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Gene und IntelligenzSchlau geboren oder schlau geworden?

Intelligenz sei vererbbar, mindestens zu 75 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt Dieter E. Zimmer in seinem neuen Buch. Was sagt das über Sarrazins Thesen aus?

Eineiige Zwillinge sollen angeblich zeigen, was vererbt ist und was umweltbedingt. Bild: reuters

BERLIN taz | Das Medieninteresse scheint diesem Buch sicher. Rowohlt als herausgebender Verlag bezieht sich in seiner Presseankündigung ausdrücklich auf Thilo Sarrazin. Auch der Autor Dieter E. Zimmer verweist in seiner Einleitung auf die Kontroverse um die Veröffentlichung von "Deutschland schafft sich ab", erklärt sogar die Reaktion der SPD-Parteiführung auf Sarrazins Machwerk als sein Hauptmotiv, sich zu diesem Thema zu äußern.

Dabei behandelt sein Buch "Ist Intelligenz erblich? - Eine Klarstellung" nur eine von vielen Fragen, die die Debatte um das sich angeblich selbst abschaffende Land in Mitteleuropa befeuerte. Und: wer das Buch von Dieter E. Zimmer liest, wird mehr Kritisches als Zustimmendes zu Sarrazins Gedankenwelt entdecken.

Zunächst klärt der bekannte Wissenschaftsjournalist und langjährige Feuilletonchef der Zeit über den aktuellen Stand auf. Was ist Intelligenz? Ist sie messbar? Ist sie gar objektiv messbar?

Dabei berichtet er auch von der Geschichte des Konflikts zwischen Biologisten und Sozialwissenschaftlern, die seit den 1960er Jahren insbesondere in den USA wütete und die einen rationalen Zugang zum Thema laut Zimmer erschwert. Mit IQ-Tests wollte der umstrittene Psychologe Arthur Jensen bewiesen haben, dass Weiße klüger seien als Schwarze. Er stellte die bislang nicht belegte These auf, dass dies genetische Ursachen habe.

Intelligenzbegriff in Frage gestellt

Sofort entbrannte ein heftiger Disput. Man bezichtigte diejenigen aus dem anderen Lager, Rassist und Faschist zu sein. Manche Sozialwissenschaftler wiederum negierten schlicht, dass organische Ursachen Auswirkungen auf die Intelligenz des Menschen haben, oder stellten den Intelligenzbegriff gänzlich in Frage.

Dieter E. Zimmer, dies ist leicht zu erkennen, steht auf der Seite der Wissenschaftler, die eine starke genetische Ursache in der Entwicklung von Intelligenz sehen. Diese Position versucht er anhand von Zwillingsbeobachtungen zu beweisen und berichtet vom "Minnesota Twin Project", einem US-amerikanischen Forschungsinstitut, das seit über 30 Jahren viele eineiige Zwillinge, die kurz nach ihrer Geburt getrennt wurden, als Erwachsene befragt und untersucht.

Obwohl die genetisch annähernd identischen Zwillinge in sehr unterschiedlichen Milieus aufwuchsen, weisen sie doch frappierende Ähnlichkeiten auf. Die Intelligenz, so das Ergebnis der Forscher aus Minneapolis, werde zu etwa 75 Prozent vererbt.

Andere Parallelen allerdings scheinen bei manchen Zwillingen so unglaublich, dass sie eher ein Fall für die Boulevardpresse sind als für eine wissenschaftliche Untersuchung. Zwillinge hielten ihre Bierdose in der gleichen Art und Weise, obwohl sie als Säuglinge voneinander getrennt wurden. Andere gestalteten ihren Garten auffallend ähnlich. Ob es also ein Bierdosen- oder Vorgarten-Gen gibt? Andere Gründe scheinen hier wahrscheinlicher.

Völlig unberücksichtigt lässt Zimmer die aktuellen Erkenntnisse der Forschung bezüglich der pränatalen Hirnentwicklung. Studien belegen inzwischen, dass die Bildung von Synapsen zwischen den Hirnzellen bereits im Mutterleib beginnt und von der unmittelbaren Umwelt beeinflusst wird. Musik von Mozart, so eine gängige und natürlich vereinfachte These, macht den Fötus schlau.

