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Streitgespräch Ziviler Ungehorsam"Trittbrettfahrer!" – "Formfetischisten!"

Ziviler Ungehorsam ist schwer in Mode. Doch wo liegen die Grenzen des Ungehorsams? Ein Streitgespräch über den Widerstand von heute und die Pflicht zum Regelbruch.

Felix Kolb: "Das linksradikale Spektrum ruft zum zivilen Ungehorsam – läuft aber de facto fast uniformiert zum Schottern." Bild: dpa
Martin Kaul
Martin Kaul
Interview von Martin Kaul und Martin Kaul

taz: Felix Kolb, Sie waren nicht ganz unbeteiligt daran, zivilen Ungehorsam in Deutschland familientauglich zu machen. Was ist ziviler Ungehorsam?

Felix Kolb: Ich definiere das eng: Unsere Gesellschaft ist zunächst grundsätzlich gerecht und demokratisch strukturiert. Wenn trotzdem staatliche Verfahren zu illegitimen Entscheidungen führen, dann kann es moralisch richtig sein, Gesetze bewusst und öffentlich zu brechen. Ein Kernprinzip ist, dass ich mich dabei gewaltfrei verhalte und zu meinem Ungehorsam stehe.

Tadzio Müller, Sie sagen, dass "Castor Schottern" – das Unterhöhlen von Gleisen – ziviler Ungehorsam sei. Auch in Dresden geht es nicht nur darum, sich nett wegtragen zu lassen und seinen Ausweis bei der Polizei abzugeben.

Tadzio Müller: Nein. Und ich halte das Verständnis von Felix, mit Verlaub, für eines aus den 80er Jahren. Er redet von einer im Prinzip gerechten Gesellschaft. Aber wie kann unsere Gesellschaft gerecht sein, wenn unser Lebensstil die Lebensgrundlagen anderer zerstört? Ich nutze den Begriff strategisch: Ziviler Ungehorsam ist schlicht ein Regelbruch, der von vielen Menschen als legitim angesehen wird.

Das heißt?

Müller: In Dresden sehen wir, dass Tausende Menschen es für legitim halten, gegen Naziaufmärsche nicht nur Kerzen anzuzünden. Wir, linksradikale Gruppen aus dem postautonomen Milieu, haben gesagt: Wir überwinden das alte Gehabe von Militanz und klassischen Straßenkämpfen, aber wir brauchen auch keine starren Bestimmungen. Wir sagen: "Wir schottern die Gleise, wir stoppen die Nazis. Findet ihr das legitim oder nicht? Wenn ja, dann lasst es uns machen."

Kolb: Ich glaube nicht, dass radikale Aktionen per se legitim sind oder gar Veränderung erzeugen können – es kommt auf ihre Inszenierung an. Neue Aktionsformen, die Tadzio als zivilen Ungehorsam bewirbt – wie etwa das Schottern von Gleisen im Wendland –, sind nicht in der Lage, breite gesellschaftliche Mehrheiten zu mobilisieren. Denn sie verschrecken Teile der Öffentlichkeit und wichtige Akteure in sozialen Bewegungen. Obwohl es ein Regelverstoß ist, muss ziviler Ungehorsam an das Gerechtigkeitsempfinden der Öffentlichkeit appellieren.

privat
Im Interview: Die Diskutanten

Dr. Tadzio Müller (35, Foto) ist Referent für Klima- und Energiepolitik bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Er war Sprecher der Kampagne "Castor Schottern" und ist organisiert in der Interventionistischen Linken (IL), einem Zusammenschluss linksradikaler Gruppen, die für Februar zu Antinaziprotesten nach Dresden rufen.

Dr. Felix Kolb (38) ist Mitgründer und Stiftungsratsmitglied der Bewegungsstiftung. Er war Attac-Mitbegründer und 1997 einer von sieben Initiatoren des Aufrufs zu den ersten Sitzblockaden der Initiative X-tausendmal quer, einer massenhaften und familientauglichen Sitzblockade gegen den Castortransport nach Gorleben.

Tadzio Müller, Sie nutzen den Begriff "ziviler Ungehorsam" sehr flexibel. Am Ende fliegen aber oft doch wieder Steine.

Müller: Uns wird vorgeworfen, dass wir einen Begriff dehnen. Dieser Vorwurf geht davon aus, dass die Vorstellung von gesellschaftlichen Verhältnissen und auch von Widerstandsformen grundsätzlich stabil ist. Wenn ich heute zu einem griechischen Demokraten von vor 2.500 Jahren ginge, würde er mir sagen, dass unsere Demokratie keine ist, weil wir Frauen abstimmen lassen. Ähnlich ist es hier. Alles um uns herum verändert sich, aber die Formen, in denen wir etwas verändern, die sollen gleich bleiben? Das verstehe ich nicht.

Felix Kolb, heißt das, dass Sie ein Konservativer sind?

Kolb: Quatsch. Ich habe 1997 zu den sieben Personen gehört, die den ersten Aufruf zu den gewaltfreien Sitzblockaden von X-tausendmal quer im Wendland namentlich unterschrieben haben. Wir hatten damals auch Angst, dass es Verfahren wegen Aufrufs zu Straftaten gegen uns geben würde. Für uns war aber nicht die Angst vor Repression handlungsleitend, sondern die Überzeugung, dass es richtig ist, mit Name und Gesicht Regeln zu brechen und dazu zu stehen.

