Die Wahrheit: Backenhamster mit Hamsterbacken

Der Konflikt zwischen Badenern und Schwaben schien 1970 beigelegt. Damals mussten die Badener nach einer Verfassungsklage des Badischen Heimatbundes...

Der Konflikt zwischen Badenern und Schwaben schien 1970 beigelegt. Damals mussten die Badener nach einer Verfassungsklage des Badischen Heimatbundes erneut darüber abstimmen, ob sie dem "Südweststaat" Baden-Württemberg angehören wollten. Beim ersten Volksentscheid 1951, der von den Westalliierten anberaumt worden war, hatten sie sich knapp für ein eigenständiges Baden entschieden, waren aber von den Schwaben überstimmt worden.

19 Jahre später ging das Votum deutlich zugunsten Baden-Württembergs aus. Doch das Satzzeichen in der Mitte wurde nie zum Bindestrich, sondern blieb immer Trennungsstrich. Die Schwaben sagen, sie haben nichts gegen die Badener - jedenfalls nichts, was hilft. Und die Badener vergleichen Schwaben mit Äpfeln: Beide seien am schönsten, wenn sie am Baum hängen. Doch im Allgemeinen herrschte zwischen den beiden Stämmen Frieden.

Damit ist es nun vorbei. Der Konflikt ist erneut ausgebrochen, diesmal auf kulinarischem Feld. Herr Thömmes, Schwabe, und Herr Kriener, Badener, sind nämlich Gourmets. Sie teilen sich seit Jahrzehnten einen Weinkeller und geben sich gegenseitig Tipps, wo man besonders leckere Rohstoffe für ein mehrgängiges Menü bekommt. Bis vor Kurzem jedenfalls.

Herr Kriener entdeckte auf einem Kreuzberger Markt einen Biofleischer, der Schweinebäckchen anbot, eine eher exotische Delikatesse in diesem Teil Deutschlands. Leichtfertigerweise weihte er Herrn Thömmes in seine Entdeckung ein, und als er am folgenden Wochenende erneut beim Metzger Schweinebacke verlangte, zuckte der bedauernd mit den Schultern: Die Bäckchen seien für die nächsten zehn Jahre ausgebucht, Herr Thömmes habe alle reserviert.

Auf Herrn Krieners erbosten Einwand, dass er im Gegensatz zu dem verdammten Backenhamster schließlich Stammkunde sei, lenkte der Metzger ein und rückte ein paar Bäckchen heraus. Als Herr Thömmes davon erfuhr, bezichtigte er den Metzger des Vertragsbruchs.

Fast wäre Gras über die Sache gewachsen. Herr Kriener entdeckte jedoch eines Tages auf dem Markt Campari-Tomaten, jene Sorte, die jahrelang von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in einem umfangreichen Test mit Verbrauchern zur Tomate des Jahres gewählt worden war. Da er aus dem Schweinebackenschaden nicht klug geworden war, erzählte er Herrn Thömmes von der "Miss Tomate". Herr Kriener hatte für den folgenden Samstag ein Pfund der schnittfesten Bioware vorbestellt, doch als er sie abholen wollte, waren die Tomaten weg. "Die hat Herr Thömmes doch vorhin in Ihrem Auftrag abgeholt", meinte der verblüffte Gemüsehändler.

"Yippie ya yay, Schweinebacke", dachte sich Herr Kriener in Anlehnung an Bruce Willis aus dem Film "Stirb langsam 4.0" und klaute Herrn Thömmes die zweitbeste Flasche Wein aus dem gemeinsamen Keller. Die Quelle für illegal importiertes und deshalb preisgünstiges Kobe-Rindfleisch, die er aufgetan hat, wird er Herrn Thömmes wahrscheinlich nicht verraten.

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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kari

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