Wachstum bei den Grünen und den Piraten: Sozi sein, das rockt nicht mehr

Die ehemaligen Volksparteien schrumpfen. Ihnen laufen die Mitglieder davon. Vor allem die FDP ist betroffen. Nur Piraten und Grüne haben Zulauf bei den Mitglieder.

Bei den Grünen und den Piraten wird die Zahl der Parteimitglieder immer größer. Bild: dpa

BERLIN dpa/taz | Bis auf die Piratenpartei und die Grünen haben laut einer Umfrage alle großen Parteien im Jahr 2011 Mitglieder verloren. Sowohl CDU und SPD als auch FDP und Linke schrumpften deutlich, wie eine Emnid-Umfrage im Auftrag der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung ergab. Am härtesten traf der Mitgliederschwund demnach die FDP: Binnen eines Jahres verlor sie rund 5.400 Parteigänger, fast 8 Prozent, wie die Zeitung berichtet. Zum Jahreswechsel hatte die FDP demnach nach eigenen Angaben noch 63.123 Mitglieder.

Die Grünen gewannen als einzige der im Bundestag vertretenen Parteien neue Anhänger hinzu - im Laufe des vergangenen Jahres waren es rund 6.000, ein Zuwachs von fast 11 Prozent auf 59.019 Mitglieder. Sie setzten damit ihr stetiges Wachstum der vergangenen Jahre fort.

Die Piratenpartei verzeichnet hingegen ein dramatisches Wachstum. Sie zählte Anfang des Jahres erstmals mehr als 20.000 Mitglieder. Im vergangenen Jahr meldeten sich laut der Umfrage 8.000 neue Mitglieder bei den Piraten an. Für eine Partei, die in Deutschland erst 2006 gegründet wurde, ist das ein beeindruckendes Wachstum.

Die beiden ehemaligen Volksparteien leiden dagegen an fortschreitender Erosion. Dabei liefern sich CDU und SPD bei starken Verlusten weiter ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den ersten Platz bei der Mitgliederstärke.

Mitgliedschaft halbiert

Erstmals rutschten beide Parteien laut der Umfrage unter die 500.000-Marke, wobei die SPD ihren Mitgliederstand zum Jahresende noch nicht beziffern konnte. Zum Vergleich: Vor 20 Jahren hatte die SPD noch fast eine Million Mitglieder. Die CDU verzeichnete nach eigenen Angaben noch 489.896 Beitragszahler. Das sind genau 15.418 Mitglieder weniger als noch ein Jahr zuvor.

Der allgemeine Mitgliederschwund sei erklärbar, sagt Klaus Peter Schöppner, Geschäftsführer des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid. "Die Parteien sind einfach nicht mehr attraktiv genug."

Das Problem sei, dass die Parteien angesichts der Europäisierung der Politik verstärkt als machtlos erschienen. "Der Bürger hat den Eindruck, dass Politiker immer weniger bewegen können", sagte Schöppner weiter. Außerdem werde Politik von den Menschen immer weniger verstanden.

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