Was läuft denn bei Tadzio Müllers Leuten anders?

Kolb: X-tausendmal quer hat massiv dazu beigetragen, Sitzblockaden zu normalisieren. Ich habe bei anderer Gelegenheit auch schon für Gleisdemontagen geworben. Die waren aber kompatibel mit einem Gottesdienst für diejenigen, die ihn wollten. Wir wollten den Regelbruch so sympathisch wie möglich machen. Jetzt gibt es eine Gegenbewegung: Das linksradikale Spektrum ruft zum zivilen Ungehorsam – läuft aber de facto fast uniformiert zum Schottern. Wenn die Polizei kommt, schlagen sich viele in die Büsche.

Der Erfolg gibt den Postautonomen aber recht. An den Blockaden in Dresden beteiligten sich Tausende Menschen, auch am Schottern im Wendland.

Müller: Das ist es ja: Wir sprechen damit die Menschen an. Doch im klassischen gewaltfreien Spektrum gibt es viele Abwehrreflexe. Ich sage: Wenn es neue Bestrebungen gibt, sich die Gesellschaft wieder anzueignen, müssen wir das ernst nehmen.

Kolb: Moment: Es gibt natürlich ein Recht auf Protest. Aber es gibt – zum Glück – kein Recht auf zivilen Ungehorsam. Denn es ist keine böse Repression, sondern schlicht logisch, für einen Regelbruch ein Bußgeld verhängt zu bekommen. Die Frage ist, ob wir es richtig finden, dass es kollektiv gültige Regeln gibt, die in halbwegs demokratischen Entscheidungen zustande kommen.

Ziviler Ungehorsam

Definition: Bei zivilem Ungehorsam handelt es sich um eine Protestform, bei der Menschen bewusst gewaltfrei Gesetze brechen und sich dazu bekennen, weil sie sich auf ihr moralisches Recht berufen.

Gechichte: Zu Aktionen zivilen Ungehorsams kommt es seit den 90er Jahren etwa regelmäßig bei familienfreundlichen Sitzblockaden der Initiative "X-tausendmal quer" im Wendland. In den letzten Jahren mobilisieren auch linksradikale Gruppen aus dem sogenannten postautonomen Spektrum verstärkt unter diesem Stichwort. Ihr Protest geht jedoch über die symbolische Sitzblockade hinaus: In Dresden etwa soll im Februar wieder ein Neonaziaufmarsch effektiv verhindert werden. Für Aufsehen sorgte auch der Versuch, bei Castortransporten massenhaft die Schienen vom Schotter zu befreien (schottern).

Konferenz: Am Wochenende findet in Dresden die Konferenz Ungehorsam! Disobedience! zum Thema Ziviler Ungehorsam statt. Dort sollen die Grenzen und Möglichkeiten dieser Widerstandsform diskutiert werden. Die taz ist Medienpartner dieser Konferenz. (mk)

Finden Sie es richtig?

Kolb: Ich finde es richtig, dass in den USA die Polizei Abtreibungsgegner nicht vor Kliniken sitzen lässt, wo sie Frauen den Zugang versperren. Ich maße mir auch nicht an, für andere zu definieren, was richtige moralische Gründe für zivilen Ungehorsam sind. Und als Demokrat nehme ich mir kein Recht heraus, das ich nicht auch anderen zugestehe. Deshalb ist es wichtig, eine Strafe für einen Regelübertritt zu akzeptieren.

Müller: Natürlich urteilen wir, dass es moralisch legitim ist, Neonazis zu blockieren, aber nicht Frauen in Abtreibungskliniken zu belästigen. Diese moralischen Maßstäbe den Staat definieren zu lassen, halte ich für makaber.

Tadzio Müller, Sie sagen, Sie benutzen den Begriff "ziviler Ungehorsam" rein strategisch. Was ist an dem Begriff so relevant?

Müller: Mit dem Begriff kann berechtigter Regelbruch politisch legitimiert werden.

Kolb: Ich finde es ja schön, dass im linksradikalen Spektrum heute die Einsicht vorherrscht, dass es Kinderkram und politisch destruktiv ist, Steine zu schmeißen und sich Rangeleien mit der Polizei zu liefern. Wenn sich aber postautonome Gruppen offensiv auf die Idee des zivilen Ungehorsams berufen, um sich damit falsch zu etikettieren, dann delegitimiert das mittelfristig das ganze Konzept. Zugespitzt könnte ich sagen, dass ihr Trittbrettfahrer seid.

Müller: Das nenne ich Beharrungspolitik. In Heiligendamm gab es ein Zusammenkommen von Gruppen, die in den 80er Jahren noch in tiefsten Gräben saßen: Müslis gegen Militante, Pazifisten gegen Steineschmeißer. Aber dort ist es gelungen, diese Gruppen zusammenzubringen. Seitdem ist es gerade das postautonome Spektrum, das die Gräben zuschüttet. Jetzt sagt ihr: "Eure Politik war Kinderkacke. Wir Gewaltfreien müssen nichts lernen." Um es auch mal überspitzt zu sagen: Wenn wir Trittbrettfahrer sind, dann seid ihr Formfetischisten.