Die Auslassung dieser Komponente mag eines der großen Schwächen des Buches von Zimmer sein. Andererseits, Zimmer zitiert auch Studien, die die Intelligenz von eineiigen mit zweieiigen Zwillingen vergleicht. Hier unterscheiden sich die pränatalen Einflüsse nicht. So kann man in den unterschiedlichen Ausprägungen der Intelligenzdifferenzen zwischen den genetisch gleichen und ungleichen Geschwistern auch auf erbliche Ursachen schließen.

Spanne von 10 bis 20 IQ-Punkten

Insgesamt, so Zimmer, betrage der genetische Einfluss auf die Intelligenz bei Erwachsenen auch bei diesen Untersuchungen mindestens 75 Prozent.

Was aber bedeutet dies für die Gesellschaft? Das weite Spektrum der Umwelteinflüsse lasse, so der Autor, eine Spanne von 10 bis 20 IQ-Punkten zu. Ob jemand einen IQ von 90 oder von 110 hat, mag im heutigen Schulsystem aber von eminenter Wichtigkeit sein. Eine genetische Festlegung des individuellen Schicksals sieht anders aus.

Brisant wird Zimmer an dem Punkt, an dem er sich ethnischen Unterschieden bezüglich der Intelligenz zuwendet. Dabei ist er nicht ahistorisch, sondern bezieht klar Stellung gegen rassistisches Denken.

Auch kritisiert er vehement Sarrazin, der mit "islamischen und jüdischen Genen" das Thema skandalisierte und diskreditierte. Ein ganzes Kapitel lang drückt sich Zimmer aber um eine eigene Aussage, begründet dies mit der Gefährlichkeit, gerade als Deutscher hier Stellung zu beziehen, und zitiert nur internationale Wissenschaftler, deren Aussagen sich aber oft widersprechen.

Auffällig dabei: Es gibt keinen islamisch geprägten Gencode. Eine mathematische Teilleistungsschwäche sei zwar im gesamten Mittelmeerraum festzustellen, die schwächsten Rechenkünstler aber kommen aus christlichen Ländern, wie etwa aus Bulgarien und dem Mutterland der Mathematik, aus Griechenland.

Mehr Zucker und Milch als Nahrung

Um sich ethnischen Unterschieden gefahrlos widmen zu können, schreibt Zimmer über unterschiedliche Körpergrößen auf der Welt. Dass die Menschheit in den letzten 150 Jahren sowohl intelligenter wie auch größer geworden ist, lasse sich, so der Autor, auf mehrere Faktoren zurückführen. Die Ernährungslage habe sich verbessert. Es werde mehr Zucker und Milch als Nahrung verwendet.

Ein anderer Punkt mag bezüglich der Sarrazin-Kontroverse aufhorchen lassen. In Bergdörfern im Tessin wurde in den 1950er-Jahren beobachtet, dass die Menschen entgegen dem weltweiten Trend nicht größer wurden als ihre Vorfahren. Dort heiratete man grundsätzlich nur innerhalb des Dorfes.

Große Elternteile, so die Erklärung des Phänomens, setzen sich genetisch gegenüber den kleineren durch. Bei genetischer Vielfalt ist also mehr Entwicklung möglich. Dies mag auch auf die Intelligenzentwicklung zutreffen. Deutschland, so ist anzunehmen, schafft sich also nur ab, wenn innerhalb eines Dorfes geheiratet wird, es sich gegen Migration abschottet.

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25 Kommentare

 / 
  • ST
    Stefan Thiesen

    Mir scheint die Crux in dieser Diskussion ist, daß unterstellt wird, Intelligenz sei klar definiert und zudem messbar wie Temperatur oder Masse oder sonstige klassische physikalische Größen. Dem ist aber schlicht nicht so. Etwas Einsicht bringt Enzensbergers "Im Irrgarten der Intelligenz: Ein Idiotenführer (edition suhrkamp)". Ich hatte auch einmal das Vergnügen mit Marvin Minski, einem der Väter der Robotik, nach einer Konferenz in der es um die Evolution der Intelligenz ging im Taxi durch Neapel zum Flughafen fahren. Wir sprachen auch über Intelligenztests. Er meinte: "IQ tests only say one thing". Ich: "And what's that?" Er: "How good you are at taking IQ tests."

     

    Was wir vergleichen ist demnach gar nicht Intelligenz, sondern lediglich die Fähigkeit, mit solchen Tests umzugehen. Die Neurowissenschaften sind eine beginnende Wissenschaft, aber Psychologie ist großenteils Mambo Jambo.

