Zum Schulbeginn gibt's massive Probleme: Schulen empört über Kürzungen

Wegen der Kürzungen sind an der Hamburger Straße 12 Kurse gestrichen worden, am Rübekamp sollte es ausgerechnet den Chemie-Kurs treffen

Wenn heute die Schüler auf den Schulhof Hamburger Straße kommen, warten protestierende Lehrer Bild: kawe

Bremen. Wenn heute früh die SchülerInnen des Gymnasiums Hamburger Straße an ihre Schule kommen, warten einige böse Überraschungen auf sie: Acht Oberstufen-Grundkursangebote sind weg, Chemie, Geschichte, Informatik, die betroffenen Schüler müssen in andere Kurse zu anderen Lehren. Für die neuen Oberstufen-SchülerInnen ist ein Kurs für Musik gestrichen und zwei Kurse für Chinesisch und Japanisch - das gibt es nur an der Hamburger Straße und machte bisher das besondere Profil aus. Das Lehrerkollegium ist empört und hat gestern eine Protestresolution formuliert, mit der die SchülerInnen heute begrüßt werden. Mit 99 Lehrerstunden steht das Gymnasium Hamburger Straße auf der Streichliste der Behörde, nichts wurde zurückgenommen.

Eberhard Dobers, Schulleiter des Schulzentrums Rübekamp, hat als fachkundiger Vertreter der "Öffentlichkeit" auf der Deputationssitzung am Dienstag den Deputierten erklärt, was die Realität in den Schulen ist. Auch an seiner Schule waren im Juni die Stundenpläne für das kommende Jahr verteilt, "damit sich die LehrerInnen und auch die SchülerInnen darauf einrichten können", sagt Dobers. Als er zwei Tage vor Ferienbeginn erfuhr, dass 95 Lehrerstunden gestrichen werden sollten - das wären vier Stellen weniger als im Schuljahr 2011/12 - hätte er die ganze Planungsarbeit in den Papierkorb werfen können. Er tat es nicht - weil er den Eindruck hatte, dass das Vorgehen der Behörde schlicht rechtswidrig war. Seine Schule hat einen "Budgetierungsvertrag" mit der Schulbehörde, der Planungssicherheit bieten soll. In diesem Vertrag ist für das ganze Schuljahr geregelt, wie viele Lehrerstunden die Schule in diesem Schuljahr hat.

Schon wenige Wochen nach ihrem Beschluss war der Bildungsbehörde das auch aufgefallen. In den Unterlagen, die am Dienstag auf der Sitzung verteilt wurden, steht dennoch, dass die Kürzungen für den 1. 2. 2012 geprüft werden sollen. Dobers erklärte auf der Deputationssitzung, dass auch das rechtswidrig wäre - der Vertrag schützt den Rübekamp für das ganze Schuljahr vor der Behörde.

Was wollte die Schulbehörde am Rübekamp streichen? In den Unterlagen ist das mit Behörden-Kennziffern bezeichnet. Hinter der Kennziffer "4.050" stehen "Erprobungen, Profilbildung". An der Schule Rübekamp gibt es einen Leistungskurs Chemie. Zwei davon gibt es in ganz Bremen. Die Kurse haben nicht die vorgeschriebene Soll-Größe von 28 SchülerInnen. Aber alle Absolventen dieser Kurse haben bisher an der Uni ein natur- oder ingenieurwissenschaftliches Fach studiert. Also eine erfolgreiche und bildungspolitisch notwendige "Fördermaßnahme".

Weitere 69 Lehrerstunden sollten gestrichen werden, weil die Oberstufenkurse zwar mit der Soll-Zahl von 28 SchülerInnen beginnen, aber auf dem Weg zum Abitur 20 Prozent abgehen. "Ein falscher Anreiz" sei es, wenn die Schulen für solche "Abschulungen" nicht Lehrerstunden abgezogen bekämen, sondern mit kleineren Lerngruppen belohnt würden, hatte Senatorin Renate Jürgens-Pieper gesagt. Dobers konterte gleich in der Deputationssitzung: Wenn ein Kurs mit 28 beginnt und dann kurz vor dem Abitur noch 23 hat - soll er gestrichen werden? Wer so etwas vorschlägt, hat keine Ahnung, wie es in einer Schule aussieht.

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