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Union gegen IngolstadtTempofußball in der Alten Försterei

Union gelingt mit dem 4:1 gegen Ingolstadt der dritte Heimsieg in Folge.

Die Fans waren schier unersättlich. "Hinein! Hinein!", riefen sie, als in der Nachspielzeit Torsten Mattuschka zum Eckball lief. Die 15.204 Zuschauer wollten noch ein Tor. Dabei stand es bereits 4:1 für den 1. FC Union Berlin gegen den FC Ingolstadt, dessen Trainer Benno Möhlmann hinterher sagte, es hätten in der Tat "einige Tore mehr gegen uns fallen können". Der Berliner Zweitligist rief bei hochsommerlichen Temperaturen eine beeindruckende Leistung ab, landete so den dritten Heimsieg in Folge. "Es war wirklich schweineheiß", sagte Mattuschka, "aber wir sind trotzdem die ganze Zeit marschiert." Er als Kapitän vorneweg an einem Tag voller Tempofußball bei den Köpenickern.

Fünf Minuten waren gespielt, da machte sich Markus Karl auf den weiten Weg. Von hinten, seinem Tätigkeitsfeld vor der Abwehr, nach ganz vorne. Keiner seiner ehemaligen Kollegen hielt ihn auf in seinem dynamischen Lauf, doch kaum sah er den Strafraum, verließ ihn irgendwie der Mut - und er spielte ab. Der vielversprechende Angriff verlief im Sande. Die Aktion des Mannes, der vor der Saison vom FC Ingolstadt nach Berlin gewechselt war, war völlig untypisch für den Auftritt des 1. FC Union. Die Rot-Weißen spielten von Beginn an gut, sie stürmten druckvoll - und steckten sogar einen Rückstand weg. "Wir haben uns nicht beirren lassen, sondern gezeigt, was in uns steckt", sagte Trainer Uwe Neuhaus später zufrieden. Marvin Matip setzte sich auf der rechten Seite durch, flankte - und Moritz Hartmann stand völlig frei und musste den Ball nur noch über die Linie drücken. 0:1 - es war erst das zweite Auswärtstor der Bayern, die in dieser Saison in der Fremde mit null Punkten und 1:9 Treffern bisher wenig Furcht verbreitet hatten. Dabei blieb es auch, weil Union irgendwann begann, die Ernte einzufahren für die gute Arbeit.

Nach 21 Minuten war es so weit. Nach einem Freistoß von Torsten Mattuschka köpfte Christian Stuff zum Ausgleich ein. Ein gefährlicher Standard von Mattuschka. Bestimmt kein Zufall, hatte doch der Kapitän zuletzt wieder verstärkt an seinen einstigen Stärken gearbeitet. Trainer Neuhaus hatte ihn unter der Woche noch kritisiert, er habe "zu wenig Konstanz" in den Freistößen: "Mal sind es richtige Brandbomben, dann wieder harmlose Dinger."

Und Urgestein Mattuschka, den Neuhaus zuletzt beim 1:3 bei 1860 München nur als Einwechselspieler gebracht hatte, blieb der Mann des Nachmittags. Nicht nur, weil er um jeden verlorenen Ball kämpfte. Seine Flanke verwertete Silvio, richtig brasilianisch, per Seitfallzieher zum 2:1 (30.). Man hätte sich nun eigentlich keine Sorgen mehr um die Eisernen machen müssen, wären in der Abwehr nicht immer wieder diese seltsamen Wackler gewesen.

Dennoch sorgte Union bald für die frühe Entscheidung. Durch - Mattuschka. John Mosquera spielte an des Gegners Strafraum einen Doppelpass mit Silvio. Der bediente den Kapitän, der zwar im ersten Anlauf noch an Torhüter Sascha Kirschstein hängen blieb, aber nicht aufgab. Im Nachschuss traf Mattuschka zum 3:1 (49.). In der Folge passierte lange nicht mehr viel, Ingolstadt wirkte demoralisiert, Union hatte viel Kraft gelassen. Ohnehin war es Zeit für ein besonderes Liedgut. Diesmal quasi der Hit des Tages: "Torsten Mattuschka, du bist der beste Mann", erklang es wieder einmal.

Ausgepumpt, weil er auch der Forderung seines Trainers nachgekommen war, in der Defensive mitzuarbeiten, beendete Mattuschka um 15.17 Uhr sein Tagewerk. Kurz zuvor hatte Silvio noch das 4:1 erzielt. Neuhaus nannte es "das Sahnehäubchen".

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