  • D
    Dummerjan

    Mit Verlaub, dieses Zitat aus dem Artikel:

    "Er stellte die bislang nicht belegte These auf, dass dies genetische Ursachen habe. "

    stellt ein grundlegendes Unverständnis des Autors über das Verfahren empirische Analysen unter Beweis.

     

    Jeder, aber auch jeder empirische Schluß in der Wissenschaft, beruht darauf, daß eine Aussage widerlegt werden muß. Sie ist solange etabliert, solange diese - oder eine daraus ableitbare Aussage - nicht widerlegt wurde. Diese Schlußweise wird durchgängig bei der empirischen Analyse von theoretisch hergleiteten Aussagen verwendet und bildet die Grundlage der schließenden Statistik.

     

    Zum Inhalt: Sofern ich mich entsinne wird bei varianzanalytischen Untersuchungen durch die Intelligenz der Eltern (im Sinne eines IQ-Tests) etwa 40 % der Variation der Intelligenz der Kinder erklärt. Die 75 % sind doch sehr hoch und berücksichtigen wohl wesentliche Faktoren nicht.

  • D
    Dirk

    @SchnurzelPu,

    Sie haben natürlich Recht, aber mit Ideologen redet man stets wie mit einer Wand. Manches an der Diskussion erinnert mich an Brechts "Leben des Galilei", als der Philosoph sich weigert, durch das Fernrohr zu sehen und statt dessen damit argumentiert, dass das heliozentrische Weltbild nun mal nicht zu Aristoteles passe.

  • S
    SchnurzelPu

    Stehe ich auf dem Index?

    Mail dazu wäre nett.

    Mal flappsig gesagt, Intelligenz muß ererbt werden, ansonsten hätte sie sich nicht entwickelt. Die Alternative ist intelligentes Design, Schöpfung etc.

     

    Dass das Intelligenzentwicklungshilfeberufsangehörigen nicht in den Kram passt, versteht sich von selbst.

     

    Aber, das ererben von Intelligenz läuft halt nicht so wie bei Papas Konfirmandenanzug. Denn dazu gehören zwei Erblasser und aus Dumm und Dümmer kann Schlau werden.

     

    Umgekehrt, bei schlechter Pflege und Hege vor allem, auch.

     

    Ob hohe Intelligenz glücklich (sich und andere) macht oder eher das Gegenteil bewirkt, das ist die entscheidene Frage.

  • HM
    Hans Meiser

    Sarrazin hat sich in Bezug auf jüdische Gene ungenau ausgedrückt und sich auch selber oft genug korrigiert in diesem Punkt:

    In Israel selber wird daran geforscht, dass Juden einen gemeinsamen Genpool haben und in der Tat wurden signifikante genetische Ähnlichkeiten gefunden, was in Israel allgemein als positiv gewertet wird.

    Entgegen anderslautender Verleumdungen in Medien, vorneweg gerne die TAZ, hat Sarrazin auch nie gesagt Muslime seien aus genetischen Gründen dümmer als andere Ethnien, sondern hat für die schlechteren Bildungs- und Arbeitsmarktleistungen von Muslimen im Vergleich zu anderen Migrantengruppen stets kulturelle Gründe angeführt.

    Und, liebe TAZ-Redaktion, gesteht es einfach ein, Sarrazin hat im Punkt der Genetik einfach Recht und wird hierfür auch im Wesentlichen von Zimmer bestätigt. Intelligenz wird im Durchschnitt zu ca. 70% vererbt, das heisst, es ist volkswirtschaftlich relevant wer wieviele Kinder bekommt. Nichts anderes hat Sarrazin gesagt.

  • L
    Luise

    "Deutschland schafft sich also nur ab, wenn es sich gegen Migration abschottet."

  • KK
    Karl K

    HALLO? HAB ICH POPEL AN DER BACKE? 4. Versuch:

     

     

    ER NUN WIEDER !

     

    Tja, wer möchte schon Dieter Zimmer heißen, gar Didi !?

     

    Da hört sich das mit dem Binnen- E doch gleich viel intelligenter.

     

    But - so what?!

     

    Fangen wir mit dem mir namentlich entfallenen Genetiker und Nobelpreisträger an: " Einstein klonen.

    Nunja, wahrscheinlich käme ein mittelmäßiger Geiger dabei raus"!

     

    Dieter E. Zimmer ist fünf Jahre älter als mein sechs Jahre älterer Bruder.