Kolb: Ich gebe ja zu, dass die klassische gewaltfreie Bewegung derzeit etwas schwach auf der Brust ist. Aber aus meiner Sicht wäre sie gut beraten, weniger mit dem linksradikalen Milieu und mehr in der Mitte der Gesellschaft anknüpfungsfähig zu sein. Der BUND, der Nabu, die Gewerkschaften sind auch wichtige Partner, wenn es um ökologische und soziale Kämpfe geht.

Müller: Da halte ich gegen. Wenn ein Handball-Bundesliga-Trainer nach einem Spiel sagt "Die Gegner spielen Handball wie auf Schienen, und wir haben es verpasst, zu schottern", dann zeigt das, wie solche Aktionen am gesellschaftlichen Alltagsverstand ansetzen. Aber vielleicht sollten wir aufhören, nur unsere Differenzen zu betonen, und auch die Gemeinsamkeiten herausstellen.

Welche sind das denn?

Kolb: Das Verbindende ist sicher die Analyse, dass wir in gravierenden gesellschaftlichen Umbruchszeiten leben, in denen es falsch wäre, Protest prinzipiell nur auf legale Protestformen zu beschränken. Es ist richtig und notwendig, die Aktionsformen, die wir haben, auch der dramatischen Lage anzupassen – aber eben mit Umsicht.

Müller: Das linksradikale Spektrum hat viel von X-tausendmal quer gelernt. Aber jetzt muss es auch mal okay sein, wenn jemand sagt, dass er bei einer Protestaktion nicht erkannt werden will. Ich habe das Gefühl, dass die Gemeinsamkeiten der letzten Jahre wieder etwas auseinanderfallen. Deshalb sage ich: Lasst uns nicht in die Grabenkämpfe von vorgestern zurückfallen. Wir sollten unsere Legitimitätsreserve nutzen, um wieder mehr gemeinsam zu verändern.

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37 Kommentare

 / 
  • SG
    Schmidt Georg

    leider kann man KK Strom nicht von dem Grünen Strom trennen, beide laufen in der selben Strippe, könnte man das, würde ich sofort KK Strom ordern!

  • SG
    Schmidt Georg

    im Prinzip sind die Vermummten nix anderes wie diese Fussballfans, im Prinzip auf Randale aus, aber immer mit einer guten Ausrede!

  • SG
    Schmidt Georg

    ich liebe es immer, wenn man auf die kernkraft einschlägt, dabei hat man ganz vergessen oder will es nicht wissen, dass genau jene waren, die heute die grosse Klappe ( Siehe helmut Schmidt) diejenigen waren, die die KK eingeführt haben, warum geht man nicht zu diesen Leuten und fragt sie, was sie sich dabei gedacht haben!?

  • F
    Fritz

    "schlicht logisch, für einen Regelbruch ein Bußgeld verhängt zu bekommen" Genau das hat Martin Luther King auch gesagt und es ist notwendig, um die Gesellschaft, die wir naemlich alle sind und die nicht nur den "Linken" gehoert, nicht zu zerstoeren.

     

    Deutsche wissen es natuerlich besser, wow!

     

    Selbst erfundene Rechtfertigungsgruende en masse, leider im Kern die offizielle deutsche Politik, bekannt aus dem Kindergarten, statt sich mal klar zu machen, was viel schlimmer ist, was Recht heissen kann. Wenn man ueber "zivilen Ungehorsam" philosophiert, sollte man das wissen.

  • F
    Fritz

    "Sich die Gesellschaft aneignen", schoen formuliert und genau der Grund zu schiessen! Die Gesellschaft gehoert ihm naemlich nicht. Und sein Beispiel aus der Geschichte ist der volle Hirnriss. Da ist mir die Diss von Gutemberg deutlich lieber. Die mag gesampled sein, der Sound war aber besser.

  • F
    Fritz

    Sitzblockaden sind nicht normal. Und meine liebe Freundin, die x-mal-quer ganz massgeblich mitorganisiert hatte, gegen den Willen von Trittin und Co, kam geschockt aus Gorleben zurueck. "Das ist nicht meine Welt!" Ich wuerde Sitzdemonstranten erschiessen lassen! Es ist der Beginn des Buergerkrieges und es ist nicht so, dass zwangslaeufig immer "die Guten" auf der Strasse sitzen. Lieber die langweilige Demokratie als die Herrschaft des Mobs. Politik muss im Kopf stattfinden. Es geht um Sprache und Praezision. Wer kriegt das heute noch hin....

  • S
    Strafe

    Es stoert mich, dass hier von Akzeptanz einer Strafe gesprochen wird. Besonders geht es hier nicht um ein Bussgeld.

     

    Es gibt zB. Menschen, die sind mit Anfang 20 koerperliche Wracks, da sie sich regelmaessig der Polizei in den Weg stellen wenn diese Menschen ohne "Aufenthaltsgenehmigung" jagen.

    Von Schlaegen bis Isolationshaft ohne Wasser, Nahrung oder Toilette kommt einiges vor was die Grenznen von Folter erreicht/ueberschreitet.

