die wahrheit: Zwerg oder Zwerg?

Kennen Sie auch diese Gewinnspiele im Fernsehen? Mit ihren sagenhaft intelligenten a)- und b)-Fragen? Aber wo werden...

Bei den meisten Quizfragen ist es schwieriger, auf die falsche Antwort zu kommen. Bild: Mike Kemp/getty images

...diese herausragenden Beispiele humanoider Intelligenz eigentlich hergestellt? Ganz einfach: in einer Agentur für Kommunikationsmarketing. Dort sitzen Frau B. und Herr N., die wir aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht genauer benennen werden. Den lieben langen Tag denken sich die beiden Quizbestien ihre ebenso klugen wie originellen Fragen aus. Belauschen wir sie doch einmal bei ihrer Arbeit …

"Wann war 1989?", dreht sich Herr N. zu Frau B. am Nachbarschreibtisch. Sie stutzt.

"Äh?"

"War es a) 1990", fragt Herr N., "oder b) 1989, oder ist es c) egal?"

"Suchst du mal wieder Quizfragen fürs Fernsehen?", vermutet Frau B.

"Genau", antwortet Herr N., "das Übliche, also Zuschauerfragen für Fernsehshows wie ,Wer wird Millionär außer Ihnen?' oder ,Deutschland sucht den Superbohlen'. Und Fragen für Gewinnspiele im Videotext, bei Fußballspielen und so. Meinst du, die kann ich nehmen?"

"Klar! Blöd genug ist sie."

"Dann hab ich hier noch eine", ruft Herr N.: "Was ist größer: a) ein Zwerg oder b) ein Riese?"

"Das kommt darauf an, wie groß sie sind …", grinst Frau B. und zieht die Stirn kraus. "Äh … Wie war noch mal die Frage?"

"Das wär auch ne Idee: Wie lautet die Frage? a) Wie lautet die Frage, b) Wie war noch mal die Frage?, c) Hä?. Aber ich hab hier noch was ganz anderes, hör mal: Wie viel größer ist ein dreimal größeres Ding als ein dreimal kleineres? Ist es …"

"Viel zu schwer für die Leute. Machs doch so: Wie viele Teile hat ein Ding, das aus drei Teilen besteht?"

"Ja, vielleicht … Ich hol erst mal nen Kaffee", sagt Herr N., steht auf und hält inne: "Äh … muss ich zum Gehen a) die Arme benutzen, b) die Beine nehmen oder c) nur nachdenken?"

Wenige Minuten später schlürfen Frau B. und Herr N. ihren Kaffee: "Was ist voller? a) eine volle Tasse, b) eine leere Tasse?"

Plötzlich tritt Herr S. vom Büro nebenan ein. "Ich sitze an TED-Umfragen für Videotext und Internet", erklärt er. "So Sachen wie ,Soll Wulff im Amt bleiben oder in die Häckselmaschine?' oder ,Brauchen wir mehr Moral in der Politik oder brauchen wir noch mehr Moral in der Politik? Stimmen Sie ab!'"

"Ach, die übliche Pseudodemokratie", winkt Herr N. ab. "Lassen Sie sich a) gern verarschen oder b) ungern verarschen? Die Leute entscheiden sich für a."

"Da habe ich auch was für dich", entgegnet Herr S. etwas spitz. "Wie heißt das Gestirn, das den Tag erhellt: a) Sonne, b) Mond, c) Erde, d) ich."

"Fehlt: e) Was ist ein Gestirn?"

"Viel zu intellektuell", mischt sich Frau B. ein. "Du musst einfacher fragen, etwa so: Wer ist klüger: a) ein Dummer, b) ein Kluger, c) ich?"

"Oder d) alle andern!", vollendet Herr N. "Damit hätte der typische Deutsche eine ziemliche Nuss zu knacken."

"Allerdings", pflichtet Herr N. bei. "Wenn du den fragst: Wie schlägt man ein Buch auf?, lauten die Alternativen a) mit den Ohren, b) mit dem Hintern, c) was ist ein Buch?"

Frau B. schaut auf die Uhr: "Es ist gleich Mittag. Apropos: Was macht besser satt: a) eine Hungerkur oder b) eine sattmachende Mahlzeit?"

"Oder so: Bei welcher Bezeichnung handelt es sich um Essbares", nimmt Herr S. den Faden auf: "a) Leipziger Lerchen, b) Ulmer Spatzen, c) VW Käfer, d) Dieter Hundt?"

"Keine Ahnung!", räumt Herr N. verblüfft ein. "Wär was für Günther Jauch."

"Apropos keine Ahnung", sagt Herr S. "Was wollen wir denn beim Bringdienst bestellen: a) was zu essen, b) was auf die Ohren, c) was hinten drauf, d) was zum Anziehen?"

Wie sich schließlich herausstellen wird, ist es nichts von a bis d.

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kari

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