    Er lebt seit 1959 in Hamburg als Journalist bei Der Zeit.

    Als ich just anfing selbige zu lesen.

     

    So sind wir beide glücklicherweise wenn auch altersverschoben von 

    Der Zeit des J.M.M. sozialisiert .

    (  "Jupp" Müller Marein,; 

    H.K. " kannste das auch rückwärts spielen?" - "Blödmann" - nach rückwärtsspielende: " komm, laß uns einen zischen gehen" so der zu mir einen Monat ältere  Harry Kowalski).

     

    So hat Herr Zimmer  sich - wie auch ich -  also durch die Aufundabs der Bewertung, Berechnung , Bestimmung, Messung von Intelligenz gefressen. 

    Namen wie "Eysenck,"

    einem Renegaten , mögen für viele stehen:

     

    " In der Einführung des Buches The inequality of man (1973beschreibt Eysenck ausführlich seine Entwicklung vom überzeugten Behavioristen, der die unterschiedlichen Ausprägungen der Menschen vor allem der Umgebung, in der sie aufwachsen, zuschreibt, zum Anhänger der Vererbungslehre."

     

    Der - wie Renegaten regelmäßig - sein altes Feld 

    ( Skinner " Futurum zwei" etc hefttigst bekämpfte und schon damals auch mit nem 

     70ger-Prozentsatz rumhantierte :

     

    "In der Intelligenz-Forschung setzte er die Forschungen seines Lehrers Burt fort und versuchte, den ererbten Anteil der Intelligenz zu bestimmen, den er bei 70–80 Prozent sah. "

     

    Irgendwann aber schob ich - anders als offensichtlich uns  Zimmer und der jetzt ein ""BankertGen  - tschuldigung: mißbildungsförderndes BankerGen entdeckt hat - den ganzen Müll  beseite.

     

    DER PROZENSATZ VON INTELLIGENZ - oder was auch immer insoweit - IST DOCH SCHEIŚŚEGAL,

     

    VIELMEHR : ist es individuell und gesamtgesellschaftlich  entscheidend 

    und nach Art 1 und 2 unseres Grundgesetzes die unausweichliche Aufgabe des Staates, " den Rest" zu schützen und für die größtmögliche Ausdifferenzierung zu sorgen.

     

    PUNKT

     

    Anders gewendet: 

     

    Was ist der Unterschied zwischen

     

     1. Religion, 2.Philosophie und 3. dialektischem Materialismus ?

     

    na? genau:

     

    1. in einem schwarzen Raum eine schwarze Katze suchen, die möglicher Weise da ist - hm!?

     

    2. in einem schwarzen Raum eine schwarze Katze suchen, die wahrscheinlich nicht da ist -hm hm !?

     

    3. In einem schwarzen Raum eine schwarze Katze suchen, die nicht da ist - und nach fünf Minuten sagen " ich hab sie" - hm hm hm ?!

     

    Ich hatte , wie der kundige Leser gemerkt haben wird, das Glück früh auf Heinz von Foerster zu stoßen und sein " wie wir uns selbst erfinden" dank eines seit ca 150 Jahren den Freigeistern des 19. Jahrhunderts verpflichteten Elternhauses trotz unsäglicher Lehrer ( Schule) umsetzen zu können. Still going strong.

     

    Herrn Dieter E. Zimmer sei aber zudem der unvergleichlichliche Erwin Chargaff " das Feuer des Heraklit" anemmpfohlen.

    Der ja seine Forderung nach einem Moratorium in der Genforschung nicht nur mit den negativen Erfahrungen mit der Kernspaltungsforschung begründete.

    Sondern sehr hellsichtig mit der bescheidenen Einsicht eines Forschers:

    " wir Wissenschafter haben im Lauf der recht kurzen Forschungsgeschichte lediglich einige Splitter von einem riesigen, möglicherweise unendlichen Gebirge abgespalten.

    Und schließen " pars pro toto" ziemlich tollkühn von diesen Splittern auf den Rest."

     

    Dazu dann noch Paul Feyerabend und das wärs dann erst mal.

    Ende des Vorherstehenden - 

     oder wie der Kölsch säht: " da nich für."

  • M
    Marius

    Hat der Autor da überhaupt etwas neues geschafft (neben dem Bezug zur Sarrazin)?

