piwik no script img

Ex-BDI-Chef Henkel und die Freien WählerDer Traum von einer rechten FDP

Hans-Olaf Henkel träumt von einer neuen Partei - schließlich sei die FDP am Ende. Einfacher als eine Neugründung ist eine bestehende Partei umzumodeln.

Politisch neu verliebt? Hans-Olaf Henkel. Bild: dpa

BERLIN taz | Die Kanzlerin, sagt Hans-Olaf Henkel, befinde sich "auf abschüssiger Strecke". Zu viel Eurorettung, zu viel Sozi-Getue, viel zu wenig Konservativismus. Wenn sie am Ende dieser Rutschbahn ankommt, wartet da er, Henkel. Besser: er und die Freien Wähler, bereit zu koalieren.

Die Freien Wähler als Fluchtort des Liberalismus, so in etwa sieht der Plan aus, den am Montag deren Vorsitzender Hubert Aiwanger und der Pensionär Hans-Olaf Henkel in Berlin darlegen. Aiwanger sitzt vorn auf dem Podium, er spricht über den Euro in kantigem Bayerisch, Formulierungen wie "politischer Wahnsinn" und "supranationale Zentralbehörden" fliegen durch den Raum.

Links neben ihm taxiert Hans-Olaf Henkel die Pressevertreter. Wochenlang ging das Gerücht, der ehemalige BDI-Chef plane, eine neue Partei zu gründen, eine Art rechte FDP.

Aber so eine Parteigründung ist eine aufwändige Sache. Deshalb hat sich Henkel nun die Freien Wähler gesucht, aus deren Reihen heraus er sich künftig politisch artikulieren möchte. Sonntagabend hat er den Mitgliedsantrag abgegeben, sagt er, wiewohl er "kein Mandat anstrebe". Wer 2013 bei den Freien Wählern sein Kreuz machen soll? Henkel sieht da "ein Riesenpotenzial bei der großen Partei der Nichtwähler".

Eine politische Heimat gefunden

Seine neue Liebe, die Freien Wähler, sitzen seit drei Jahren im Bayerischen Landtag. 2008 zogen sie erstmals mit 10,2 Prozent in ein Landesparlament ein. Dass mit einem wie Hans-Olaf Henkel bei der Bundestagswahl die Fünfprozenthürde genommen wird, da ist Hubert Aiwanger optimistisch. "Die FDP hat sich ja gerade selbst umgebracht", sekundiert Henkel.

Überhaupt, die Liberalen. Viele Jahre hat Henkel die Partei unterstützt, Mitglied war er nie, aber er hat Wahlkampf gemacht, auch Geld gesammelt. Nun, sagt er, habe er sich "auf die Suche nach einer politischen Heimat gemacht". Und er sei fündig geworden. Aiwanger kenne er schon ein paar Jahre, er wolle den Freien Wählern "helfen, sich bundespolitisch zu engagieren".

Die Befürchtung, dass Neonazis die auf rechtsliberal gebürsteten Freien Wähler entern könnten, versucht Aiwanger zu zerstreuen. Ja, man besetze mit dem Euro "ein Thema, das für Populisten interessant ist", aber man werde schon Acht geben, dass unter tausend neuen Antragstellern auf Mitgliedschaft "nicht fünfzig Bombenleger" sind. "Wir sind weltanschaulich gefestigt", spricht der vierzigjährige Bundesvorsitzende. Und Hans-Olaf Henkel lächelt zufrieden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

17 Kommentare

 / 
  • IN
    Ihr Name Konstantin

    Die Satire eines vereitelten Retters. Der Henkel mit den Freien Wählern

    . Das ist Stoff fürs politische Kabarett. Dabei wird unbefriedigter Ehrgeiz als Bindemittel benutzt und souverän übersehen, daß die potentielle Partei ihren Wählerstamm aus Menschen rekrutiert, die sich unabhängig fühlen und das auch bleiben wollen. Alle bisherigen Versuche sind daran gescheitert, die lokalen Scheuklappen mit einer 3D- Brille zu vertauschen.

  • H
    Hasso

    Noch eine Pfeife mehr im Pfeifenständer!

  • D
    Dhimitri

    Hoffentlich macht Arnulf Baring da auch mit. Dann haben die echtes Potential der "Partei" Konkurrenz zu machen.

     

    Ich freu mich...

  • HR
    HP Remmler

    "rechte FDP"?

     

    Gratuliere zur Tautologie der Woche, ich erlaube mir, weiterhin von weißem Schnee und flüssigem Wein zu träumen.

