weiß, was in NYC wirklich passiert ist. Die nachgewiesenen Unwahrheiten des Zimmermädchens beweisen zwar nicht, dass sie auch über den Hergang des Falles DSK gelogen hat, wecken aber Zweifel.
Was an den anschuldigungen von Banon ist, wird sich (eventuell) herausstellen. Sie verhindern in jedem Fall, die Kandidatur von DSK gegen Sarkozy. Die Frage, wem nutzt es, kann bereits jetzt beantwortet werden.
Und taz: Frauen sind Menschen und Menschen können lügen!
Maike
Gast
Warum schreibt die taz nicht direkt, dass sie auf einen geordneten Strafprozess in Vergewaltigungsverfahren keinen Wert legt, sondern aufgrund der Aussage karriere- und geldgeiler Frauen die beschuldigten Männer direkt verurteilt werden sollen? Ich gebe zu, mutig ist es echt, ohne jeden Beweis einfach mal fröhlich was zu behaupten unf auf eine millionenschwere Entschädigung zu hoffen. Aber gleichzeitig ist es auch eine Lüge und als Falschbehauptung im Strafprozess ein schweres Verbrechen (siehe den Fall in Kassel) - solange Madame Banon nicht da ist, wo sie hingehört, nämlich in den Knast, darf man das französische Rechtssystem nicht ernst nehmen, so schlimm das ist.
Hoffentlich wird DSK 2012 Präsident und schmeißt die weiblichen Verschwörer Lagarde, Banon und den ekligen Sarkozy in den Knast.
Zielcke
Gast
Und was soll daran jetzt mutig sein ?
Lächerlich neun Jahre später ... Auf ein mal, so ein Zufall. Was für ein dummes Gewäsch "Wenn ich ihn im Restaurant sehe ... " Und die ganzen Jahre vorher hat sie das ausgehalten ?
Karl Kraus
Gast
Mutig ist sie auf jeden Fall. Aber wie das Ganze wohl zu beurteilen ist, dreist oder bewundernswert, wird sich wohl noch zeigen müssen. Immerhin arbeitet sie für den rechtskonservativen, Sarkozy-treuen "Le Figaro". Die Presse ist immer schneller als die Gerichte. Gilt auch -wie hier demonstriert- für die TAZ.
Andre
Gast
Bei einer hübschen "Show-time" sieht die lächelnde Tristane - ebenso wie die übrigen Gäste die Sache eher als amüsantes, wenngleich etwas unangenehmes Ereignis:
video.fr.msn.com/watch/video/dsk-le-temoignage-de-tristane-banon/13q60bed9
Daneben sollte man nicht vergessen, wer Tristane ist, wer ihre Familie, für wen sie arbeitet.
Darüber hat sie u.a. einen passabelen autobiographisch inspirierten Roman geschrieben, der kein besonders gutes Licht auf ihre Mutter, Anne Mansouret, Kreistags- und Landtagsabgeordete, sowie von April bis Juli 2011 Kandidatin bei der sozialistischen Partei für die Vorwahlen zum Präsidentschaftskandidaten...
Väterlicherseite bestens vernetzter franko-marokkanischer Unternehmer, der nicht nur Pompidou, sondern auch die Sowjetunion und Arrafat beraten hat.
Tristanes Schwester ist mit dem derzeitigen Staatssekretär für Aussenwirtschaft verheiratet. Und die erst vor kurzem (2011) gegründete ZEitschrift Atlantico, in die vor allem Sarkozy-Freunde investiert haben ist ihr Arbeitgeber.
Dazu passt auch gut Ihr Anwalt: David Koubbi, der hat sich vor allem Medienträchtigen Mandaten verschrieben.
Irgendwie passt das dann doch alles ganz gut zusammen und läßt Zweifel an der ganzen "Inszenierung" aufkommen...
ZynischundUnkorrekt
Gast
Bekanntheitssteigerung durch Behauptung. Was bei der klappt klappt bei mir auch, voila.
Von einer Frau Banon habe ich bis jetzt noch nie etwas gehört, jetzt schon. Mission Success.