     

    Die den Bezug zur Zwillingsforschung gab es auch schon im letzten Jahrtausend bei Eysenck in der IQ-Bibel. Allerdings ging er damals noch deutlich weiter. Vor allem ist es recht umstritten, wie groß der Einfluss der Gene ist. Schon alleine weil der Gegenspieler die Umwelt ist und es noch unklar ist, wie weit die Gene einen Einfluss darauf nehmen, wie wir unsere Umwelt gestalten. Und wenn man nur einen ganz groben Schimmer davon hat, wie die Gene der Eltern zusammen kommen, sollte man schon den großen Unterschied zwischen "wird bestimmt durch die Gene" und "wird vererbt" sehen.

  • KK
    Karl K

    Sehr geehrter Herr Debus,

     

    trotz mehrfacher Versuche ist mein Kommentar

    - bei meiner ersten Absendung war noch gar kein Kommentar

    eingerückt - bisher nicht eingerückt .

     

    Da ich mir keiner entgegenstehender Gründe bewußt bin,

    wäre ich Ihnen dankbar, entgegenstehende

    Gründe zu erfahren.

     

    MfG

     

    Karl K

  • IK
    IMichael Koch

    Zitat: "Völlig unberücksichtigt lässt Zimmer die aktuellen Erkenntnisse der Forschung bezüglich der pränatalen Hirnentwicklung. Studien belegen inzwischen, dass die Bildung von Synapsen zwischen den Hirnzellen bereits im Mutterleib beginnt und von der unmittelbaren Umwelt beeinflusst wird. Musik von Mozart, so eine gängige und natürlich vereinfachte These, macht den Fötus schlau."

     

    Diese Studien möchte ich gerne sehen. Das ist zwar eine lange gehegte und gepflegte Vermutung, ist aber wissenschaftlich längst widerlegt.

     

    "Der Mozart-Effekt - Ein hartnäckiger Mythos

    Jakob Pietschnig, Martin Voracek, S. 176-180

    SKEPTIKER 4/2011

     

    Die Meinung, dass Mozarts Musik die kognitive Leistungsfähigkeit von Personen durch einfaches Anhören steigern kann, ist weitverbreitet, beruht allerdings hauptsächlich auf der Fehlinterpretation von Forschungsergebnissen und einer falschen oder missverständlichen Darstellung in populären Medien. Das kurzzeitig bessere Abschneiden einer kleinen Probandengruppe in Raumvorstellungsfähigkeitstests nach dem Hören eines Satzes aus einer Mozart-Sonate wurde vielfach als permanent intelligenzsteigernder Effekt fehlinterpretiert. Obwohl dieser Behauptung jegliche glaubwürdige Fundierung fehlte, hatte sie weitreichende Implikationen und mitunter sogar Auswirkungen auf Gesetzestexte und den öffentlichen Finanzhaushalt einiger US-Bundesstaaten. Die ursprüngliche Beobachtung der kurzzeitig leistungssteigernden Effekte von Mozarts Sonate war in der Scientific Community äußerst umstritten. In dem vorliegenden Artikel beschreiben wir die Entstehung und Entwicklung des Mythos Mozart-Effekt und stellen schließlich die größte bisher durchgeführte Meta-Analyse zu dem Thema vor, in der akkumulierte Evidenz von fast 20 Jahren Forschung wissenschaftlich aufgearbeitet wird."

  • T
    tazitus

    Eltern intelligenter Kinder glauben an Vererbung. :-)

     

    Wer ist Dieter E. Zimmer? Er ist laut Wikipedia

    "Schriftsteller, Übersetzer und Publizist."

    ... und ein geistiger Trittbrettfahrer. Welche wissenschaftliche Legitimation hat der Mann, um einen solchen Schwachfug zu verbreiten?

     

    Liebe taz, vllt. solltet Ihr zu solchen Themen mal Fachleute wie Prof. Gerald Hüther zu Wort kommen lassen. Der kann Euch mehr über Gehirne erklären.

  • P
    Peter

    Was soll der Müll?

     

    Zur Intelligenz gibt es zahllose Studien, ganze Institute forschen auf diesem Gebiet.

     

    Das Fazit (und damit wissenschaftlicher Konsens) ist stets der gleiche: Intelligenz wird zu weit weniger als 10% vererbt, "Intelligenzgene" sind im Schnitt nur für einen Promille-Bereich der Intelligenz zuständig. Und selbst dann sind die Daten alles andere als eindeutig.