     

    Der Rechtsbruch liegt bei den Blockierern - wiederholte male koennen Gefaengnisstrafen nach sich ziehen wenn sie mit anderen zivilen Ungehoram addiert werden.

     

    "das egoistische Motiv, einer Strafe zu entgehen" wie "Nolo" hier argumentiert ist wohl eher ein moralisches - in diesem Fall den Menschen, die teilweise in den Tod abgeschoben werden, weiterzuhelfen, anstatt im Gefaengnis zu sitzen.

  • M
    Mario

    Die Grenzen des Ungehorsams werden durch die Art und Intensität der Unterdrückung definiert denn wenn der Widerstand gegen Aggression als Ungehorsam definiert wird dann wächst der Widerstand automatisch mit dem ansteigen der Aggression. Da die Aggression im Moment sich hauptsächlich aus dem Geldschöfpungsmonopol der Banken und der staatliche Inflationspolitik speist, diese Quellen exponentiell wachsen wird auch der Widerstand wenn die Misswirtschaft bei den Massen ankommt auch exponentiell wachsen oder der Hunger je nachdem wie die Mentalität in der Bevölkerung gerade ausgeprägt ist.

  • B
    BerndJoel

    Kolb: "schlicht logisch, für einen Regelbruch ein Bußgeld verhängt zu bekommen"

    Brecht: "Der reißende Strom wird gewalttätig genannt, aber das Flußbett, das ihn einengt, nennt keiner gewalttätig."

  • J
    JohannesSchmidt

    "(...)ist organisiert in der Interventionistischen Linken (IL), einem Zusammenschluss linksradikaler Gruppen, die für Februar zu Antinaziprotesten nach Dresden rufen."

     

    Es ist kein Zufall, dass die Kommunisten um u.a. Rosa Luxemburg zusammen mit den Schlägertrupps der Nationalsozialisten dazu beigetragen haben, dass man in der Weimarer Politik den Straßenkampf als normales Instrument der politischen Auseinandersetzung betrachtet hat.

     

    Nach Franz Josef Strauss: "Ihr seid die besten Nazis, die es je gegeben hat!"

  • B
    bitte

    Das klingt so artig im Artikel.

     

    Tatsächlich sind die Verhältnisse brutal und von Basis Demokratie kann nicht gesprochen werden.

     

    Gesetz und Gerechtigkeit sind gegensätzliche Pole.

     

    Lobbyismus und Gewalttätigkeit, ein Paar Schuhe.

     

    Wir sind doch längst im Krieg.

    Und die, die uns täglich den Krieg erklären, kommen in legalen Friedensmäntelchen daher.

    Alles lächerlich.

     

    Erinnert mich an vor 40 Jahren, als manche darüber diskutierten, ob man Katholiken mit Wahrheiten provozieren darf.

     

    Leute seid nicht so vorsichtig.

    Verkommen ist verkommen.

  • T
    tomas

    frage an einige kommentatoren hier...,

     

    ist die besetzung des rentnertreff`s in der stillen

    strasse in pankow auch moralisch verwerflich da

    hausbesetzungen ja was ganz schlimmes sind...,

     

    gewalt ist nicht angeboren,

    gewalt wird provoziert,

    gewalt ist die antwort auf den scheiss der hier passiert

     

     

    gruesse von einem "MAINZERSTRASSENKAMPFVETERAN"

  • NB
    nestor burma

    Ich halte es für makaber, theoretisch minderbemittelte, selbstgerechte Radikalinskis, die offenbar noch nie davon gehört haben, dass "unser Lebensstil" nicht nur die Lebensgrundlagen Anderer, sondern auch "unsere" (wer sind wir eigentlich?) eigenen schädigt (die Erde und den Arbeiter), moralische Maßstäbe definieren zu lassen.

    Dass diesem Steineschmeißer Kolbs Beispiel mit den Abtreibungsgegnern nicht vor Augen führt, dass die Berufung auf ein 'Gerechtigkeitsgefühl' oder gar auf das des Volkes (im Zweifelsfall immer der Stammtisch) eine zwiespältige Angelegenheit ist, demonstriert seine ganze aktionistische Vernageltheit.

    Am Ende kommt man noch ins 'Volksgefängnis' oder wird vom Mob gelyncht, weil man sein Bonbonpapierchen nicht in den Müll, sondern auf die Straße geschmissen hat.

  • F
    Fritz

    Es ist moralisch NIE gerechtfertigt, andere an einer Meinungsaeusserung zu hindern. Auch wenn es "Nazis" sind. Was die Rosa Luxemburg Stiftung betreibt, hat mit dem Namen der Namensgeberin nichts mehr zu tun und auch nicht mit demokratischer Praxis. Ich hoffe, Frau Schroeder kassiert saemtliche Gelder!

  • KT
    Klaus Treaupheaup

    Man muss sich fragen, in wie weit die Vermummung dem Zweck eines erfolgreichen und vor Allem fortführbaren Protestes dient. Oder ob sie, so wie andere Formen spürbarer Radikalisierung und Militarisierung, nicht viel mehr ein viel zu erfolgreicher Partizipationskatalysator ist, ein schlichtes Rekrutierungsinstrument.

