Kommentar Jobbörsen-Schließung: Stabilität genommen

Tagesjobs - so traurig das ist - sind Mittel, um Arbeitslose zu stabilisieren und ihre ökonomische Situation ein bisschen zu verbessern.

Der erklärte Wille mag edel sein. Sicher ist es erstrebenswert, für möglichst viele Hamburger ein festes Beschäftigungsverhältnis zu schaffen. Damit könnten Menschen ihren Lebensunterhalt bestreiten, ohne auf staatliche Hilfe angewiesen zu sein. Doch die Realität auf dem Arbeitsmarkt und die realen sozialen Verhältnisse in dieser Stadt sehen anders aus.

Vor Jahren haben die Gewerkschaften gegen Tagelöhne und ein Ein-Euro-Jobber noch Front gemacht. Heute muss jeder zugeben, dass prekäre Beschäftigung immer noch besser ist als gar keine. Denn die Studentin lässt sich nicht als Tagelöhnerin in die Messe vermitteln, weil sie Langeweile hat, sondern weil sie das Geld braucht, um ihren Lebensunterhalt oder ihr Mietwucher-WG-Zimmer zu finanzieren. Und für manchen Langzeitarbeitslosen ist es sinnvoller, eine tageweise Tätigkeit auszuüben, als wochenlang zu Hause vor der Glotze abzuhängen.

Solche Tagesjobs - so traurig das ist - sind Mittel, um Arbeitslose zu stabilisieren und ihre ökonomische Situation ein bisschen zu verbessern. Wenn nun der SPD-Senat um Olaf Scholz vorgibt, per Rotstift die Hilfebedürftigkeit abbauen zu können, klingt das verlogen. Scholz ist mitverantwortlich, dass unter Rot-Grün in Berlin der Leiharbeit Tür und Tor geöffnet wurde - und viele Leiharbeiter heute trotz Job hilfebedürftig sind.

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Jahrgang 1956, Seit 1983 bei der taz – zuerst bei der taz.hamburg und jetzt bei der taz.nord in Hamburg. Ressorts: Polizei, Justiz, Betrieb und Gewerkschaft. Schwerpunkte: Repression, progressive Bewegungen und Widerstand gegen Gentrifizierung

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