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Und dafür haben sie GeldDie goldene Unterführung

Ein Bahnübergang in Wandsbek soll durch eine 23 Millionen Euro teure Straßenunterführung ersetzt werden. Ein bisschen teuer, findet die Linke.

Auslaufmodell: der beschrankte Bahnübergang auf der Jenfelder Straße in Tonndorf. Bild: Octischmokti/Youtube

Ob eine 23 Millionen Euro teure Straßenunterführung an der Bahnstrecke nach Lübeck nötig ist, will die Wandsbeker Linke überprüfen lassen. In einem Antrag für die Bezirksversammlung am Donnerstag regt sie an, die Unterführung nur für Fußgänger und Fahrradfahrer zu bauen, so dass die Kosten viel geringer wären. "In Zeiten knapper öffentlicher Kassen muss jedes langfristig geplante Projekt von Zeit zu Zeit auf den Prüfstand gestellt werden", findet Fraktionschef Vasco Schultz. Schließlich seien die ersten Pläne zehn Jahre alt und die Bausumme "kein Pappenstiel".

Der Bahnübergang an der Jenfelder Straße ist heute mit einer Schranke versehen. Wenn die Strecke nach Lübeck ausgebaut wird, verliert die Schranke in Zukunft ihren Sinn. "Wenn zusätzlich zu den jetzigen Zügen alle zehn Minuten eine S-Bahn fährt, ergibt sich die Frage, ob man die Schranke irgendwann nochmal öffnen kann", sagt der Wandsbeker SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Ole Thorben Buschhüter.

Bisher geplant ist eine Unterführung für 17 Millionen Euro. Dazu kämen sechs Millionen Euro für Grundstückskäufe und Ausgleichsmaßnahmen. Weil die Straße vor und nach der Unterführung abgesenkt werden müsste, wäre es nötig, darüber hinweg eine Autobrücke parallel zur Bahn zu bauen - sie verbände die beiden Grundstücksteile einer Firma miteinander, die durch die Zufahrt zur Unterführung voneinander abgeschnitten würden.

Wie teuer das ist, ergibt ein Vergleich dieser 23 Millionen Euro mit der Summe, mit der der Senat den Fahrradverkehr fördert: zehn Millionen Euro pro Jahr. "Wir erfahren ständig, dass die Mittel für die Instandsetzung der Straße und der Radwege oder auch für die Brückensanierung nicht ausreichen", sagt der Bezirksabgeordnete Julian Georg (Die Linke). "Durch den Verzicht auf die Straßenunterführung würden Gelder frei, die woanders sinnvoller eingesetzt werden können."

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Ein zusätzliches Gleis wäre für die S-Bahn nötig.

Das gilt besonders angesichts der Tatsache, dass der Verkehr auf der Jenfelder Straße mit 3.200 bis 4.100 Autos und Lastern am Tag nicht gerade stark ist und die nächsten schrankenlosen Bahnübergänge nicht weit sind: 200 Meter bis zum Übergang auf dem Holstenhofweg, 700 Meter bis zur Tonndorfer Hauptstraße, 1.000 Meter bis zum Sonnenweg. Wie der Senat der Linken mitteilte, gäbe es an diesen Übergängen "auch bei zeitweilig starker Verkehrsbelastung keine nennenswerten Probleme". An zwei benachbarten Kreuzungen wären Staus aber nicht auszuschließen.

Ohne den Übergang in der Jenfelder Straße müssten Umwege gefahren werden, die auch an Wohngebieten entlang führten, gibt der SPD-Abgeordnete Buschhüter zu bedenken. Angesichts eines LKW-Anteils von zehn Prozent müsse das gut abgewogen werden. "Abwegig ist das Ansinnen der Linken nicht", räumt er ein. Die Verkehrsbehörde teilt mit, die Planung sei noch nicht abgeschlossen.

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2 Kommentare

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  • P
    Paint.Black

    @ Schulz

    Profilierung?

    23 Mio. für etwas, dass es 200 meter etc. weiter durchaus schon gibt?

    Würden Sie das auch so entscheiden, wenn Sie das privat bezahlen müßten?

    Vermutlich doch wohl nicht - und warum sollte für die Kommune wirtschaftlich sein, was privat nur jemand machen würde, der zuviel Geld hat?

     

    Vielen Dank LINKE - schön zu sehen, dass ein politisches Amt nicht bei allen dazu führt, das Rechnen umgehend zu verlernen....

  • S
    Schultz

    Moin Moin

     

    Was ist dabei ein herunter gekommene Straße zu sanieren!!

    Und unter den Vorbehalt das da neuer Wohnraum entstehen.

     

    Und das man eine Unterführung Baut nur für Fußgänger und Radfahren ??

    Sehr zweifelhaft ,wie sollen denn dort Feuerwehr oder Rettungswagen durch kommen.

    So wie mir bekannt sind gibt es dort mehrere Firmen.

     

    Und schön wäre es auch gewesen wenn man die Anlieger mit einbezogen hätte.

    Also wieder mal nur Profilierung einzelner .

     

    Mit freundlichen Gruß

     

    G.Schultz