Feuer in Brüsseler Moschee: Imam stirbt bei Brandanschlag
Mit einer Axt bewaffnet ist ein Mann in eine schiitische Moschee in Brüssel eingedrungen und legte Feuer. Der Imam starb. Gläubige überwältigten den Täter. Das Motiv ist noch unklar.
BRÜSSEL taz | Bei einem Anschlag auf eine schiitische Moschee in Brüssel ist am Montagabend der 46-jährige Imam ums Leben gekommen. Zwei Männer wurden verletzt; einer davon mit Messerstichen. Der Täter, der in der Moschee Feuer gelegt hatte, wurde von Gläubigen überwältigt und festgenommen. Er befindet sich in Untersuchungshaft.
Seine Motive blieben zunächst unklar. Die Brüsseler Staatsanwaltschaft wollte sich nicht festlegen, ob er allein handelte oder ob hinter dem Anschlag eine terroristische Organisation steckt. Der Verdächtige, der die Tat bereits gestanden hat, wurde am Dienstag seit den frühen Morgenstunden von der Polizei verhört. Beteiligt war auch die Anti-Terror-Einheit.
„Er hat uns drei verschiedene Namen genannt. Außerdem hat er behauptet, er sei Muslim und zurzeit illegal in Belgien“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Jean-Marc Meilleur. Der Polizei sei der Mann bisher nicht bekannt gewesen. Doch würden seine Angaben noch überprüft. Auch sei seine Nationalität noch nicht festgestellt. Laut Zeugen hatte er die schiitische Glaubensgemeinschaft im Visier.
Am frühen Montagabend war der etwa 30-Jährige in die Rida-Moschee im Brüsseler Stadtteil Anderlecht gestürmt. Nach Aussagen von Zeugen soll er die Fensterscheiben eingeschlagen und eine Axt sowie mehrere Messer dabei gehabt haben.
„Märtyrer“
„Er hat uns beschimpft, hat behauptet, dass wir Schiiten in Syrien Menschen umbringen. Aber mit dem, was dort passiert, haben wir hier doch gar nichts zu tun“, sagte ein Zeuge dem belgischen Fernsehen. Danach habe der Täter Benzinkanister ausgeleert und Feuer gelegt. Zu der Zeit waren rund ein Dutzend Gläubige in der Moschee. Das Abendgebet hatte noch nicht begonnen.
Bei dem Versuch, den Brand in der ersten Etage zu löschen, erstickte der Imam am Rauch. Er lässt eine Frau und vier Kinder zurück. Ein Sprecher der Moschee bezeichnete ihn als „Märtyrer“.
Die belgische Regierung hat den Anschlag scharf verurteilt: „Für solche Taten gibt es in unserem Land keinen Platz. Jeder hat das Recht zu leben, wie er will. Keiner kann anderen vorschreiben, was sie zu denken haben – erst recht nicht mit Gewalt“, sagte Ministerpräsident Elio Di Rupo. Innenministerin Joëlle Milquet unterstrich, dass zunächst das Ergebnis des Verhörs abgewartet werden müsse, bevor weitere Maßnahmen ergriffen werden könnten.
Allerdings schlug sie bereits vor, den Schutz der Moscheen zu verstärken und schärfer gegen radikale Muslime im Land vorzugehen: „Wir nehmen diesen Anschlag sehr ernst. Die meisten Muslime leben friedlich hier. Aber eine Radikalisierung dürfen wir nicht tolerieren“, sagte die Ministerin.
Noch in der Nacht zum Dienstag hatten sich auf den Straßen vor der Moschee über 200 Gläubige zum gemeinsamen Gebet versammelt. Gestern blieb es dann weitgehend ruhig in den Straßen von Anderlecht. Ein Sprecher der schiitischen Gemeinde rief wiederholt dazu auf, von Racheakten abzusehen.
Leser*innenkommentare
Sorge
Gast
Ich bin in Sorge. Wir müssten im Grunde in ganz Europa einen massiven Polizeistaat aufbauen, um die nichtmuslimische Bevölkerung zu schützen.
Durch die Finanzkrise haben wir aber überhaupt kein Geld, weder für Integration noch für Sicherheit.
Belgien ist bankrott und kann somit ohnehin nichts tun. Leider soll auch die Zuwanderung nicht begrenzt werden und der Familiennachzug ebenfalls nicht begrenzt werden.
Das Ende: kein Sozialsystem, keine innere Sicherheit, nur wer Geld hat kann sicher leben.
Ist das der europäische Traum?
mehrdad
Gast
was ich heuchlerisch finde, ist das weitgehende schweigen der muslimverbände, der mainstream presse und der politik.
man stelle sich nur mal vor was los wäre , wenn der täter ein rechtsextremer wäre.
genauso verhält es sich in deutschland. jährlich sterben dutzende arme frauen IN deutschland an islamische ehren(selbst)morde, aber man hört nichts darüber. niemand interessiert sich für diese opfer.
uli
Gast
Immer wieder erstaunlich, wie schnell eine Thematik wie diese Rechtsradikale, Witzbolde sowie rechtsradikale Witzbolde auf die Kommentarseiten der taz lockt.
Googeln die jeden Morgen als erstes "Imam tot" oder Ähnliches?
uli
Gast
Immer wieder erstaunlich, wie schnell eine Thematik wie diese Rechtsradikale, Witzbolde sowie rechtsradikale Witzbolde auf die Kommentarseiten der taz lockt.
Googeln die jeden Morgen als erstes "Imam tot" oder Ähnliches?
Karin Bryant
Gast
Da wird es wohl keine Demos gegen rechte Gewalt geben....
Dirk
Gast
"Nach Angaben der Vizevorsitzenden der muslimischen Gemeinde, Isabelle Praile, musste das Islam-Zentrum Riad vor einigen Jahren aufgrund von Drohungen von Salafisten schon einmal unter Polizeischutz gestellt werden. In Belgien stellen die Sunniten die Mehrheit der Muslime."
Salafisten sind nichts anderes als besonders extreme Sunniten. Deren Hass gegenüber den Schiiten ist noch weit größer als gegenüber Christen, da sie die Schiiten als vom Islam Abgefallene betrachten. Der Irak mit deinen fast täglichen Ansclägen lässt grüßen. Die Hassprediger sitzen übrigens sehr oft im mit "uns" verbündeten Saudi-Arabien.
Fawkrin
Gast
Den Kommentar von Nassauer finde ich zynisch und pervers. Er zeugt nicht davon, dass die Werte des christlichen Abendlandes verinnerlicht worden sind.
Inge Koschmieder
Gast
Four Lions lässt grüßen...