Dortmund in der Champions League: Endspiel mit Brisanz in Piräus
Die Borussia muss beim griechischen Meister Olympiakos Piräus mit Antipathien rechnen. Sportlich kann sich keine der beiden Mannschaften eine Niederlage leisten.
DORTMUND taz | Der Müll türmt sich nach mehr als zwei Wochen Streik der Müllarbeiter, und inzwischen schließen sich immer mehr Griechen dem Ausstand an. Fähren zu den Ferieninseln fallen aus, die Zöllner fertigen niemanden ab.
Der größte Streik seit Beginn der dramatischen Finanzkrise vor zwei Jahren steht Griechenland bevor. Eventuell wird es heute Abend auch keine Bilder vom Spiel der Champions League zwischen Olympiakos Piräus und Borussia Dortmund im griechischen Fernsehen geben. Das Stadion aber wird voll sein, wenn die beiden Landesmeister aufeinandertreffen.
"Die Griechen wollen zu jedem Spiel und kaufen sich Karten. Die lieben Fußball", sagte Marko Pantelic. Der Serbe, der einst für Hertha BSC spielte, verdient seit Sommer 2010 sein Geld bei Olympiakos in Piräus, das direkt an die Hauptstadt grenzt. "Ich wohne mit meiner Familie in der einen, Athen ist in der anderen Ecke. Dadurch sind auch die Probleme ein Stück weit weg", sagt der Stürmer, der in vier Spielen nicht einmal eine ganze Halbzeit auf dem Platz stand.
Für einen Treffer reichte es dennoch. Pantelic erinnert: "Vergangene Saison habe ich neun Tore in 20 Spielen gemacht, obwohl ich nur sechs Mal in der Startelf stand." Er gibt sich zufrieden: "Wir haben mit Evangelos Marinakis einen Superpräsidenten." Der Reeder ist auch Boss der Liga, die regelmäßig durch Manipulationsskandale, Gewalt unter Anhängern und gar nicht oder unvollständig gezahlte Gehälter auffällt. Bekommt Pantelic pünktlich sein volles Gehalt? "Das ist eine private Angelegenheit und darüber spreche ich nicht."
Schlechte Chancenverwertung
Zehn Minuten spielte er zuletzt in der Champions League, als Olympiakos mit 1:2 beim FC Arsenal verlor. Im ersten Heimspiel (0:1 gegen Olympique Marseille) gab es auch keine Punkte. "Es ist für uns ein Finalspiel. Wir müssen die Punkte holen, um in Europa dabeizubleiben. Wir haben den Druck, aber auch das Selbstvertrauen", sagte der Serbe.
Die Sätze könnten auch von den Borussen stammen. Trainer Jürgen Klopp sprach von einem "Endspiel", Verteidiger Mats Hummels sagte: "Wir müssen jetzt unbedingt gewinnen." Damit hatte der BVB aber schon in der vergangenen Saison in der Europa League Probleme. Letztlich gab es nur gegen den ukrainischen Klub Karpaty Lviv zwei Siege.
Gegen namhafte Klubs (Paris Saint-Germain, FC Sevilla und nun Arsenal und Marseille) fehlte es dem BVB in europäischen Wettbewerben mal an einer halbwegs akzeptablen Chancenverwertung, mal an der Einsicht, nicht jeden Gegner überrennen zu müssen. Immerhin: Sollte Marseille heute gegen den FC Arsenal gewinnen, wäre für Dortmund auch ein Remis in Piräus nicht das Ende aller Hoffnungen auf ein Weiterkommen.
Im Charterflieger des BVB fehlten gestern die verletzten Patrick Owomoyela und Lucas Barrios, der ebenfalls erneut auf der Liste der Ausfälle steht. Fraglich ist der Einsatz von Lukasz Piszczek. In anderen Flugzeugen fehlten BVB-Fans, die wegen des Streiks zu Hause blieben. Zu unsicher war die Lage, gerade auch bei den Rückflügen. Auch der BVB sorgte vor und buchte für morgen schon Trainingsplätze in Athen.
Sorgen bereitet den Dortmundern auch das angespannte politische Verhältnis zwischen Griechenland und Deutschland, das in den vergangenen Monaten dringende Sparappelle an Athen richtete. "Das wird wie ein Länderspiel. […] Ich glaube, die Griechen sind gerade nicht so wahnsinnig glücklich über die deutsche Bevölkerung", erwartete Klopp in der Bild am Sonntag eine noch hitzigere Atmosphäre, als sie sonst in Piräus herrscht. Marko Pantelic versucht zu beruhigen: "Ganz ehrlich, von einer Stimmung gegen die Deutschen habe ich nichts mitbekommen, und davon ist auch nichts zu spüren."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!