DENKMALSTREIT: Fockes Windkanal ist in Gefahr

Wegen einer Stiftung und Einnahmen streiten die Erbin und der Förderverein des Labors des Luftfahrtpioniers Focke. Der Verein bangt um sein Nutzungsrecht

Preisgekrönte Denkmalschützer: Olaf von Engeln und Kai Steffen im Focke-Windkanal Bild: Jean-Philipp Baeck

Die Zukunft des Windkanals des Bremer Luftfahrtpioniers Henrich Focke ist in Gefahr. Hintergrund ist ein Streit zwischen der Erbin und dem Förderverein, der das Museum betreibt. Der befürchtet die Kündigung seines Nutzungsvertrages.

Dabei war es Vereinsgründer Kai Steffen, der 1998 das verfallene Windlabor entdeckte und später restaurierte. Henrich Focke hatte 1936 in Bremen einen der ersten flugfähigen Hubschrauber der Welt gebaut. In seiner Werkstatt in einem Hinterhof in Bahnhofsnähe hatte er seit 1963 bis zu seinem Tod 1979 aerodynamisch experimentiert.

Um dieses Technik-Denkmal auch für die nächsten Generationen am Leben zu halten, regte Steffen bereits 2008 die Tochter Fockes, Sigrid Hopf, dazu an, eine Stiftung zu gründen. "Laut ihrer Anwältin hätte sich dafür der Verein auflöse sollen, was aber überhaupt nicht nötig ist", so Steffen. "Wir sollten unsere Investitionen in die Stiftung überführen, ohne mitbestimmen zu können."

Steffen hatte für den Erhalt einst 250.000 Euro an Sponsorengeldern gesammelt. Der Wiederaufbau gelang so gut, dass im Windkanal sogar wieder aerodynamische Forschungen möglich wurden. Wissenschaftler der Uni Bremen maßen den Luftwiderstand von Modellen, Schülergruppen testeten den Auftrieb selbst gebauter Flugzeugflügel.

2005 bekam Steffen dafür den Deutschen Preis für Denkmalschutz. "Ohne die unermüdliche Arbeit des Vereins und seines Vorsitzenden wäre die Arbeit eines großen deutschen Erfinders für immer verloren gegangen", so die Begründung.

Doch 2010 spitzte sich der Streit mit der Erbin und ihrer Anwältin zu: Eine Windkraft-Firma wollte Fockes restauriertes Labor für Strömungstests an Modellen nutzen. Die Museumsarbeit wäre für die nächsten Jahre finanziell gesichert gewesen. Die Erbin aber habe die Einnahmen für sich beansprucht, sagt Steffen. Gespräche liefen ohne Ergebnis, die Anwältin ließ gar die Benutzung des Namens "Henrich Focke" auf dem Briefpapier verbieten. "Wir mussten eine Zeit lang jede Führung einzeln genehmigen lassen", so Steffen. Im April habe die Anwältin gedroht, dem Verein das Nutzungsrecht zu kündigen, falls er den Vertrag mit der Windkraft-Firma nicht unterschreibt. Weil er daran jedoch nicht mitwirken konnte, verweigerte der Verein die Unterschrift. Seitdem bangt der Verein um seine Zukunft.

Der Bremer Landesbeauftragte für Denkmalschutz, Georg Skalecki, sieht dadurch den Windkanal in Gefahr. "Es ist der ideale Weg, dass ein engagierter Verein das Denkmal in Stand hält", so Skalecki, "Frau Hopf aus München kann das nicht leisten." In einem Brief wies er die Erbin vor ein paar Wochen auf ihre Pflichten als Denkmals-Eigentümerin hin. Über den Ton der Antworten von ihrer Anwältin und deren pauschalen Vorwürfe wunderte er sich. Der Landesbeauftragte regte nun Gespräche an, mit dem Verein und den Sponsoren. Falls eine Kündigung des Vereins zur Einstellung des Windkanal-Betriebs führen sollte, kündigten Sponsoren bereits Konsequenzen an. Dietrich Damm, der Vorsitzende der Stiftung "Wohnliche Stadt" sagte, "wenn der Windkanal dichtmacht, ziehen wir unser Geld zurück". Seine Stiftung hatte eine 100.000 Euro-Förderung an die Bedingung geknüpft, dass der Windkanal für die Allgemeinheit geöffnet bleibt.

Die Erbin Sigrid Hopf sagte, es gehe bei dem Streit nur um "Vertragsmodalitäten" bei der Stiftungsgründung. Mehr wolle sie dazu nicht sagen.

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