Forschungsfinanzierung in Bremen: Kein Geld für intelligente Technik

Das Bremer Zentrum für Künstliche Intelligenz will den technologischen Vorsprung sichern - das Bundeswirtschaftsministerium blockt.

Nicht nur zur Reparatur von Pipelines: ein "intelligenter Roboter", wie er in Bremen entwickelt wird. Bild: Abb.: DFKI

BREMEN taz | Klaus Hagemann war "sehr beeindruckt" von der Forschungskapazität in Bremen, erklärte er nach einer zweitätigen Besichtigungstour durch wissenschaftliche Institute. Fraunhofer-Gesellschaft, Alfred Wegener-Institut, Mevis, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt und andere Einrichtungen hat er sich zeigen lassen. Der Mann ist wichtig: Er ist der Berichterstatter der SPD-Fraktion im Bundestag für Wissenschaftsförderung. Und die Bremer Forschungskapazität in diesem Bereich lebt von staatlichen Projekt-Aufträgen.

Etwa das Deutsche Forschungszentrum Künstliche Intelligenz (DFKI) in Bremen, in dem Hagemann von seiner Besichtigungstour berichtete. Mehr als 100 Wissenschaftler arbeiten da an Techniken der Zukunft. Vor zwei Jahren hat Institutsleiter Frank Kirchner einen Verbund für "Maritime Intelligente Meerestechnologien für das 21. Jahrhundert" (Marit) angeregt. Andere Forschungsinstitute und Unternehmen der Meerestechnik und Schifffahrt sind dabei. Aber die Förderanträge dafür liegen in Berlin auf Eis.

"Am Geld kann es nicht liegen", sagt Hagemann. Es geht um Summen zwischen fünf und 25 Millionen Euro, das ist für den Wissenschaftsetat nicht viel. Wenn zum Beispiel Kabel verbunden werden sollen am Meeresgrund bei Offshore-Windenergie-Anlagen, dann müssen derzeit Taucher hinunter. Das Bremer DFKI arbeitet an "intelligenten" Robotern für Weltraum-Missionen, ähnliche Roboter könnten auch im tiefen Wasser eingesetzt werden. Das Hauptproblem ist: Roboter müssen bestimmte Aufgaben selbstständig erkennen und lösen.

Ein ähnliches Problem stellt sich bei der Überwachung von Unterwasser-Pipelines. Derzeit passiert das per Schiff oder Taucher. Über hunderte von Kilometern könnten Roboter mit Kamera-Augen "lebenslang" an den Pipelines hin- und herklettern und Auffälligkeiten "melden" - wenn sie Unterwasser-Aufladestationen für ihre Energieversorgung hätten. So etwas will das DFKI entwickeln.

Für den industriellen Bereich arbeitet das DKI übrigens an Robotern, die Objekte mal hart, mal sanft anfassen können. In 5.000 Metern Tiefe ist der Druck so stark, dass Menschen zerquetscht würden. Roboter in Stahl-Behältern, die den Druck aushalten, wären zu sensiblen Arbeiten nicht fähig. Das DKFI arbeitet an "Greifhänden", deren elektronische Bauteile hohen Druck aushalten.

Wichtig sind solche intelligenten Techniken auch für die Ausbeutung der Bodenschätze auf dem Meeresgrund. "Seltene Erden" wie Lanthan, Europium, Neodym sind zur Herstellung zahlreicher Elektro-Produkte unverzichtbar. Da, wo die Preussag AG vor Jahrzehnten Manganknollen abgebaut hat, ist der Meeresboden heute noch tot. Preussag hat praktisch mit Baggern eine Autobahn in den Meeresboden gepflügt. Sensible Roboter sollen einmal die Erze gewinnen, ohne den Meeresboden zu zerstören.

Auf der Sechsten Nationalen Maritimen Konferenz wurde das DFKI im Jahre 2009 beauftragt, diese Projekte zu initiieren. Der damalige niedersächsische Wirtschaftsminister Philip Rösler (FDP) lobte das "Leuchtturmprojekt Intelligente Meerestechnik des 21. Jahrhunderts" - und dabei ausdrücklich das DFKI Bremen. Der Bundeswirtschaftsminister Rösler scheint davon nicht mehr viel zu wissen. "Die Papiere liegen da - passiert ist nichts, seit 2009", sagt Frank Kirchner. Er hofft, dass bei den Haushaltsberatungen für 2012 endlich die Finanzierung sichergestellt wird.

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