Deutsche Bahn veröffentlicht Verspätungen: Jetzt übersichtlicher unpünktlich
Im Netz ist jetzt zu sehen, wie sehr Züge zu spät kommen. Verbessern will die Bahn aber vorerst nichts - falls der Bund nicht noch mehr Geld lockermacht.
BERLIN taz | Die Bahn bricht ihr jahrzehntelanges Schweigen zum Thema Pünktlichkeit im Personenverkehr. Ab sofort werden monatlich Statistiken über Verspätungen im Fern- und Regionalverkehr veröffentlicht.
Der Vorstand der Sparte Personenverkehr, Ulrich Homburg, präsentierte die Webseite gestern in Berlin. Verbrauchervertreter forderten seit Jahren, dass die Zahlen offengelegt werden. Jetzt hoffen sie auf mehr Druck in der politischen Debatte.
Stiftung Warentest hatte im April eine Statistik vorgestellt, wonach jeder dritte Fernzug im zweiten Halbjahr 2010 Verspätung hatte. Vor allem in Ostdeutschland bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit für Verspätungen im Fernverkehr: Zwischen 36 Prozent in Dresden und 43 Prozent in Erfurt. Hier seien erhebliche Infrastrukturinvestitionen nötig.
Michael Koswig, bei Stiftung Warentest zuständig für Verkehr, sagte: "Auf Grundlage der neuen Datenbasis muss jetzt außerdem neu über Knotenpunkte wie Hamburg, Köln und Frankfurt gesprochen werden." In die Statistik fließen Verspätungen ab sechs Minuten ein - bei Fernzügen an jedem Bahnhof, beim Regionalverkehr nur an einer Auswahl. Veröffentlicht wird jedoch nur ein Durchschnittswert. Koswig kritisierte an dieser Stelle allerdings, dass S-Bahn-Fahrten die Bilanz des Regionalverkehrs schönten.
Im August dieses Jahres waren 93,2 Prozent der 800.000 untersuchten Fahrten pünktlich. Dabei verschlechtern die 20.000 Fernzüge den Wert deutlich, sie fuhren nur in knapp 81 Prozent der Fälle zeitig ein. Konkrete Ziele für die Zukunft nannte Homburg nicht. "Weitere Ambitionen hängen an mehr Bundesmitteln", sagte er.
Nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums fließen bis 2014 über die regulären Haushaltsmittel 1 Milliarde Euro zusätzlich in den Schienenverkehr. Sie stammen aus dem Gewinn, den der Bund als Eigentümer mit der Bahn macht. Auch das reguläre Budget sei mit 3,7 Milliarden Euro jährlich bis 2014 leicht gestiegen. Fragen der Pünktlichkeit seien Aufgabe des Managements der Bahn, sagte das Ministerium.
Leser*innenkommentare
Helmut
Gast
Die Bahn bleibt sich treu. Nicht der Service wird verbessert, sondern das Marketing "nachjustiert", zudem im Dezember wieder die Preise erhöht. Gleichzeitig schafft die Bahn aber mit ihrer Statistik einen neuen Standard: so muss man jetzt immer bei Vorstellungsgesprächen, Arbeitszeiten, Klausuren oder Verabredungen definieren, ob man "pünktlich pünktlich" oder "Bahn pünktlich" meint. Bei einem Vorstellungsgespräch zumindest dürfte auch bei 5:59min Verspätung der Zug abgefahren sein.....
noevil
Gast
Sind die Statistiken der Bahn denn verifizierbar? Wenn ja, wie?
Ich bin skeptisch.
guterjunge
Gast
IVielen Dank für die Meldung, aber es ist mir schleierhaft wie man im 21. Jhdt. einen Artikel über eine Webseite schreiben kann, ohne auf diese Seite zu verlinken. Aber wir helfen ja gerne den Qualitätsjournalisten:
http://www.deutschebahn.com/site/bahn/de/konzern/konzernprofil/zahlen__fakten/puenklichkeit/puenktlichkeitswerte.html
mati
Gast
Welch ein blabla! Rabarber von allen Seiten.
Wo liegt der Mehrwert dieses Artikels? Dieser "Service" wird von der DB bereits seit Jahren nageboten. Trotzdem kommt es allzu häufig vor, dass man sich eine halbe Stunde vor Fahrtantritt nochmal versichert, der Zug komme pünktlich, um dann auf dem Gleis zu stehen und festzustellen, dass der Zug ausfällt. Dies dann jedoch ohne jegliche Ansage...
Hupe
Gast
"Der Vorstand der Sparte Personenverkehr, Ulrich Homburg, präsentierte die Webseite gestern in Berlin."
Wenn taz.de eine Website wäre, hätte man hier einen Link auf die Seite gesetzt ;)
Tobias
Gast
Na und wo finde ich die Übersicht? Link?