    Ein Gesicht muss sich qua Möglichkeit für seine Taten rechtfertigen und verantworten. Eine Maske und ihre homogenisierende Wirkung hat sich nur der geteilten Verantwortung einer ganzen Gruppe von Masken zu stellen.

    Diese Verzerrung entmenschlicht unweigerlich die Methoden, mit denen schließlich zu tiefst menschliche Forderungen durchgesetzt werden sollen.

     

    Eine solche Bewegung diskreditiert sich stets selbst und dreht nur weiter an einem Rad, das sich mal nach links und mal nach rechts bewegt. Verteidigung ist die einzig legitime Form von Gewalt, da sie keine moralische Argumentation nötig hat. So frage ich also jeden radikal Anonymen: Lebst du ein Leben, das sich zu verteidigen lohnt, oder greifst du an, weil es sich lebendig anfühlt?

  • V
    vic

    Für mich kommt nur gewaltfreier Widerstand in Frage. Wenn der wirkungslos bleibt, habe ich`s immerhin versucht. Und dann sind da noch die Kollegen mit den harten Argumenten.

    Ist nicht mein Ding, aber wenn´s nicht anders geht...

  • K
    Kaufmann

    Sehr interessant dieser Artikel. Er offenbart wofür diese TAZ steht und wirbt. Er atmet die Anekdoten des gewaltfreien Widerstandes im Rahmen, den das BVerfG gesetzt hat.

     

    Aber der ideologische Überbau ist ungeeignet das Widerstandsrecht mit Leben zu erfüllen. Nur die gewaltvollen Proteste entgegen jeder Kriminalisierung durch Merkel und Kanther haben den Widerstand gegen das Endlager in Gorleben geschärft und dabei war Gorleben nur ein Symbol. Die Überprüfung der Mittel im Lichte der vorhandenen Demokratie kann sich nicht an den ideologischen Barrieren der Chiemsee-Konferenz messen. Einige Teilnehmer hatten vorher die Wannsee-Konferenz geduldet. Deutschland wartet noch auf eine vom Volk gegebene Verfassung.

    Wie lange noch? Demokratie jetzt!!! Es lebe die Volksdemokratie. Nieder mit den Tyrannen!!!

  • MX
    Marty X

    Die Frage, welcher Widerstand bzw. welche Widerstandsform politisch zu rechtfertigen ist, kann niemals vom Inhalt losgelöst betrachtet werden.

    Beispiel: Wenn politische Entscheidungen das Leben von Menschen, sowie deren Rechte massiv verletzen, wie z.B. die Atomlobby und Politik dies tun, ist es geradezu mit demokratischen Werten absolut vereinbar und notwendig, wenn auch mal "auf die Pauke gehauen" wird. Im Wendland werden durch unverantwortliche Politik Menschen absolut gefährdet (Krebsraten, etc.), gleichzeitig fällt das Ende dieser Politik zumindest vorläufig aus.

    Außerdem macht die deutsche Industrie, teilweise unterstützt vom Staat, bereits in unseren Nachbarländern da weiter, wo sie hier (am Sanktnimmerleinstag?) aufhören soll.

    Hier ist Widerstand angesagt, der durchaus auch mal Eigentum in Mitleidenschaft zieht. Die permanete Gewalt seitens Atompolitik ist hier immer noch eine (entscheidende!) Stufe stärker: Sie richtet sich gegen Menschen und hat keinerlei Legitimation im Sinne demokratischer Werte. Eine Legitimation in diesem Sinne erhält sie auch nicht dadurch, dass einst oder heute gewählte Politiker und ihre Lobbygruppen diese Politik "verantworten" glauben zu können.

  • T
    tsitra

    @ Johannes

     

    Recht und Gerechtigkeit ist eine recht schwierige Angelegenheit, der sich jede® täglich annehmen sollte.

     

    Unsere Verfassung und Recht-System ist im weltweiten Vergleich gar nicht so schlecht, dennoch ist es NUR ein mehr oder weniger gut gelungener Versuch Recht und Gerechtigkeit zu schaffen.

     

    Wie erwähnt, bedarf es täglicher kritischster(!) Prüfung

    und weil eben das von einigen Menschen getan wird, haben sich in den letzten Jahren skandalöse Missstände in unserem Rechtssytem aufgetan, die dann auch teilweise beseitigt wurden.

     

    Also:

    Unsere Verfassung und unser Rechtssyterm nicht überschätzen und wachsam sein und bleiben.

  • T
    tsitra

    Wer die tätliche Gewalt BEGINNT (anfängt), wer den "Konflikt vom Zaun bricht" ist der Schuldige.

    Atomenergie bedroht das Leben der Atomenergie-gegner,

    während regenerative Energie niemanden bedroht.

    So gesehen KÖNNTE es sehr EINFACH sein und die Rechtslage wäre klar und die Plutonium-Fraktion hätte Strafe und massiven Widerstand verdient.

     

    Das beklemmend Dumme ist nur, dass entsetzlich viele

    Atomkraftgegner/innen Atomkraft fördern, indem sie

    Atomstrom kaufen, obwohl es seit 1998 möglich ist da

    persönlich aus der Atomenergie auszusteigen.