     

    Wieso wird hier für das Buch eines Nicht-Wissenschaftlers Werbung gemacht, der zudem völligen Blödsinn erzählt?

     

    Weiß die TAZ eigentlich, wie viele Bücher zu Nazi-Zeiten erschienen sind, welche scheinbar eindeutig die Überlegenheit der deutschen Herrenrasse "bewiesen"?!

  • H
    HAL

    Die Schlussfolgerung des Artikels ist zwar migrantenfreundlich, politisch korrekt und links/grün weltbildkonform, inhaltlich aber kompletter Schwachsinn. Auch hier gilt das Gesetz der großen Zahl. Insofern ist die Diversität des Genpools eines Dorfes mit der einer gesamten Bevölkerungspopulation nicht vergleichbar.

  • PA
    Peter A. Weber

    Die Frage, ob Intelligenz vererbbar ist und falls ja, in welchem Maße, war schon immer eine Spielweise für Rassentheoretiker, die ihre Behauptungen von der Minderwertigkeit/Überlegenheit bestimmter Rassen oder Bevölkerungsgruppen beweisen wollten.

     

    Bis ins Detail wird es wohl nie belegbar sein, wie die genaue Verteilung zwischen Vererbung und Umwelt beschaffen ist, vor allem auch deshalb, weil dies individuell sehr different ist. Sicherlich existieren Veranlagungen und Tendenzen, die genetisch weiter gegeben werden. Aber ob oder weit sie sich im Lebensverlauf entwickeln ist doch entscheidend vom den Umfeldbedingungen auf persönlicher und gesellschaftlicher Ebene abhängig. In diesem Zusammenhang empfehle ich die Lektüre von Erich Fromm (siehe auch KRITISCHES-NETZWERK.de).

     

    Außerdem wird bei derartigen Diskussionen über Intelligenzvererbung meist vergessen, den Begriff Intelligenz zu definieren und von welcher Vorstellungswelt von Intelligenz man bei seinen Thesen ausgeht. Die Definition ist nämlich stark kulturell und ethisch besetzt, denn eine z. B. rein mathematische Begabung macht noch keinen vollständigen Menschen aus. Die soziale Intelligenz wird bei solchen Überlegungen meist unterbewertet.

  • PE
    Philipp Ef

    Die Frage ist, inwiefern Intelligenz tatsächlich vererbbar ist und welche Rolle die Umgebung spielt. "Gebildetere" Eltern haben auch meistens ein gebildetes und damit für die Kinder inspirierendes Umfeld. Umgekehrt haben sozial schwächere Familien auch weniger Bücher, bieten ein weniger "gebildetes" Umfeld.

     

    Zwillingsforschung ist hier auch wenig aussagekräftig, da beide Elternteile meist ähnliche soziale Hintergründe haben, das Umfeld der Zwillinge sich auch wenig variiert.

     

    Intelligenz vererbbar? Meiner Meinung ist Intelligenz eher ein Faktor, den man an der größe des Bücherregals der Eltern ablesen kann.

  • P
    P.Haller

    Wie muss man eine Bierdose halten, um als intelligent zu gelten ? Wäre mal gut zu wissen, denn dann könnte man mal so mir nichts dir nichts in der Kneipe den IQ locker auf 150 hochschrauben !!

    Und da z.B. die Muselmanen kein Bier trinken, müssen die demnach auch brunzdoof sein.

  • M
    Mirko

    "(...O), das seit über 30 Jahren viele eineiige Zwillinge, die kurz nach ihrer Geburt getrennt wurden, als Erwachsene befragt und untersucht."

     

    War das eine zufällige Trennung, oder ein mutwilliger Teil des Experimentes? Falls absichtlich herbeigeführt, dann wäre das ja ein Verbrechen!

  • IA
    Interessanter Artikel

    Allerdings hat ein Absatz einen Logikfehler bzw. einen nicht zu Ende ausgeführten Gedankengang:

     

    "Zwillinge hielten ihre Bierdose in der gleichen Art und Weise, obwohl sie als Säuglinge voneinander getrennt wurden. Andere gestalteten ihren Garten auffallend ähnlich. Ob es also ein Bierdosen- oder Vorgarten-Gen gibt? Andere Gründe scheinen hier wahrscheinlicher."

     

    Natürlich wird es kein extra Gen geben, das bestimmt, wie man die Bierdose hält. Aber was für Gründe sollen hier wahrscheinlicher sein, als das es "irgendetwas" mit der Vererbung zu tun hat? Mit der Erziehung/etc. ja eher nicht.

