OHB-Professur contra Zivilklausel: "Ein Förderer will Gutes tun"
Die Unabhängigkeit der Unis sollen Forschungs-Mäzene laut Stifterverband für die Wissenschaft respektieren - ganz so, wie Satellitenbauer OHB das in Bremen tue.
taz: Herr Stäudner, Ihr Verband hat Verhaltensrichtlinien für Hochschulförderer präsentiert: Die sollen die Unabhängigkeit der Unis achten, die Forschungsfreiheit respektieren und auf Beeinflussung verzichten. Hat OHB das getan?
Frank Stäudner: Ja. Das Verhalten von OHB gegenüber der Bremer Universität ist aus unserer Sicht statthaft.
Der OHB-Chef Marco Fuchs hat die Bremer Uni öffentlich vor die Wahl gestellt: Zivilklausel oder Stiftungsprofessur. Das ist keine Beeinflussung?
Frank Stäudner, 45, ist promovierter Physiker und Sprecher des privaten Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft.
Ich habe in Erinnerung, wie Uni-Rektor Wilfried Müller dies kommentiert hat: undiplomatisch, aber verständlich. Hier will ein Förderer etwas Gutes tun, nämlich eine Professur stiften - und sieht sich dann öffentlich verprügelt. Da können manche Menschen etwas dünnhäutig werden.
Gefährdet es nicht die Freiheit der Forschung, wenn Stifter solche Bedingungen stellen?
Die Forschungsfreiheit ist gewahrt. OHB kann keinen maßgeblichen Einfluss auf die Besetzung seiner Stiftungsprofessur nehmen …
…ist aber im Auswahlgremium beratend vertreten …
… und auch für die Inhalte des Lehrstuhls gilt: Der Stifter kann nur die grundlegende Ausrichtung bestimmen, nicht die konkrete Ausgestaltung des Forschungs- oder Lehrbetriebs.
Sie sprechen nur von der geplanten Stiftungsprofessur für Raumfahrtwissenschaft. Die Debatte dreht sich aber vor allem um die Zivilklausel. Deren Abschaffung beträfe die ganze Universität.
Ich finde diese Diskussion in Bremen etwas überzogen.
Weshalb?
OHB ist ja kein klassischer Rüstungskonzern, die bauen ja keine Bomben oder Raketen …
… ihre Satelliten sind aber von entscheidender Bedeutung für die Bundeswehr, eigenständig Militärschläge auf der ganzen Welt vorbereiten zu können.
Die in Bremen geltende Zivilklausel war früher wohl darauf gemünzt, dass die Verfasser sich nicht an konkreten Rüstungsprojekten beteiligen wollten. Im Hinblick auf Dual Use, also Forschungsprojekte, deren Ergebnisse sowohl zivil als auch militärisch genutzt werden können, muss man da neu hinschauen.
Ihren Verband gibts seit 90 Jahren. Jetzt, da in Bremen der Streit eskaliert, kommen Sie mit dem Verhaltenskodex - um OHB zu unterstützen?
Nein. Anlass war die Debatte um die Verträge zwischen der Deutschen Bank und der Berliner Humboldt Universität. Wir bemühen uns seit vielen Jahren, Wissenschaft und Wirtschaft zusammenzubringen, was von der Politik ja stark befürwortet wird. Es gibt gesellschaftliche Gruppen, denen das nicht passt und die öffentlich protestieren, das ist auch in Ordnung so, aber teils wird nicht sauber argumentiert. Im Fall der Deutschen Bank wurde da einiges durcheinander geworfen. Wir wollen die Debatte versachlichen.
Hat es in dem Zusammenhang Gespräche zwischen Verband und OHB gegeben?
Nein. Wir betreuen zwar administrativ diese Stiftungsprofessur von OHB, an der wir uns auch finanziell beteiligen. Aber bei der Vereinbarung zwischen OHB und der Uni Bremen waren wir nicht involviert.
Der Bremer Uni wurden in den letzten Jahren so viele öffentliche Mittel gestrichen, dass rund ein Viertel der Professuren entfielen. Sind da nicht besonders strenge Maßstäbe anzulegen, wie private Förderer auftreten?
Dieser Einwand kommt oft, er ist aber aus meiner Sicht nicht tragfähig. Die Erfahrung zeigt, dass auch dann, wenn die Mittel knapp sind, Universitäten sehr genau hinschauen, welche Stifter zu ihnen passen, und mit welchen Förderern sie ihr Profil schärfen können.
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