    Somit schrumpft die Anzahl von echten Atomkraftgegner/innen auf weniger als 2% und die sollten es zumindest akzeptieren, wenn sie ein Strafgeld zahlen müssen, wenn sie z.B. beim Gleisschottern erwischt werden.

     

    Ich verabscheue genau die, die sich freuen, dass mal jemand tatkräftig was gegen die gefährliche Atomkraft

    unternimmt, aber selbst rein gar nichts dagegen tut.

  • T
    tsitra

    Hier geht es um Recht und da Justitia eine Waage hält, geht es auch darum etwas gegeneinander aufzuwiegen...

     

    Sachbeschädigung ist ein Bagatelldelikt im Vergleich zu den oft tödlichen Schäden durch Radioaktivität und kann daher als Mittel zum Kampf gegen die "ewige" Verseuchung unseres Planeten nur gerechtfertigt sein.

     

    Wenn Sie das anders sehen, dann habe ich hier ein paar Fragen an Sie: (Auf Ihre Antworten, sofern es doch welche gibt, bin ich gespannt.)

     

    1) Gibt es eine Entsorgung von radioaktivem Abfall? Wenn ja : Wohin soll der Atommüll entsorgt werden?

     

    2) Gestehen Sie auch den nachfolgenden Generationen uneingeschränkt das Grundrecht (GG Art.2 (2)) auf "auf Leben und körperliche Unversehrtheit" zu?

     

    Wenn Sie hier mit "nein" antworten, habe ich hier keine weiteren Fragen mehr. (Verschwinden Sie!)

     

    3) Halten Sie die sehr hohen Sicherheitsmaßnahmen (meterdicke Bleipatten, Nutzung von Robotern usw.) beim Umgang mit Plutonium und sonstigen radioaktiven Stoffen für übertrieben oder gar eine Farce?

     

    Falls "ja", habe ich hier keine weiteren Fragen mehr.

     

    Oder glauben Sie auch, dass z.B. Plutonium hochgiftig ist? (Das Wesen des Giftes ist, dass es die Gesundheit gefährdet, oder?)

    Falls "nein", habe ich hier keine weiteren Fragen mehr.

     

    4) Können Sie garantieren, dass über 50000 Jahre dieser Atommüll sicher gelagert wird?

     

    Falls nein: Bitte legen Sie schlüssig und verständlich dar, warum es trotzdem in Ordnung ist, dass dieser Atommüll produziert und gelagert wird.

     

    Falls ja: Warum, also auf welchen technischen und geologischen Grundlagen, können Sie das garantieren?

     

    5) Können Sie verantworten, dass im Falle eines Unglücks große Gebiete auf zigtausend Jahre verstrahlt werden, deshalb sehr viele Menschen viel zu früh sterben, nur weil man gierig nach (vermeintlich) billigem Strom sind?

     

    6) Kann elektrischer Strom auch ohne Kernkraft erzeugt werden? ( nur Scherzfrage)

  • D
    daswois

    @Aha

    Der Mensch der damals sagte wie die ASSE absaufen würde, der ist kaltgestellt worden. Das Ding ist voll mit Müll, mit welchem genau keiner lange wusste, und nur vielleicht, per Bundesweiterinversmetasuche ist es eventuell möglich den Inhalt zu rekonstruieren; genau geht es nicht, weil die Grube ist abgesoffen und droht u.U. einzustürzen!

    Gorleben hat Van der Leyen ihr Vater mitverbrochen, als Marionette oder alleine, da gibt es Erkenntnisse die auf diverse Gesetzesbeugungen schliessen lassen, wer von uns beiden ruft denn dann jetzt mal die Bolisei, oder was macht man da ?

  • N
    Nolo

    Entscheidend am zivilen Ungehorsam ist, dass man die Strafe für den Regelübertritt akzeptiert. Wenn es eine Moral gibt, die höher ist als ein demokratisch verfasstest Gesetz, dann ist diese auch höher als das egoistische Motiv, einer Strafe zu entgehen.

  • S
    Stefan

    Der Witz ist ja, dass auch die beschissenen Neo-Nazis meinen sich in einem Widerstand zu befinden und zivilen Ungehorsam zu üben. Nur nennen sie es anders. Ist das eigentlich auch legitim? ...und warum nicht?

  • JK
    Juergen K.

    Ich habe bereits noch während CDU / SPD eine Petition eingereicht, ein "Handbuch" zum Zivilen Ungehorsam herauszugeben.

     

    Seit Monaten petitiere ich an netten Tagen,

    "die Westerwelles" nach der Schweiz auzufliegen,

     

    Merkel auf die Reisefreiheit und die freie Honeckerwohnung in Südamerika hinzuweisen,

     

    divverse im Sozialbereich Angesiedelte zur Organentnahme freizugeben und

     

    -ich erinnere mich mit Graus daran-

     

    auch das Wort mit lösung am Ende verwendet zu haben.

     

     

    Ich muss mir das sogar nicht vorwerfen,

    bin ich doch in meinem Sozialstatus

     

    nach Artikel 11 des Grundgesetzes eingeordnet,

    dort allerdings an Erster Stelle,

     

    noch vor den Personen, die die öffentliche Ordnung gefährden.