  • P
    Partizanka

    Hilfloser Versuch, etwas, das das eigene Weltbild zum Einsturz bringen könnte, so hinzubiegen, daß es das Weltbild stützen möge. Wird nicht funktionieren. Empfehle besseren Artikel aus der Springer-Presse:

    http://www.welt.de/print/die_welt/debatte/article13814678/Alle-Menschen-sind-nicht-gleich.html

     

    Hätten Vergleiche der Intelligenzverteilung im internationalen Maßstab Gleichheit zwischen allen Ethnien erbracht, hätte Zimmer sicherlich auch "als Deutscher" keine Skrupel gehabt, das zu referieren. Seine Änglistlichkeit rührt von der Tatsache, daß die Befunde in der Summe eben auch ganz eindeutig sind: Intelligenz ist auf dem Erdball nicht gleichmäßig verteilt.

  • ST
    Stefan Thiesen

    Was ist denn daran jetzt neu? Das Thema ist doch bis zum Erbrechen in allen einschlägigen populärwissenschaftlichen Zeitschriften und in Fachjournalen durchgekaut worden. Da es außerdem um Statistiken geht, lassen sich irgendwelche Schlussfolgerungen über Individuen sowieso nicht ziehen, womit das Ganze zu einer rein akademischen Betrachtung wird - leider aber auch zu Futter für ausgerechnet die Stammtisch-Philosophen, denen auch der genialste Lehrer keine Differentialrechnung beibringen kann. Interessant wäre es doch, sich einmal solche Menschen anzuschauen, die bei eigenen überragenen Fähigkeiten ganz durchschnittliche Eltern haben. Sowas gibts nämlich. Die Frage ist: wie kann das sein? Weder Umfeld noch Gene. Seltsam...

  • S
    Stefan

    "Auch kritisiert er vehement Sarrazin, der mit "islamischen und jüdischen Genen" das Thema skandalisierte und diskreditierte."

    Nein, die Hetzpresse hat einen Ausspruch von Sarrazin skandaliert. Dieser hatte lediglich zitiert, dass Wissenschaftler ein gemeinsames Gen bei Juden festgestellt haben. Bei Muslimen jedoch gebe es kein gemeinsames Gen.

    Daraufhin wurde er in der Hetzpresse als Gen-Nazi dargestellt, der die Nazi-Rassenpolitik auf einen wissenschaftlichen Sockel heben wolle und gegen Muslime verwenden wolle.

    Schön, dass die TAZ da mitspielt. Von Zeit zu Zeit müssen eben Fakten der Ideologie weichen.

  • D
    Dirk

    Sarrazin am 29.8.2010 in der Welt:

     

    "In meinem Buch rede ich zudem nicht von Türken oder Arabern, sondern von muslimischen Migranten. Diese integrieren sich überall in Europa deutlich schlechter als andere Gruppen von Migranten. Die Ursachen dafür sind nicht ethnisch, sondern liegen offenbar in der Kultur des Islam. Vergleichen Sie die Integrationserfolge von Pakistani und Indern in Großbritannien."

     

    Wo also die angebliche Behauptung, es gäbe "islamische Gene"??? Er sieht hier lediglich kulturelle Probleme.

  • D
    Dirk

    "Auffällig dabei: Es gibt keinen islamisch geprägten Gencode."

     

    Das ist einer der Haupttricks von Demagogen: Es werden absurde Zitate erfunden (hier ein angebliches von Sarrazin), um sie dann (was nicht schwer fällt) zu widerlegen.

  • S
    Stefan

    Ich bin zwar offensichtlich "schlau geboren", weil von Akademikern, glaube aber auch, dies noch mehr "geworden" zu sein, durch ein ideales Umfeld von Akademikern unterschiedlicher Prägung (nicht den Eltern) in der Spätpubertät.

  • L
    lena

    Sehr unklar, warum die taz den pseudowissenschaftlichen Zimmer lobhudelt und seinen "Erkenntnissen" so viel Platz einräumt. Merke: Nur weil der eine Genjonglierer groben Unfug (Sarrazin) redet, heißt es nicht, dass der andere, "gemäßigtere" Genjonglierer deswegen recht hat. Ich muß ja schließlich auch nicht die gemäßigten NPDler toll finden, weil die der Hardcorefraktion widersprechen.