Frauen und Löwen in München: Was Isotonisches eben

Das Leben von Laurenz ist beschissen und als 60-Fan hat man es sowieso schwer. Der Film "Männer am Wochenende" erzählt die traurige Geschichte des fiktiven Mitfünzigers.

Auswärtsspiel. „Hat doch keiner was gemacht!“ Die Fans sind entsetzt. „War doch nichts!“ Dutzende gut gepanzerte Polizisten dringen in den Block der Anhänger des TSV 1860 München ein. „Da müssen sie sich nicht wundern“, hört man einen im schönsten Wutmünchnerisch. Und dann grölen sie im Chor: „Wir wollen keine Bullenschweine!“ Fan-Alltag auch für Laurenz.

„Du weißt ja“, sagt seine Frau irgendwann, als sie den Mann längst rausgeschmissen hat, zu dessen Mutter, „der ist wieder mit seinen Löwen unterwegs.“ Später sagt dann der Fanbetreuer der Löwen zum Laurenz, dass es bei Erzgebirge Aue immer schwierig ist mit der Polizei, dass er selber aber nicht dabei gewesen ist und die Fans deshalb nur wenig Unterstützung „gegenüber der Polizei“ gehabt haben.

Laurenz schüttelt den Kopf. Verloren haben sie, seine Löwen, nachdem die Polizei den Block geräumt hat. Scheißgeschichte. Nein, dem Laurenz geht es nicht gut in Hubert Pöllmanns Film „Männer am Wochenende“, der als Nischenprodukt in Zusammenarbeit mit der Münchner Drehbuchschule mit niedrigstem Etat entstanden ist.

Pöllmann spielt den Laurenz, er spielt ein bisschen auch sich selbst, einen grau gewordenen traurigen Mann in den 50ern. Er verarbeitet seine Scheidung. Und seine Botschaft ist klar: Als Fan des TSV 1860 ist man Kummer gewohnt, da schafft man es letztlich auch, über eine Scheidung hinwegzukommen.

Trennung ausgeschlossen

Die Beziehung zu den Löwen ist dann aber doch irgendwie enger, als es die zu einer Frau je werden kann. Eine Trennung ist hier ausgeschlossen. Wegen dieser Botschaft ist „Männer am Wochenende“ ein Fußballfilm, auch wenn der TSV 1860 München nur Nebensache ist in der Leidensgeschichte, die da erzählt wird.

Für die Ehe gibt es keine Hoffnung. Es ist vorbei. Bei den Löwen gibt es jetzt einen Investor, und die Fans fragen sich, ob der ihnen einen goldene Zukunft kaufen wird. Da gibt es ein wenig Hoffnung, aber irgendwie auch nicht viel. Das lässt sich Laurenz von einem Fan-Aktivisten erklären: „Was aber auf uns zukommt als Fans, ist, dass du bei Auswärtsspielen als einer der Hurenvereine Deutschlands beschimpft wirst.

Und deshalb bin ich nicht 60-Fan geworden.“ Scheißgeschichte, die mit dem Investor. Nein, lustig ist das Fanleben nicht, das Pöllmann zeichnet. Es ist so hässlich, wie die Stadt München in dem Film dargestellt wird. Elende Gestalten an einer Bushaltestelle, Feierabendbiere auf dem Bürgersteig und Sex mit einer durchgeknallten Frau, die sich nur gefesselt vögeln lassen will („Nicht verkehrt, aber auf Dauer nichts für mich“).

Schön ist auch das Leben des Laurenz nicht, nachdem er von seiner wohlhabenden Frau rausgeschmissen wurde und bei seinem Bruder in dessen Messibude untergekrochen ist. Jetzt wohnt er bei diesem selbst ernannten Wissenschaftler, der merkwürdige Dinge erzählt.

Tod in der Badewanne

Vom unendlichen Leben einer Zelle zum Beispiel und dass der menschliche Organismus allein von den Ausscheidungen der Bakterien in seinem Körper leben kann. Nur trinken müsse man dann ab und zu etwas, Direktsaft oder eine Maß Bier, was Isotonisches eben.

Irgendwann liegt der Bruder dann tot in der Badewanne („Schon wieder einer, der tot ist“). Vermachen können hat der Bruder dem Laurenz nicht viel mehr als ein Zertifikat für ein Grundstück auf dem Mond. Laurenz schüttelt den Kopf und beginnt zu träumen. Wovon? Keine Frage. Eine Vereinshymne erklingt. „Ich will nah bei dir sein, denn du bist mein Verein.“ Das elende Leben vom Laurenz hat also doch einen Sinn: 1860 München. Traurig.

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