     

     

     

     

    Diese wurde (iIhren Kommentar hier eingeben

  • J
    jury

    Das rechte Spektrum hat bisher ja fast alles aus der linken Szene übernommen. Von Demosanis über elektronische Musik und Hardcore-Shows bis zum schwarzen Block und autonomen Strukturen (was an sich schon reichlich witzig ist, wenn man ein authoritäres Regime möchte). Das ziviler Ungehorsam auch von Nazis genutzt wird, kann ich mir momentan schlecht vorstellen. Schließlich impliziert der Begriff ja schon, dass es ZIVIL von statten geht.

     

    Und zivilisert ist man mMn nicht, wenn man seine Nachbarländer überfallen möchte, historische Ereignisse leugnet, die Gesellschaft nach Rassen und Religionen trennen will und auf einen totalitären Staat hinarbeitet!

  • S
    spin

    ja, ihr habt alle recht, wenn ihr sagt, dass regeln für alle zu gelten haben und sich niemand einfach sonderrechte rausnehmen soll. einerseits.

     

    andrerseits: ich kann nicht tolerieren, wie nazis in dresden und anderswo nazideutschland nachträglich zum opfer machen, "ausländer raus!" fordern und ihre nächsten morde propagandistisch vorbereiten.

     

    und nicht zuletzt: in sachen atomkraft hat der staat ein immenses risiko für die bürger mit gewalt und über jahrzehnte druchgesetzt - gegen den widerstand derer, die jetzt nachträglich im recht sind.

     

    es ist also nicht ganz so einfach. und wenn abtreibungsgegenr und nazis so etwas wie "zivilen ungehorsam" machen wollen - na dann muss man so ge- und entschlossen wie möglich dagegen mobilisieren. felix kolb hat recht, es ist an ein gerechtigkeitsgefühl der mehrheit zu appellieren. das tut man aber nicht, in dem man sich kleinlaut auf formale regeln zurückzieht, sondern auch mal laut und gegen widerstand die frage nach der legitimität von entscheidungen stellt.

  • DP
    Daniel Preissler

    @Aha

    Ihre Analyse bezieht sich leider nur auf die Aussagen von Müller, dem Kolb unterstellt ein "Trittbrettfahrer" zu sein und an sich etwas anderes als "zivilen Ungehorsam" zu praktizieren. Kolb, der wie mir scheint eher mit dem Begriff in Verbindung zu bringen ist, ist genau auf Ihren Punkt mehrfach eingegangen, z.B. indem er (indirekt) sagt, dass er das Gewaltmonopol des Staates prinzipiell anerkennt und bereit ist, Strafen für das Übertreten von Regeln anzunehmen. Auch ein Beispiel für zivilen Ungehorsam von rechts und seine Einstellung dazu hat er genannt.

    Grüße, DP

  • KM
    Kartin Maul

    "anarchistische Bürgerkriegssituation" :

    - In selbst organisierten Stadtteilgärten wird gesundes und erschwingliches Gemüse für alle erzeugt. Bürgerkrieg?

    - Voküs versorgen StadtbewohnerInnen, die wegrationalisiert und mit Hartz IV unterversorgt werden. Bürgerkrieg?

    - In Tschernobyl, Fukushima, Deutsche Atomkraft: Menschen agieren gegen massenmörderische Energieerzeugung. Bürgerkrieg?

    - Der Staat deckt und finanziert Nazimörder, während AntifaschistInnen u.a. jahrelang gegen Berufsverbote prozessieren müssen. Naziaufmärsche werden blockiert, Nazischläger angegriffen (nie tödlich). Bürgerkrieg?

     

    Alternative Strukturen zum Staat sind äußerst notwendig und Widerstand gegen mörderische Politik oder Randgruppen zwingend.

     

    Demokratie IST das System, in dem sich die stärkste Schlägertruppe durchsetzt. Wie werden sonst X völkerrechtswidrige Kriege geführt, nach denen immer nur die nicht-NATO-Parteien verurteilt werden?

  • D
    Dirk

    Das beste Mittel gegen die Arroganz von Teilen der Linken, die sich moralische besser wähnen, ist die konsequente In-Rechnung-Stellung von Polizeieinsätzen. Ich sehe z.B. nicht ein, noch nach der Volksabstimmung mit meinen Steuern das teure Hobby der Bahnhofsgegner mitzufinanzieren.

  • S
    Sebastian

    @ Johannes

     

    Defakto ist die demokratische Grundordnung schon lange beseitigt worden.

     

    Nicht nur durch die EU. Aber auch.

     

    Kommissare, die wir nicht gewählt haben, die niemand wählen konnte, machen Gesetze.

     

    Das kanns doch auch nicht sein.

  • J
    Jörg

    Ich glaube nicht, dass es hier um die rechtliche Auslegung von zivilem Ungehorsam geht. Da sich daraus dann ja auch ein Grund für zivilen Ungehorsam ergeben kann. Daher muss ich Werner zustimmen und sagen, Gesetzbuch sowieso, Absatz sowieso und Paragrapg sowieso bringen uns hier wohl nicht weiter.

     

    Das Problem scheint viel mehr moralisch, also philosophischer Herkunft. In wie fern läßt sich ziviler Ungehorsam rechtfertigen? Dazu will ich mich aber nicht weiter äußer, wegen, meiner Ansicht nach, reiner Subjektivität, sowie der Komplexität des Themas. Dazu dann vielleicht mal Howard Zinn oder so lesen.