  • 5
    562914
  • K
    Kommentator

    Wieso tritt er nicht einfach in die nationalliberalen (gelb-braunen) Zirkel der FDP ein?

     

    Die NPD ist ihm ja sicher auch zu links ("die soziale (!) Heimatpartei"...*schenkelklopf*).

     

    Mein Geheimtipp: China!

    Dort trifft der Turbokapitalismus auf straffe Führung ohne linkes Übel wie Grundrechte und Wohlfahrtsstaat.

  • P
    pablo

    die ewig gestriegen

  • A5
    Andi 58

    Ich hätte da einen tollen Namen für die "neuen Rechten".

    Wie wäre es mit Freie Radikale Partei.

  • V
    vic

    Henkel träumt von einer rechten FDP, so so.

    Ich empfehle die NPD, denn rechts der FDP kommt gleich die.

    Außerdem wird die NPD vom Staat gefördert. Für einen Ökonom wie Henkel sicher ein Kriterium.

    Süße Träume, wünsch ich.

  • S
    spiritofbee

    "Eyes wide shut"

    Er kennt die Deutschland AG (mitsamt ihrem weltweiten Netzwerk) wie seine Westentasche. IBM, BDI etc....

    Ein Wolf mit den verschiedensten Pelzen, je nach Zielsetzung.

  • M
    Mirko

    Noch so ein Greis, der sich anschickt, Deutschland vor dem Abgrund zu retten, und seine eigene Vorstellung von wie die Gesellschaft sich doch eigentlich hätte entwickeln hätte sollen, umzusetzen. Typischer Anfall von Revisionistmus.

     

    Da hilft nur: Ab ins Altersheim!

  • A
    Arne

    Eine "rechte FDP" will der gründen?

    Wie soll das denn gehen? Wo doch die FDP bislang immer als Ausgeburt kommunistischer Propaganda galt, so links ist die ja!

    Also, ich weiß nicht, ob da noch so viel Platz rechts der FDP sein könnte.

    Schade nur, dass die Linke das Thema "Euro" als überflüssige Währung, die nur die Selbstbestimmungsrechte der einzelnen Staaten beschneidet und sie zu stärkerem Lohn- und Sozialabbau zwingt, nicht aufgegriffen hat.

  • H
    Hans

    Zum Glück wird Henkel dieses Mal scheitern. Seine Bücher und sein Wind-Machen glückten ihm ja sonst immer, aber dieses Ma wird's nix werden. Mit seinem Beitritt und seiner Ankündigung aber nicht nach höheren Ämtern streben zu wollen, sagt er das ja indirekt sogar selber. Außerdem bricht bald die EURO-Krise über Europa herein und dann wird selbst der Henkel-Fan nachdenklich werden, was ihm neo-liberale Politik eigentlich bringt.

  • FE
    Frau Edith Müller

    Henkel ist ein sehr kluger Mann. Ich habe mehrere Lesungen mit ihm erlebt und die waren alle sehr spanndend und unterhaltsam. Für die FW ist er mit Sicherheit ein Gewinn.

  • MM
    Max Maier

    Die Mövenpickpartei kann ja mit der NPD fusionieren. Handelt es sich doch um eine Partei deren Ex-Vorsitzender Arbeitslager einführen möchte.

  • HE
    homo ergaster

    Prima, dann bekommen wir einen Faschoüberwachungsstaat a la Patriot Act und Guantanamo, ABER wenn jemand sozial benachteiligt wird und von der Gesellschaft Hilfe braucht, weil diese "vertreten" durch die Eliten die Ausbeuter alimentiert und schützt, heißt es nur und ganz "freiheitlich": Selbst schuld!

     

    Schöne neue Welt -,-

  • SD
    Satire darf weniger als Politiker

    Haha der Henkel! Wie geiel...

    Der neue Chefsatiriker von der FDP wird mir langsam zu langweilig, und einen wie Westerwelle vermisse ich schon.

     

    Eine rechte, liberale Partei fehlt wirklich noch! Herrlich! Denn es gibt doch nur die neoliberalen Parteien SPD und CDU gestützt von den blauäugigen Grünen. Und mit so einem Neoliberalismus kann man ganz toll die Gesellschaft spalten, ja. Und die klügsten Spalter machen zuverlässig die schwächsten als schuldigen aus - "Konservatives" Gedankengut wird auch durch unsere Familienministerin, freilich mit B-Doktorarbeit - da weiss man was man wählt;), oder den ehemaligen Bundesbänker Sarrazene verbreitet. Nee, also Humor hat der wirklich der Henkel. Eben doch ein großer Mann.