     

    Auch das Interview finde ich in diesem Zusammenhang leider nicht sehr erleuchtend, da beide Seiten mehr in meinen Augen zu sehr damit beschäftigt sind sich mit Aktionen/Erfolgen zu schmücken und eine Definition anzubieten.

     

    Kolb ist meiner Ansicht nach zu sehr in einen Konjunktiv gefangen. Hätte wenn und aber bringen uns hier in meinen Augen nicht weiter. Außerdem beruht seine Definition auf der Annahme von Prämissen, deren Beweis er uns schuldig bleibt.

     

    Müllers Definition hingegen ist leider so offen, dass auch falsches Parken, wenn von genügend Menschen als legitimer Regelbruch betrachtet, als ziviler Ungehorsam gelten muss. Ich persönlich glaube, eine solche Definition entkräftet den Begriff zu sehr.

     

    Schlussendlich muss ich sagen, dass ich beide Positionen (vor allem) für rationale, wie auch moralische Flachschüsse, halte.

    In meinen Augen muss ziviler Ungehorsam immer im Zusammenhang mit den zu beseitigendem Misstand stehen und kann auch nur im Kontext mit selbigem definiert werden. (auch hier siehe Zinn für mehr)

     

    Die vorgestellte Gesetzlage allein reicht aber auch nicht aus, weil diese theoretisch als ein zu beseitender Misstand angesehen und daher von zivilem Ungehorsam überschrieben werden könnte. Weiterhin wird dann Moral auf das geschriebe Gesetz reduziert. Ist das wirklich die von dir vertretene Position Johannes?

  • R
    Realist

    Schade das ich es nicht erleben darf, was die Geschichtsbücher in hundert Jahren über die Zeit nach dem Jahtausendwechsel schreiben.

     

    Warscheinlich wird man jedoch feststellen, das die kleinen Leute gnadenlos belogen, betrogen und ausgebeutet wurden. Man wird sehr warscheinlich von einer anderen Form der Leibeigenschaft und der Fron schreiben.

     

    Man wird auch feststellen, das man damals Scheindemokratien errichtet hat, um die Bevölkerung zu täuschen und zu blenden.

  • A
    Aha

    Das Beste am "zivilen Ungehorsam" ist für die Linken bisher, daß es ihn nur von Ihnen gibt. Mal sehen wenn die Gegenseite das Gleiche macht. Ich will mehr Demokratie und nicht, daß sich der mit der stärksten Schlägertruppe durchsetzt.

  • F
    fhirsch

    Wenn jemand Sachbeschädigung begeht und dabei erwischt und verhaftet wird, dann ist es völlig in Ordnung, dass er oder sie dann dafür auch mit Bußgeld bestraft wird. Und das ist unabhängig davon, ob er sich moralisch im Recht fühlt oder nicht. (Ich gehe davon aus, dass die meisten Leute sich andauernd moralisch im Recht fühlen...)

     

    So sind nun mal die Regeln, und die Regeln stellt in letzter Instanz das Parlament auf. Alles, was darüber hinausgeht, ist Diktatur. Das ist nun mal das Dilemma demokratischer Gesellschaften: Lieber will ich von einem trotteligen Parlament regiert werden als von einigen nicht gewählten Personen, die glauben, schlauer oder besser zu sein als andere. Wer wirklich etwas Besonderes ist, der respektiert die Demokratie.

  • W
    Werner

    Sehr schön, Johannes.

    Du wirst bestimmt mal ein guter Rechtsanwalt.

    Aber was denkst du, der Mensch Johannes?

  • J
    Johannes

    Ziviler Ungehorsam ist dann legitim, wenn das gesetzte Recht in einem nicht mehr hinnehmbaren Widerspruch zur materiellen Gerechtigkeit steht. In diesen Fällen gebietet schon die Gewissensfreiheit, Art. 4 I GG, den Widerstand gegen die Staatsgewalt. Zudem gewährt das Grundgesetz in Art. 20 IV allen Deutschen ein Widerstandsrecht gegen jeden Versuch, die demokratische Grundordnung zu beseitigen; klassisches Beispiel wäre etwa der Tyrannenmord.

     

    Dieses Recht kann allerdings nur extrem restriktiv gewährt werden. Die individuelle Gewissensentscheidung ist naturgemäß sehr subjektiv. Eine weite Auslegung des Widerstandsrechts würde notwendigerweise unweigerlich in eine anarchische Bürgerkriegssituation führen, wo alle möglichen weltanschaulichen Gruppen ihre Ideologie mit Gewalt durchsetzen wollten.

     

    Daher sind politische Oppositionsgruppen vorrangig auf ihre verfassungsmäßigen Grundfreiheiten, die Grundrechte, verwiesen, um auf die öffentiche Meinungsbildung einzuwirken. Das Widerstandsrecht kann dazu nur subsidiär bestehen, sofern diese Grundfreiheiten nicht mehr gewährleistet werden; etwa bei dem realistischen Versuch, die demokratische Grundordnung der Bundesrepublik zu beseitigen.